Ps 1

Der Psalter



Die nach praktisch-religiösen Gesichtspunkten für den Gottesdienst veranstaltete, aus fünf Büchern Psalmen bestehende Sammlung, das liturgische Gebetbuch der vorchristlichen Synagoge, heißt "Der Psalter".

Die wichtigsten Gegenstände der Psalmen sind die unendliche Vollkommenheit Gottes, seine sichtbare Schöpfung, Israels Geschichte, ein Buch der Großtaten Gottes, sein Wirken in der Seele und die Führung der einzelnen Lebensgeschicke. Man unterscheidet vorzüglich Lob-, Dank-, Bitt- und Klagepsalmen.

In den Psalmen finden sich die einfachsten und klarsten Begriffe, die sich auf das Handeln des Menschen gegenüber Gott, sich selbst und den Mitmenschen beziehen. Und da diese Gesänge in ihrem ältesten Kern sicher in vorexilische Zeiten zurückgehen, so liegt darin uraltes Erkenntnisgut vor. "Die Verfasserfrage ist heute nicht durchweg beantwortet und wird wohl nie ins reine kommen. Für die religiöse Auswertung und selbst für den ästhetischen Genuß dürfte diese Frage auch ziemlich gleichgültig sein. Die Seele, die mit dem 43.(42.) Psalm in dunkler Stunde betet: 'Emitte lucem tuam et veritatem tuam', diese Seele fragt nicht danach, ob der Psalm von Davids Harfe oder von einem Harfner der Makkabäerzeit stammt." (Kard. v. Faulhaber).

1. Psalm

1 Heil sei dem Mann, der nach der Frevler Rat nicht wandelt, / nicht auf dem Weg der Sünder bleibt, / nicht in der Spötter Runde weilt,1
2 den nur des Herren Lehre freut, / der seine Lehre Tag und Nacht betrachtet!2
3 Er grünet wie der Baum, verpflanzt an Wasserbäche, / der Früchte trägt zur rechten Zeit, / und dessen Laub nicht welkt. / Und was er tut, gerät ihm gut.
4 Nicht so die Frevler! / Sie sind wie Spreu, die jeder Wind verweht.3
5 Drum halten Frevler nicht in dem Gerichte stand; / die Sünder sind nicht bei der Frommen Sammlung.4
6 Der Frommen Weg: des Herren Sorge; / der Frevler Weg: der Untergang.
1 Dieser Psalm gilt als Einleitung in den ganzen Psalter. Er handelt vom Endgeschick der beiden Parteien, der Frommen und der Frevler. Auf drei Stufen gelangt man zum Bösen: Befolgung der Ratschläge und Einflüsterungen der Frevler, Verharren im Laster, Verführung durch Lehre und Beispiel der Religionsspötter.
2 "Die Lehre des Herrn" bezeichnet hier vor allem die in der Hl. Schrift niedergelegten Gottesgebote für Glauben, Handeln und Unterlassen. "Betrachten" angestrengt nachdenken, um sie zu verstehen und aufs Leben anzuwenden.
3 Beim Worfeln.
4 Am Endgericht in der messianischen Gemeinde.