Hag 1

Hag



Am Platze des in Trümmern liegenden Tempels läßt das Buch den Propheten Aggäus auftreten. "Warum verzögert sich die Rettung?" Auf diese Frage des ungeduldigen Volks antwortet der Seher: Wegen des Tempels, der noch in Trümmern liegt (Hag 1, 9). "Baut den Tempel! Dann kommt sofort das Heil." So richtet er seinen zündenden Aufruf an die Spitzen der Gemeinde. Eifrig ging man auch ans Werk. Aber die Mittel der armen Gemeinde reichten nicht weit (Hag 2, 7). Schon bald werden verzagte Stimmen laut, die die kümmerlichen Anfänge der Bauarbeit mit Achselzucken betrachten (Hag 2, 3). Aber Aggäus läßt sich nicht irre machen. Er ermuntert von neuem die Kleinmütigen. Die Mittel zur herrlichen Ausstattung werden schon kommen; denn in kurzem tritt die große Erschütterung der Welt, der Zusammenbruch der Weltreiche ein. Dann fließen die Schätze der Heiden nach Jerusalem und der neue Tempel wird herrlicher als der alte salomonische. Aber die Erfüllung der Weissagung verzögert sich, und der Eifer der Menge erlahmt. Stimmen werden laut, die den Zweck der großen Anstrengungen nicht begreifen wollen; man habe ja den Altar, auf dem man opfern könne. Unentwegt aber wehrt sich Aggäus gegen solche Einreden. Was jetzt geopfert wird, ist, weil die Ehrerbietung fehlt, durchaus unrein (Hag 2, 14). Wie sollte da das Heil kommen? Erst die Vollendung des Tempels kann die Vorbedingung der kommenden Rettung schaffen. Nur emsig gebaut, dann muß der Segen herrlichster Fruchtbarkeit kommen (Hag 2, 15).



Aufforderung zum Tempelbau

1 Im zweiten Jahr des Königs Darius, im sechsten Monat am ersten Monatstag, erging das Wort des Herrn durch den Propheten Aggäus an den Statthalter von Juda, Zorobabel, Salatiels Sohn, sowie an den Hohenpriester Josue, Josadaks Sohn, also lautend:1
2 So spricht der Herr der Heerscharen: "Die Leute sagen, die Zeit sei noch nicht da, das Haus des Herrn zu bauen."
3 Darauf erging das Wort des Herrn durch den Propheten Aggäus, also lautend:
4 "Ist es denn Zeit für euch, in euren Häusern, den getäfelten, zu ruhn, obgleich dies Haus in Trümmern liegt?
5 Nun überlegt einmal", so spricht der Herr der Heerscharen, "wie's euch bisher ergangen ist!
6 Ihr sät viel aus; doch wenig erntet ihr. Ihr esset, werdet aber nimmer satt; ihr trinket, werdet nimmer froh. Ihr ziehet Kleider an und werdet nimmer warm, und wer um Lohn arbeitet, tut ihn in einen löcherigen Beutel."
7 So spricht der Herr der Heerscharen: "Überlegt doch, wie es euch bisher erging!
8 Dann steiget auf die Berge! Herbei mit Holz und baut das Haus! Dies wird mich freuen und mich ehren." So spricht der Herr.
9 "Ihr machtet Platz für viel und seht: Es ward nur weniger. Und was ihr eingeheimst, das blies ich weg. Weshalb?" Ein Spruch des Herrn der Heerscharen. "Um meines Hauses willen, das in Trümmern liegt, und jeder unter euch ist nur geschäftig für sein Haus.
10 Deshalb hält über euch der Himmel seinen Tau zurück, und den Ertrag versagt die Erde.
11 Und ich rief Dürre über Land und Berge und über Korn und Most und Öl herbei und über alles, was der Boden trägt, und über Mensch und Vieh und aller Hände Arbeit."
12 Da hörten Zorobabel, Salatiels Sohn, und Josue, der Sohn des Josadak, der Hohepriester, sowie der ganze Rest des Volkes auf die Stimme ihres Herrn und Gottes, das heißt auf des Aggäus, des Propheten, Worte, sobald der Herr, ihr Gott, ihn abgesandt. Furcht vor dem Herrn befiel das Volk.
13 Da sprach Aggäus, des Herren Bote, gemäß des Herren Botschaft zu dem Volk: "Ich werde mit euch sein." Ein Spruch des Herrn.
14 Und da erweckte Gott den Geist Zorobabels, des Sohns Salatiels, des Statthalters von Juda, sowie den Geist des Hohenpriesters Josue, des Sohnes Josadaks, und den des ganzen Volksrestes. Und so begannen sie die Arbeit an dem Haus des Herrn der Heerscharen und ihres Gottes,
15 am vierundzwanzigsten des sechsten Monats, im zweiten Jahr des Königs Darius.
1 Im August 528. Darius-Kambyses.