Hos 1

Hos



Das Buch Hosea läßt den Propheten aus ländlichen Kreisen stammen. Seine Sprüche richten sich gegen das Nordreich Israel. Die ganze Not der politischen und religiösen Lage der letzten drei Jahrzehnte vor Samarias Fall 722 v.Chr. klingt in Hoseas Worten wieder. Hosea ist ebenso wie sein Gott glühend heiß in Liebe und in Zorn. Er betrachtet das ganze sittliche Handeln unter dem Gesichtspunkt der Liebe. Mangel an Liebe zum Herrn führt Israel zum Baalsdienst. Im Unglück freilich bringt Israel notgedrungen dem Herrn Opfer. Was nützt aber solcher Kult, an welchem dem Herrn nichts liegt? "An Liebe habe ich Gefallen, nicht an Schlachtopfern" spricht bei Hosea der Herr (Hos 6, 6).



Israels Untreue

1 Des Herren Wort, das an Hosea, Beeris Sohn, erging zur Zeit der Judakönige Ozias, Jotam, Achaz und Ezechias, sowie zur Zeit des Israelkönigs Jeroboam, des Joassohns.1
2 Beginn der Reden, die vom Herrn gerichtet an Hosea: Der Herr sprach zu Hosea: "Auf! Nimm dir ein unfrei Weib! Von ihr bekomme Kinder, gleichfalls unfreie!" Der Herr erklärte ja das Land für unfrei.2
3 Da ging er hin und nahm die Gomer, eines Söldners Tochter. Und sie empfing, und sie gebar ihm einen Sohn.
4 Da sprach der Herr zu ihm: "Gib ihm den Namen ‘Jezrael’! Denn nur noch eine kleine Weile, dann suche ich die Blutschuld Jezraels an Jehus Hause heim und mache seiner Herrschaft über das Haus Israel ein Ende.3
5 An jenem Tage nämlich wird's geschehen, daß ich den Bogen Israels im Tale Jezraels zerschmettere."4
6 Und sie empfing ein zweitesmal, und da gebar sie eine Tochter. Er sprach zu ihm: "Gib ihr den Namen ‘Ungeliebte’! Denn Liebe schenke ich dem Hause Israel nicht mehr. Ich bringe über sie Vernichtung.
7 Ich schenke Liebe nur dem Judahaus und rette sie durch ihren Gott, den Herrn. Doch rette ich sie nicht durch Bogen, nicht durchs Schwert, nicht durch die Schlacht, durch Rosse nicht und nicht durch Reiterscharen."
8 Und sie entwöhnte dann die "Ungeliebte". Und sie empfing und schenkte einem Sohn das Leben.
9 Er sprach: "Gib ihm den Namen ‘Nicht mein Volk’! Denn ihr seid nimmermehr mein Volk, und ich gehöre euch nicht an."
1 Von 746 bis 700.
2 Osee heiratet eine Unfreie; seine Kinder sind daher gleichfalls "Unfreie", ausgeschlossen von Kindesrechten vgl. Ismael. Gewöhnliche Übersetzung: "Weib der Unzucht, Kinder der Unzucht".
3 Achabs und Jezabels Prophetenmorde (1Kön 18, 4;1Kön 19, 10;2Kön 9, 7) nur durch Sturz der Dynastie zu sühnen. Jezreel, Achabs Sommersitz. Mit Buchstabenversetzung "nicht mein Sprosse".
4 Israels Niederlage durch die Assyrer noch vor Samarias Belagerung.