Jonatan
1 Im Jahre 160 zog Alexander, der Sohn des Antiochus, mit dem Beinamen Epiphanes, herauf und eroberte Ptolemais. Sie nahmen ihn auf, und er regierte hier.
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2 Als dies der König Demetrius hörte, sammelte er zahlreiche Streitkräfte und zog gegen ihn in den Kampf.
3 Und Demetrius sandte an Jonatan einen Brief freundschaftlichen Inhalts, in dem er ihn ehren wollte.
4 Denn er dachte: "Wir wollen zuvorkommen und einen Freundschaftsbund mit ihm schließen, ehe er sich mit Alexander gegen uns verbündet;
5 denn er könnte sich all des Bösen erinnern, das wir an ihm, seinen Brüdern und seinem Volke verübt haben."
6 So gab er ihm Vollmacht, Truppen auszuheben, Waffen anzuschaffen und sein Bundesgenosse zu werden. Auch die Geiseln in der Burg ließ er ihm übergeben.
7 Da ging Jonatan nach Jerusalem und las dem gesamten Volk und denen in der Burg den Brief laut vor.
8 Da gerieten sie in große Furcht, als sie hörten, daß der König ihm Vollmacht zur Truppenaushebung gegeben habe.
9 Die in der Burg übergaben Jonatan auch die Geiseln, und er übergab sie ihren Eltern.
10 So wohnte Jonatan in Jerusalem und begann mit dem Aufbau und der Wiederherstellung der Stadt.
11 Er gebot den Werkleuten, die Mauern um den Sionsberg zur Verstärkung aus Quadersteinen aufzubauen.
12 Da flohen die Fremden aus den von Bakchides erbauten Festungen.
13 Jeder verließ seinen Wohnsitz und zog in seine Heimat.
14 Nur in Bethsur blieben einige von denen, die Gesetz und Gebote verlassen hatten. Denn es diente ihnen als Zufluchtsort.
15 Da hörte der König Alexander von all den Versprechungen, die Demetrius dem Jonatan gemacht, und man erzählte ihm von den Kämpfen und Heldentaten, die er und seine Brüder verrichtet, und von den Drangsalen, die sie erduldet hatten.
16 Da sprach er: "Könnten wir wohl noch einen solchen Mann finden? So wollen wir ihn zu unserem Freund und Bundesgenossen machen."
17 Er schrieb also einen Brief und ließ ihm folgende Botschaft zugehen:
18 "König Alexander entbietet seinem Bruder Jonatan seinen Gruß.
19 Wir hörten von dir, daß du ein tapferer Mann bist und wert, unser Freund zu sein.
20 Wir setzen dich also heute zum Hohenpriester deines Volkes ein, und du sollst des Königs Freund heißen - er sandte ihm zugleich ein Purpurgewand und eine Krone -. Schlag dich auf unsere Seite und halte Freundschaft mit uns!"
21 Jonatan legte das heilige Gewand im siebten Monat des Jahres 160 am Laubhüttenfest an, warb Truppen und schaffte viele Waffen an.
22 Als Demetrius diese Vorgänge hörte, ward er betrübt und sprach:
23 "Warum ließen wir dies geschehen, daß uns Alexander zuvorkam, sich die Freundschaft der Juden zu seiner Stärkung zu verschaffen?
24 Auch ich will ihnen Briefe voll Ermahnungen, Lobeserhebungen und Versprechungen schreiben, damit sie mir Beistand leisten."
25 So ließ er folgende Botschaft an sie ergehen: "König Demetrius entbietet dem Judenvolke seinen Gruß.
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26 Daß ihr die mit uns geschlossenen Verträge haltet, in der Freundschaft gegen uns verharret und nicht zu unseren Feinden übergetreten seid, haben wir gehört und uns darüber gefreut.
27 So verharrt auch weiterhin in der Treue gegen uns, und wir vergelten euch Gutes für das, was ihr an uns tut!
28 Wir erlassen euch viele Auflagen und machen euch Geschenke.
29 Von jetzt an erkläre ich euch für frei und erlasse allen Juden die Steuern, ebenso die Abgaben für Salz und die Kronen.
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30 Auch erlasse ich von heute an und in Zukunft die mir zustehende Abgabe für den dritten Teil der Aussaat und für die Hälfte der Baumfrüchte und nehme sie nicht mehr von Judäa und von den drei zu ihm geschlagenen Bezirken in Samaria.
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31 Jerusalem soll heilig sein und steuerfrei samt seinem Gebiete, frei von Zehnten und Abgaben!
32 Ich verzichte auch auf die Gewalt über die Burg zu Jerusalem und übergebe sie dem Hohenpriester, daß er Leute hineinlege, die er selber zu ihrer Bewachung ausgewählt.
33 Ich lasse auch alle Juden ohne Lösegeld frei, die aus Judäa irgendwohin in mein Reich gefangen weggeführt wurden. Jedermann soll ihnen die Abgaben, auch die für ihr Vieh, erlassen!
