Mk 1

Das älteste, griechisch geschriebene Evangelium wird nach altkirchlicher Überlieferung Markus zugeschrieben. Damit ist gemeint Johannes Markus aus Jerusalem, Sohn einer Maria, in deren Haus sich die Urgemeinde in Jerusalem versammelte; er war ein Vetter des Barnabas, Mitarbeiter des Paulus und später auch des Petrus (Phlm 24; Kol 4,10; Apg 12,12; 13,5; 15,36-39; 1 Petr 5,13). Ebenfalls nach altkirchlicher Überlieferung schrieb er sein Evangelium in Rom. Es steht in zeitlichem Zusammenhang mit der Zerstörung Jerusalems (Mk 13) und ist deshalb um 70 n. Chr. verfasst, und zwar für Heiden und Heidenchristen (vgl. 7,3f).

Markus sammelte Überlieferungen über Jesus, vor allem Wundererzählungen, Gleichnisse, Geschichten, die in einem Jesuswort gipfeln, Einzelworte und Zeugnisse über die Passion. Er ordnete diese Stoffe zeitlich und sachlich und verarbeitete sie so zu einem Evangelium. Der geographisch bestimmte Aufriss ist folgender: Wirken Jesu in Galiläa (1,14 - 5,43); Wanderung durch jüdisch-heidnisches Gebiet mit Belehrung der Jünger (6,1 - 9,50); Zug nach Jerusalem, Ringen mit den jüdischen Führern und Tod am Kreuz (10,1 - 15,47). Sein Evangelium beginnt mit dem Auftreten des Täufers (1,1-13) und endet mit dem Auffinden des leeren Grabes durch Frauen am Ostermorgen (16,1-8).

Der Anhang (16,9-20) wurde erst im 2. Jahrhundert von unbekannter Hand angefügt, vermutlich weil der jähe Schluss 16,8 nicht befriedigte. Die Annahme, dass ein ursprünglicher Schluss verloren ging, ist wenig wahrscheinlich.

Indem Markus vom Wirken und vom Schicksal Jesu berichtet, verkündet er, dass Gott durch diesen Jesus seinen Willen offenbart hat, die Menschen zu retten: Jesus ist der verheißene Messias, der Sohn Gottes; durch sein Wirken ist die Heilszeit angebrochen (1,14). Er überwindet das Unheil, die Herrschaft des Satan und seiner Helfer (Dämonenaustreibungen und Krankenheilungen), er vergibt Sünden (2,1-12), verkündet den unverfälschten Willen Gottes (2,27f; 7,1-23) und richtet das Reich Gottes auf (Kap. 4). Weil in seiner Person Gottes Vollmacht in menschlicher Niedrigkeit auftritt, wird sein Geheimnis nicht begriffen, nicht von den Juden, aber auch nicht von den Jüngern vor der Auferstehung Jesu (6,4-6; 8,14-21; 14,26-42; vgl. auch die Schweigegebote Jesu 5,43; 8,30; 9,9). Die einzig angemessene Haltung der Botschaft Jesu gegenüber ist unbedingter Glaube (5,36; 9,19-24; 11,22-25). Christsein heißt, Jesus in Glaube, Selbstlosigkeit, Bereitschaft zum Dienen und Mut zum Leiden nachzufolgen (8,31-33; 9,42-48; 10,17-27.41-45) und so die Kraft des Reiches Gottes zu erfahren. Der erste Heide, der das Geheimnis Jesu erkannte, ist der Hauptmann unter dem Kreuz: »Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn« (15,39). In ihm sieht Markus die Heidenkirche beim Kreuz Christi vertreten. Die bedrängten Heidenchristen will Markus durch sein Evangelium in ihrem Glauben stärken und ermutigen, Christus auch in Verfolgungen treu zu bleiben.

Die Vorbereitung des Wirkens Jesu: 1,1-13

Johannes der Täufer: 1,1-8

1 Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes: 12
3]//ESyn0812/<t>
$ŽT://ESyn0812/Nr. 1
$ŽG://ESyn0812/

2 Es begann, wie es bei dem Propheten Jesaja steht: Ich sende meinen Boten vor dir her; /
 
er soll den Weg für dich bahnen. 4
5]//ESyn0812/<t>
$ŽT://ESyn0812/Nr. 107
$ŽG://ESyn0812/

3 Eine Stimme ruft in der Wüste: /
 
Bereitet dem Herrn den Weg! /
 
Ebnet ihm die Straßen! 6

4 So trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündigte Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden. 789]//ESyn0812/<t>
$ŽT://ESyn0812/Nr. 32
$ŽG://ESyn0812/

5 Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen.
6 Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig.
7 Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren. 10]//ESyn0812/<t>
$ŽT://ESyn0812/Nr. 16
$ŽG://ESyn0812/

8 Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.

