Hi 7

1 Ist nicht Scharwerk des Menschleins auf Erden und des Söldners Tagen gleich seine Tage?
2 Wie ein Sklave lechzt er nach Schatten, wie ein Söldner erhofft er seine Löhnung.
3 So habe ich Monde der Vergeblichkeit zu eigen bekommen, Nächte des Harms teilte man mir zu.
4 Lege ich mich, muß ich sprechen: Wann stehe ich auf? [Mißt man den Abend aus?!] und ich ersatte der Unrast bis zur Dämmerung.
5 Schon will mein Fleisch sich mit Maden bekleiden, meine Haut mit Staubklumpen, ein Nu noch, und es zerfließt!
6 Meine Tage eilen mehr als ein Weberschiffchen, entgleiten im Hoffnungslosen. -
7 Gedenke, daß mein Leben ein Wind ist! Nie wieder wird mein Auge ein Gutes sehn,
8 nicht gewahrt mich ein Auge, das nach mir sieht, deine Augen zu mir hin - mich gibts nicht mehr.
9 Die Wolke entgleitet, vergeht, so steigt nicht auf, wer ins Gruftreich sank,
10 er kehrt nicht wieder zu seinem Haus, sein Ort erkennt ihn nicht wieder.
11 Auch ich will nicht wehren meinem Munde, in der Drangsal meines Geistes will ich reden, in meiner Seele Bitternis klagen.
12 Bin ich das Meer, bin ich der Drache, daß du eine Wacht wider mich stellst?!
13 Wenn ich spreche: 'Mein Bett wird mich trösten, mein Lager meine Klage enttragen',
14 bestürzest du mich mit Träumen, ängstest durch Schaugeschehnisse mich.
15 Das Ersticken wählt meine Seele sich, den Tod lieber als mein Gebein,
16 ich verwerfs, ich mag nicht immerzu leben, - laß als von mir! ein Dunst sind ja meine Tage!
17 Was ist das Menschlein, daß du sein groß achtest, daß du dein Herz auf es richtest,
18 musterst es jeden Morgen, jeden Nu probst du es aus!
19 Wie lang noch wendest du dich nicht von mir ab, gibst mich nicht los, bis meinen Geifer ich schlucke?
20 Habe ich gesündigt, was bewirke ich dir, Hüter des Adamsgeschlechts? Warum hast du mich dir zum Anstoß gemacht, daß ich mir selber zur Last bin?
21 Weshalb erträgst du meine Abtrünnigkeit nicht, daß du vorbeilassest meine Verfehlung? Denn jetzt dürfte ich mich in den Staub niederlegen, du suchst mich, und es gibt mich nicht mehr.«