34 Alle Feste, Sabbate, Neumonde und gesetzlichen Tage, dazu drei Tage vor dem Fest und drei nachher, sollen für alle Juden in meinem ganzen Reich Tage der Steuerfreiheit und des Nachlasses sein!
35 Niemand soll Macht haben, einen von ihnen wegen irgendeines Rechthandels zu drängen oder zu belästigen!
36 Ferner sollen von den Juden etwa dreißigtausend Mann für die Truppen des Königs ausgewählt und so besoldet werden, wie es allen königlichen Truppen zukommt!
37 Ein Teil von ihnen werde in die großen Festungen des Königs gelegt, ein Teil in Vertrauensposten bei Reichsämtern eingesetzt! Ihre Vorgesetzten und Führer sollen aus ihrer Mitte genommen werden! Auch mögen sie nach ihren Satzungen leben, wie es der König bereits in Judäa verfügt hat.
38 Und die drei von der Landschaft Samaria zu Judäa geschlagenen Bezirke verbinde man so mit Judäa, daß sie als einem unterstehend zu gelten haben und keiner anderen Macht als der des Hohenpriesters gehorchen müssen!
39 Ich schenke Ptolemais und sein Gebiet dem Heiligtum zu Jerusalem zur Bestreitung des nötigen Opferaufwandes.
40 Auch gebe ich selbst alljährlich fünfzehntausend Silberlinge aus den königlichen Einkünften von den geeigneten Orten.
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41 Und all die Überschüsse, die die Beamten noch nicht wie in früheren Jahren abgeliefert haben, sollen sie von jetzt an für die Arbeiten am Tempelhaus abliefern!
42 Dazu die 5.000 Silberlinge, die man jährlich von den Tempeleinkünften erhob! Auch sie sollen erlassen sein und den diensttuenden Priestern zukommen!
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43 Und alle, die in den Tempel zu Jerusalem wie überhaupt in seinen Bereich fliehen, weil sie beim König oder sonstwie Schuld auf sich haben, sollen mit ihrem ganzen Besitz in meinem Reiche frei bleiben!
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44 Zum Bau und zur Wiederherstellung der Bauwerke am Heiligtum sollen die Kosten aus dem königlichen Schatz bestritten werden!
45 Auch zum Bau der Mauern Jerusalems und seiner Befestigung ringsum sollen die Kosten aus dem königlichen Schätze bestritten werden, wie auch zum Aufbau der Mauern von Judäa!"
46 Als Jonatan und das Volk diese Versprechungen hörten, schenkten sie ihnen keinen Glauben. Sie nahmen sie nicht an, weil sie der großen Bosheit gedachten, die er in ganz Israel verübt und mit der er sie schwer bedrückt hatte.
47 Vielmehr hielten sie es mit Alexander, weil er ihnen zuerst freundschaftliche Worte gegeben, und blieben allezeit seine Bundesgenossen.
48 Der König Alexander sammelte nun zahlreiche Streitkräfte und lagerte sich gegen Demetrius.
49 Die beiden Könige lieferten sich eine Schlacht. Da floh des Demetrius Heer, und Alexander verfolgte ihn. So gewann er die Oberhand über sie.
50 Er setzte den Kampf hartnäckig fort, bis die Sonne unterging, und Demetrius fiel an jenem Tag.
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51 Da schickte Alexander an Ptolemäus, den König von Ägypten, Gesandte mit dieser Botschaft:
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52 "Ich bin wieder in mein Reich zurückgekehrt, habe meiner Väter Thron bestiegen, die Herrschaft ergriffen, Demetrius besiegt und unser Land in meine Gewalt bekommen.
53 Ich lieferte ihm eine Schlacht. Da wurde er mit seinem Heer von uns besiegt, und wir bestiegen den königlichen Thron.
54 So wollen wir jetzt Freundschaft miteinander schließen. Gib mir also deine Tochter zum Weib, daß ich mich mit dir verschwägere! Ich gebe dir Geschenke, die deiner würdig sind."
55 Der König Ptolemäus antwortete: "Glücklich der Tag, an dem du in deiner Väter Land zurückgekehrt bist und ihren königlichen Thron bestiegen hast!
56 So will ich dir gewähren, wovon du schriebst. Komm jedoch nach Ptolemais mir entgegen, damit wir einander sehen! Dann verschwägere ich mich mit dir, wie du vorschlugst."
57 So zog Ptolemäus mit seiner Tochter Kleopatra aus Ägypten und kam nach Ptolemais im Jahre 162.
58 Der König Alexander zog ihm entgegen. Da gab er ihm seine Tochter Kleopatra und feierte ihre Hochzeit mit wahrhaft königlicher Pracht.
59 Und der König Alexander schrieb an Jonatan, er solle mit ihm zusammenkommen.
60 So zog er mit Gepränge nach Ptolemais und traf mit den beiden Königen zusammen. Da gab er ihnen und ihren Freunden Gold, Silber und viele andere Geschenke und fand Gnade vor ihnen.
