1.Joh 1

Dieses Schreiben wendet sich wahrscheinlich an einen örtlich begrenzten Kreis christlicher Gemeinden und ist wohl gegen Ende des 1. Jahrhunderts abgefasst. Nach Stil und Gedankengut ist der 1. Johannesbrief mit dem Johannesevangelium nah verwandt.

Der Verfasser rechnet sich zu einer Gruppe christlicher Lehrer (vgl. »wir« in 1,1-4 u. ö.), die im Kampf gegen Irrlehrer (vgl. 2,18; 4,1) das »von Anfang an« Verkündigte (2,7.24; 3,11) einschärfen wollen.

Das Schreiben mahnt zum Glauben an Jesus, den Christus und Sohn Gottes, und zur Bruderliebe. Es ist kunstvoll gegliedert und hat folgenden Aufbau: Vorrede (1,1-4); Gemeinschaft mit Gott durch ein Leben im Licht, das heißt durch Einhalten der Gebote (1,5 - 2,17); Abwehr der »Antichriste« und Festhalten am wahren Bekenntnis zu Christus (2,18-27); Gotteskindschaft und Erfüllung der Gerechtigkeit in tätiger Bruderliebe (2,28 - 3,24); Unterscheidung der Geister und Verwirklichung des Glaubens in der Liebe (4,1-21); der wahre Glaube als Sieg über die Welt und als Weg zum Leben (5,1-12); Abschluss: Sünde und ewiges Leben (5,13-21).

Der 1. Johannesbrief ist ein wichtiges Zeugnis für den wahren Glauben an Jesus Christus als Gottessohn und weist auf bleibende Grundlagen des christlichen Lebens hin (Bruderliebe, Überwindung der Sünde).

Vorrede: Das Wort des Lebens: 1,1-4

1 Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben, das verkünden wir: das Wort des Lebens. 12
2 Denn das Leben wurde offenbart; wir haben gesehen und bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns offenbart wurde.
3 Was wir gesehen und gehört haben, das verkünden wir auch euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt. Wir aber haben Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. 3
4 Wir schreiben dies, damit unsere Freude vollkommen ist. 4

Das Leben in der Gemeinschaft mit Gott: 1,5 - 2,17

Das Wesen Gottes: 1,5-7

5 Das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkünden: Gott ist Licht und keine Finsternis ist in ihm. 5
6 Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und doch in der Finsternis leben, lügen wir und tun nicht die Wahrheit. 6
7 Wenn wir aber im Licht leben, wie er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft miteinander und das Blut seines Sohnes Jesus reinigt uns von aller Sünde. 7

Christ und Sünde: 1,8 - 2,2

8 Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst in die Irre und die Wahrheit ist nicht in uns. 8
9 Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht; er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht. 9
10 Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, machen wir ihn zum Lügner und sein Wort ist nicht in uns. 10
1 ℘ Joh 1,1-5.14
2 1-4: Die Vorrede ist mit dem Anfang des Evangeliums verwandt und setzt diesen wohl voraus. Die Zeugen des Mensch gewordenen Wortes («Wort des Lebens») sprechen als Verkündiger; sie wollen die Briefempfänger zu einer tieferen Gemeinschaft mit dem Vater und seinem Sohn Jesus Christus führen. das Wort des Lebens, wörtlich: vom Wort des Lebens sprechen wir.
3 ℘ 1,7; Joh 17,20f; 1 Kor 1,9
4 ℘ Joh 15,11; 16,20.22.24; 17,13; 2 Joh 12
5 ℘ 3,11; Dan 2,22; Joh 8,12; Jak 1,17
6 ℘ 2,4.11; Joh 3,20f
7 ℘ Joh 8,12; 12,35f; Hebr 9,14.22
8 8-2,2: Das Thema «Christ und Sünde» durchzieht das ganze Schreiben (vgl. 3,4-9; 3,19-21; 5,3f; 5,16-18).
9 ℘ Ex 34,6f; Dtn 32,4
10 ℘ Spr 28,13