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Das Buch Michäas spricht vom Propheten als Zeitgenossen und Landsmann des großen Isaias. Er kämpft als Mann vom Land gegen das wüste Treiben in der Hauptstadt Jerusalem, vor allem gegen Ungerechtigkeit, Unsittlichkeit und Vermessenheit. Mit der Drohung gegen den Tempel auf Sion zerreißt er den letzten Faden, an den sich die nationale Hoffnung klammerte (Mi 3, 12). Doch auch er kennt eine bessere Zukunft unter dem aus Bethlehem stammenden messianischen Friedensfürsten (Mi 4, 1;Mi 5, 1).



Des Volkes Unglück

1 Das Wort des Herrn, das in der Zeit der Judakönige Jotam, Achaz und Ezechias, an Michäas aus Maresa erging, der über Samaria und Jerusalem Gesichte hatte:
2 "Ihr Mitbürger des Volkes alle, hört! Du Land, horch auf, und was darin! Der Herr, der Herr, tritt gegen euch als Kläger auf, der Herr aus seinem heiligen Palast.
3 Denn seht! Von seinem Sitze kommt der Herr. Er steigt herab und schreitet auf des Landes Höhen.1
4 Die Berge schmelzen unter ihm; die Täler spalten sich wie Wachs am Feuer, wie Wasser, das vom Abhang stürzt.
5 Dies alles wegen Jakobs Missetat und der Versündigung des Hauses Israel. Was ist doch Jakobs Missetat? Ist's nicht Samaria? Was ist denn Judas schlechte Wahl? Ist's nicht Jerusalem?"2
6 "Deswegen mache ich Samaria zu einem Feldsteinhaufen an den Weinbergspflanzungen und rolle seine Steine in das Tal, entblöße seinen Grund.
7 Zerschlagen werden alle seine Götzenbilder, verbrannt im Feuer alle seine Weihegaben. Zerstören will ich alle seine Götterbilder; denn was es sammelte an Buhlerlohn, das soll zum Buhlerlohn ihm wieder werden."
8 "Darüber weine ich und klage ich und gehe nackt und bloß einher; ich stimme an ein Schakalheulen; ich stimme an ein Straußenklagen.
9 Ja, tödlich sind die ihm geschlagnen Wunden; denn bis nach Juda wirken sie noch fort. Sie wirken fort bis an die Pforte meines Volks, bis nach Jerusalem.
10 Vermeldet's nicht in Gat; vergießet keine Tränen! Einwohnerschaft von Ophra, wälze dich im Staube!3
11 Zieht fort, Bewohner von Saphir, geht nackt und bloß! Die Schwelle überschreitet, Bewohner von Saanan! Betrübnis um das schwanke Haus erfüllt die ihm Entrissenen.4
12 Denn krank vor Kummer sind die Einwohner, der Habe wegen, denn von dem Herrn dringt Unheil an das Tor Jerusalems.
13 Spannt an den Wagen nun das Roß, Bewohner von Lachis! Zur Missetat der Sionstochter gaben sie den ersten Anlaß. Die Sünden Israels sind bei dir eingeführt.5
14 Deswegen gibst du Gats Besitztum frei. Doch die Geschenke zeige ich nun auf als Täuschungen der Könige von Israel.6
15 Ich führ euch bis zum Bach, Bewohner Maresas. Bis nach Adullam kommt der Reichtum Israels.7
16 Scher dir das Haar! Rauf's aus, um deiner Lieblingskinder willen! Und mach dir eine Glatze so breit wie die des Geiers! Sie schwinden vor dir weg."8
1 Der unsichtbare Gott macht sich durch seine Handlungen bemerkbar.
2 Verführung zum Götzendienst in der Hauptstadt.
3 Damit sie nicht von den Philistern ausgelacht würden. Ophra in Benjamin.
4 Judäische Ortschaften.
5 Sie sollen schnell fliehen; Lachis israelitische Grenzstadt.
6 Aksib, starke judäische Festung.
7 Bei Aksib; Adullam höhlenreicher judäischer Sammelplatz.
8 Zeichen der Trauer.