Die Taufe Jesu: 1,9-11

9 In jenen Tagen kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. 11]//ESyn0812/<t>
$ŽT://ESyn0812/Nr. 18
$ŽG://ESyn0812/

10 Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam.
11 Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden. 12
13]//ESyn0812/<t>
$ŽT://ESyn0812/Nr. 302
$ŽG://ESyn0812/

Die Versuchung Jesu: 1,12-13

12 Danach trieb der Geist Jesus in die Wüste. 14]//ESyn0812/<t>
$ŽT://ESyn0812/Nr. 20
$ŽG://ESyn0812/

13 Dort blieb Jesus vierzig Tage lang und wurde vom Satan in Versuchung geführt. Er lebte bei den wilden Tieren und die Engel dienten ihm.

Das Wirken Jesu in Galiläa: 1,14 - 8,26

Erstes Auftreten in Galiläa: 1,14-15

14 Nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus wieder nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes 15]//ESyn0812/<t>
$ŽT://ESyn0812/Nr. 32
$ŽG://ESyn0812/

15 und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium! 16

Die Berufung der ersten Jünger: 1,16-20

16 Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon, die auf dem See ihr Netz auswarfen; sie waren nämlich Fischer. 17]//ESyn0812/<t>
$ŽT://ESyn0812/Nr. 41
$ŽG://ESyn0812/

17 Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen.
18 Sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm.
19 Als er ein Stück weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren im Boot und richteten ihre Netze her.
20 Sofort rief er sie und sie ließen ihren Vater Zebedäus mit seinen Tagelöhnern im Boot zurück und folgten Jesus nach.

Jesus in der Synagoge von Kafarnaum: 1,21-28

21 Sie kamen nach Kafarnaum. Am folgenden Sabbat ging er in die Synagoge und lehrte. 181920]//ESyn0812/<t>
$ŽT://ESyn0812/Nr. 35
$ŽG://ESyn0812/

22 Und die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der (göttliche) Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten.
23 In ihrer Synagoge saß ein Mann, der von einem unreinen Geist besessen war. Der begann zu schreien: 21]//ESyn0812/<t>
$ŽT://ESyn0812/Nr. 36
$ŽG://ESyn0812/

24 Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes. 2223
25 Da befahl ihm Jesus: Schweig und verlass ihn!
26 Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei.
27 Da erschraken alle und einer fragte den andern: Was hat das zu bedeuten? Hier wird mit Vollmacht eine ganz neue Lehre verkündet. Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl. 24
28 Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa.

Die Heilung der Schwiegermutter des Petrus: 1,29-31

29 Sie verließen die Synagoge und gingen zusammen mit Jakobus und Johannes gleich in das Haus des Simon und Andreas. 25]//ESyn0812/<t>
$ŽT://ESyn0812/Nr. 37
$ŽG://ESyn0812/

30 Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen mit Jesus über sie,
31 und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr und sie sorgte für sie.

Die Heilung von Besessenen und Kranken: 1,32-34

32 Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus. 262728]//ESyn0812/<t>
$ŽT://ESyn0812/Nr. 38
$ŽG://ESyn0812/

33 Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt,
34 und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Und er verbot den Dämonen zu reden; denn sie wussten, wer er war.
29]//ESyn0812/<t>
$ŽT://ESyn0812/Nr. 113
$ŽG://ESyn0812/

Aufbruch aus Kafarnaum: 1,35-39

35 In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten. 30]//ESyn0812/<t>
$ŽT://ESyn0812/Nr. 39
$ŽG://ESyn0812/

36 Simon und seine Begleiter eilten ihm nach,
37 und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich.
38 Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen.
39 Und er zog durch ganz Galiläa, predigte in den Synagogen und trieb die Dämonen aus. 31
32]//ESyn0812/<t>
$ŽT://ESyn0812/Nr. 40
$ŽG://ESyn0812/

Die Heilung eines Aussätzigen: 1,40-45

40 Ein Aussätziger kam zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde. 333435]//ESyn0812/<t>
$ŽT://ESyn0812/Nr. 42
$ŽG://ESyn0812/

41 Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will es - werde rein!
42 Im gleichen Augenblick verschwand der Aussatz und der Mann war rein.
43 Jesus schickte ihn weg und schärfte ihm ein: 36
44 Nimm dich in Acht! Erzähl niemand etwas davon, sondern geh, zeig dich dem Priesterund bring das Reinigungsopfer dar, das Mose angeordnet hat. Das soll für sie ein Beweis (meiner Gesetzestreue) sein. 3738
45 Der Mann aber ging weg und erzählte bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er verbreitete die ganze Geschichte, sodass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch außerhalb der Städte an einsamen Orten auf. Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm.