61 Da traten gegen ihn schlechte Männer aus Israel zusammen, Abtrünnige, ihn zu verklagen. Aber der König achtete nicht auf sie.
62 Der König befahl vielmehr, man solle Jonatan seine Kleider abnehmen und ihn in Purpur kleiden. Man tat so.
63 Dann ließ ihn der König neben sich setzen und gebot seinen obersten Beamten: "Zieht mit ihm durch die Stadt und ruft aus, daß ihn niemand wegen irgendeiner Handlung oder Sache anklagen oder behelligen dürfe"
64 Als die Ankläger sahen, welche Ehre ihm widerfuhr, wie man ausrief, und wie er mit dem Purpur bekleidet war, entflohen sie alle.
65 So erwies der König ihm hohe Ehren, zeichnete ihn unter die ersten seiner Freunde ein und machte ihn zum Feldherrn und Statthalter.
66 Dann kehrte Jonatan wohlbehalten und voller Freude nach Jerusalem zurück.
67 Im Jahre 165 kam Demetrius, des Demetrius Sohn, aus Kreta in das Land seiner Väter.
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68 Als dies der König Alexander hörte, ward er sehr bekümmert und kehrte nach Antiochien zurück.
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69 Demetrius bestätigte den Apollonius Daos, Cölesyriens Statthalter. Dieser sammelte ein großes Heer und lagerte in Jamnia. Er sandte zu dem Hohenpriester Jonatan und ließ ihm sagen:
70 "Du ganz allein erhebst dich wider uns. Um deinetwillen ward ich zum Gelächter und Gespött. Warum maßest du dir über uns im Gebirge Gewalt an?
71 Nun wohlan! Vertraust du auf deine Kräfte, dann steig zu uns in die Ebene herab, daß wir uns hier miteinander messen! Denn die Macht der Städte steht auf meiner Seite.
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72 Erkundige dich nur, dann erfährst du, wer ich bin und die anderen, die uns helfen! Dann wird man sagen, daß ihr nicht vor uns standhalten könnt. Denn zweimal wurden deine Väter in ihrem eigenen Land geschlagen.
73 Nein, du kannst einer solchen Reiterei und Heeresmacht nicht standhalten in der Ebene, wo weder Stein noch Fels, noch sonst ein Zufluchtsort ist."
74 Als Jonatan diese Botschaft des Apollonius hörte, ward er sehr entrüstet. Er wählte zehntausend Mann aus und verließ Jerusalem. Sein Bruder Simon schloß sich ihm zur Hilfe an.
75 Und er lagerte bei Joppe. Sie verschlossen ihm aber die Stadt, weil eine Besatzung des Apollonius in der Stadt lag. Da stritten sie wider sie.
76 Da öffneten die Bewohner der Stadt aus Furcht die Tore, und Jonatan bemächtigte sich Joppes.
77 Als dies Apollonius hörte, brach er mit dreitausend Reitern und zahlreichem Fußvolk auf und zog nach Asdod, als wollte er vorüberziehen, rückte aber sogleich in die Ebene vor, weil er eine starke Reiterei hatte, auf die er sich verließ.
78 Jonatan folgte ihm nach Asdod nach, und die beiden Heere stießen im Kampf zusammen.
79 Nun hatte Apollonius 1.000 Reiter in einem Versteck in ihrem Rücken zurückgelassen.
80 Jonatan aber merkte, daß hinter ihm ein Hinterhalt sei. Sie umzingelten nun sein Heer und schossen in das Kriegsvolk vom Morgen bis zum Nachmittag Pfeile.
81 Das Volk aber hielt stand, wie Jonatan befohlen, während die Pferde jener ermatteten.
82 Nun zog Simon seine Streitmacht heran und wurde mit dem schweren Fußvolk handgemein; denn die Reiterei war erschöpft. Da wurden sie von ihm geschlagen und flohen.
83 Auch die Reiterei zerstreute sich in der Ebene. Sie flohen nach Asdod und gingen in das Haus Dagons, ihres Götzen, sich zu retten.
84 Jonatan aber verbrannte Asdod und die umliegenden Städte und nahm daraus die Beute. Auch den Dagonstempel und die in ihn Geflohenen verbrannte er.
85 Die Zahl der durchs Schwert Gefallenen und der Verbrannten belief sich auf achttausend Mann.
86 Dann brach Jonatan von dort auf und lagerte gegen Askalon. Da kamen die Einwohner der Stadt mit großem Gepränge ihm entgegen.
87 Dann kehrte Jonatan mit seinen Leuten unter Mitnahme vieler Beute nach Jerusalem zurück.
88 Als der König Alexander davon hörte, erwies er Jonatan noch größere Ehren.
89 Er sandte ihm eine goldene Spange, wie sie gewöhnlich den Verwandten des Königs geschenkt werden. Auch gab er ihm Ekron und sein ganzes Gebiet zum Eigentum.
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