Sach 1

Das Buch Sacharja zerfällt in zwei deutlich voneinander geschiedene Teile. Den Schwerpunkt des ersten Teils (Kap. 1 - 8) bilden acht Visionen, die den Plan Gottes zur Wiederherstellung des zerstörten Jerusalem und zur Neuordnung des begnadigten Gottesvolkes darlegen. Im Anschluss daran ermahnt der Prophet das Volk von Juda, sich durch ein Leben nach der Weisung Gottes auf die Erfüllung der endzeitlichen Verheißungen vorzubereiten. Der zweite Teil des Buches (Kap. 9 - 14) wendet sich direkt dem Endgeschehen zu. Dementsprechend ist dort die Rede von der Bedrängnis Jerusalems durch die gottwidrige Heidenwelt und von der damit verbundenen Läuterung des Gottesvolkes, aber auch von dem Auftreten des Messias und von der Offenbarung der Gottesherrschaft für die ganze Welt.

Die Abfassung des ersten Teils geht zweifellos auf die Verkündigung des Propheten Sacharja zurück, der nach 1,1.7 und 7,1 in den Jahren 520-518 v. Chr. in Jerusalem aufgetreten ist. Die Entstehung des zweiten Teils dagegen fällt offensichtlich in eine spätere Zeit, wie der andersartige geschichtliche Hintergrund und die weiterentwickelten Vorstellungen über die Endzeit erkennen lassen.

Die Bedeutung der Botschaft Sacharjas erkennt man, wenn man sie auf dem Hintergrund der ersten Zeit nach der Rückkehr der verbannten Judäer aus Babylonien sieht. Angesichts der Hoffnungslosigkeit des Volkes, das nach den Schicksalsschlägen der Vergangenheit und den trostlosen Erfahrungen der Gegenwart in der Versuchung lebt, sich selbst und seine Sendung aufzugeben, entfacht Sacharja im Blick auf das Kommen der endzeitlichen Gottesherrschaft den Eifer seiner Zeitgenossen für ein mutiges und opferbereites Handeln beim Wiederaufbau Jerusalems und bei der Neuordnung des Gottesvolkes.

Erster Teil: Die Visionen und Worte Sacharjas: 1,1 - 8,23

Der Aufruf zur Umkehr: 1,1-6

1 Im zweiten Jahr des Darius erging im achten Monat das Wort des Herrn an den Propheten Sacharja, den Sohn Berechjas, des Sohnes Iddos: 1
2 Schwer hat der Herr euren Vätern gezürnt.
3 Deshalb sag zu ihnen: So spricht der Herr der Heere: Kehrt um zu mir - Spruch des Herrn der Heere -, dann kehre ich um zu euch, spricht der Herr der Heere. 2
4 Seid nicht wie eure Väter, denen die früheren Propheten verkündeten: So spricht der Herr der Heere: Kehrt doch um von euren heillosen Wegen und von euren heillosen Taten. Aber sie hörten nicht und schenkten mir kein Gehör - Spruch des Herrn.
5 Wo sind nun eure Väter? Und die Propheten - leben sie ewig?
6 Meine Worte und meine Entschlüsse, die ich durch meine Knechte, die Propheten, verkünden ließ, haben sie sich nicht an euren Vätern erfüllt? Darauf kehrten sie um und sagten: Wie unsere Wege und unsere Taten es verdienten, gedachte der Herr der Heere an uns zu handeln und so hat er gehandelt.

Die erste Vision: Das Gericht über die Völker: 1,7-17

7 Am vierundzwanzigsten Tag des elften Monats - das ist der Monat Schebat - im zweiten Jahr des Darius erging das Wort des Herrn an den Propheten Sacharja, den Sohn Berechjas, des Sohnes Iddos.
8 In dieser Nacht hatte ich eine Vision: Ich sah einen Mann auf einem rotbraunen Pferd. Er stand zwischen den Myrtenbäumen in der Tiefe und hinter ihm waren rotbraune, blutrote und weiße Pferde. 3
9 Ich fragte: Herr, was bedeuten diese Pferde? Und der Engel, der mit mir redete, sprach: Ich will dich sehen lassen, was sie bedeuten.
10 Da ergriff der Mann, der zwischen den Myrtenbäumen stand, das Wort und sagte: Der Herr hat diese Pferde gesandt, damit sie die Erde durchziehen.
11 Und sie antworteten dem Engel des Herrn, der zwischen den Myrtenbäumen stand: Wir haben die Erde durchzogen - die ganze Erde ruht und liegt still.
12 Da sagte der Engel des Herrn: Herr der Heere, wie lange versagst du noch Jerusalem und den Städten Judas dein Erbarmen, denen du nun siebzig Jahre grollst?
13 Der Herr antwortete dem Engel, der mit mir redete, in freundlichen Worten, Worten voll Trost.
14 Da sagte mir der Engel, der mit mir redete: Verkünde: So spricht der Herr der Heere: Mit großem Eifer trete ich für Jerusalem und Zion ein; 4
15 aber ich bin voll glühendem Zorn gegen die Völker, die sich in falscher Sicherheit wiegen. Ich war nur ein wenig erzürnt; doch sie wollten vernichten, als sie mir halfen.
16 Darum - so spricht der Herr: Voll Erbarmen wende ich mich Jerusalem wieder zu. Man wird mein Haus dort aufbauen - Spruch des Herrn der Heere - und die Richtschnur über Jerusalem spannen. 5
17 Weiter verkünde: So spricht der Herr der Heere: Meine Städte werden wieder überfließen von allen Gütern. Der Herr wird Zion wieder trösten und er wird Jerusalem wieder auserwählen. 6

1 ℘ Esra 5,1; Hag 1,1
2 ℘ Mal 3,7; Jak 4,8
3 ℘ 6,1-8
4 ℘ 8,2
5 ℘ 2,5-9
6 ℘ 2,16