1 ℘ 15,39; (1-8) Joh 1,19-28; Mt 3,1-6.11; Lk 3,3-6.15f
2 1-8: Die ältesten Christengemeinden waren vor allem am öffentlichen Wirken Jesu interessiert (vgl. Apg 10,37-41). Darum bringt Markus, anders als Matthäus und Lukas, keine Vorgeschichte, sondern beginnt sein Evangelium sofort mit dem Auftreten des Täufers und der Taufe Jesu. «dem Sohn Gottes» fehlt bei einigen alten Textzeugen.
3 ℘ ⇨Esyn: Synopse Nr. 1
4 ℘ Mal 3,1; Ex 23,20; Mt 11,10; Lk 1,76; 7,27
5 ℘ ⇨Esyn: Synopse Nr. 107
6 ℘ Jes 40,3 G
7 ℘ Apg 13,24; 19,4
8 Umkehr und Taufe, wörtlich: Taufe der Umkehr.
9 ℘ ⇨Esyn: Synopse Nr. 32
10 ℘ ⇨Esyn: Synopse Nr. 16
11 ℘ (9-11) Joh 1,29-34; Mt 3,13-17; Lk 3,21f ⇨Esyn: Synopse Nr. 18
12 ℘ Gen 22,2; Ps 2,7; Jes 42,1; Mt 3,17
13 ℘ ⇨Esyn: Synopse Nr. 302
14 ℘ (12-13) Mt 4,1f.11; Lk 4,1f ⇨Esyn: Synopse Nr. 20
15 ℘ (14-15) Mt 4,12.17; Lk 4,14f ⇨Esyn: Synopse Nr. 32
16 In diesem programmatischen Satz fasst Markus den Inhalt der Botschaft Jesu zusammen.
17 ℘ (16-20) Lk 5,1-11; Joh 1,35-51; Mt 4,18-22 ⇨Esyn: Synopse Nr. 41
18 ℘ (21f) Mt 7,28f; (21-28) Lk 4,31-37
19 21-34: Mit der Beschreibung des ersten Tages des Wirkens Jesu in Kafarnaum zeigt der Evangelist beispielhaft Jesu Tätigkeit: Jesus beweist durch Wort und Tat seine Vollmacht.
20 ℘ ⇨Esyn: Synopse Nr. 35
21 ℘ ⇨Esyn: Synopse Nr. 36
22 ℘ 5,7; Mt 8,29; Lk 8,28; Joh 2,4
23 Andere Übersetzungsmöglichkeit: Du bist gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen.
24 ℘ Mt 7,29
25 ℘ (29-31) Mt 8,14f; Lk 4,38f ⇨Esyn: Synopse Nr. 37
26 ℘ (32-34) Mt 8,16; Lk 4,40f
27 Die Sabbatruhe dauerte vom Sonnenuntergang des Vortags bis zum Sonnenuntergang am Sabbat.
28 ℘ ⇨Esyn: Synopse Nr. 38
29 ℘ ⇨Esyn: Synopse Nr. 113
30 ℘ Lk 5,16; 9,18; (35-39) Lk 4,42-44 ⇨Esyn: Synopse Nr. 39
31 ℘ Mt 4,23
32 ℘ ⇨Esyn: Synopse Nr. 40
33 ℘ (40-45) Mt 8,2-4; Lk 5,12-16
34 40-44: Aussatz und verschiedene Hautkrankheiten schlossen vom Zusammenleben mit anderen Menschen aus. Erst wenn die dafür zuständigen Priester die Heilung festgestellt hatten, war die Rückkehr in die alte Lebensgemeinschaft wieder erlaubt (vgl. Lev 13 14).
35 ℘ ⇨Esyn: Synopse Nr. 42
36 ℘ (43f) 5,43
37 ℘ Lev 13,49; 14,2-32; Lk 17,14
38 ein Beweis (meiner Gesetzestreue): andere Übersetzungsmöglichkeiten: ein Beweis (meiner Vollmacht); oder: ein Beweis (deiner Heilung).