Judiths Vorbereitung
1 Dann hieß er sie ins Speisezimmer führen und leckere Speisen ihr vorsetzen und seinen eigenen Wein zu trinken geben.
2 Doch Judith sprach: "Ich esse nichts davon, damit kein Ärgernis entstehe. Man reiche mir nur Speisen, die ich mitgebracht."
3 Und Holophernes sprach zu ihr: "Geht aber je dein Vorrat aus, woher dann sollen wir dir Ähnliches verschaffen? Von deinem Volke ist niemand ja bei uns."
4 Und Judith sprach zu ihm: "Mein Herr, bei deinem Leben! Nicht zehrt, was deine Sklavin bei sich hat, sie auf, bis daß der Herr durch meine Hand vollführt, was er beschlossen."
5 Da führten sie des Holophernes Diener in das Zelt. Sie schlief alsdann bis Mitternacht und stand vor Sonnenaufgang auf.
6 Dann sandte sie zu Holophernes und ließ ihm sagen. "Mein Herr, befiehl, man lasse deine Sklavin zum Gebet hinausgehen!"
7 Und Holophernes gab den Leibwächtern Befehl, sie nicht zu hindern. Sie blieb drei Tage in dem Lager. Und jede Nacht ging sie zur Felsenschlucht Betulias, um bei dem Lager in der Wasserquelle sich zu waschen.
8 Stieg sie heraus, dann betete sie zu dem Herrn, dem Gotte Israels, den Weg ihr zur Errettung ihres Volkes zu bereiten.
9 Und wenn sie rein zurückgekehrt, blieb sie im Zelt, bis daß man gegen Abend ihr das Essen brachte.
10 Am vierten Tag gab Holophernes seinen Dienern ganz allein ein Mahl. Von den Beamten lud er keinen ein.
11 Dann sprach er zu dem Kämmerling Bagoas, der seinem ganzen Hause vorstand: "Auf! Überrede das Hebräerweib, das bei dir ist, zu uns zu kommen, mit uns zu essen und zu trinken!
12 Das wäre ja für uns so schimpflich, wenn wir ein solches Weib durchließen und in Verkehr mit ihm nicht träten. Ziehen wir sie nicht heran, so lacht sie uns bloß aus."
13 Bagoas ging von Holophernes zu ihr hin und sprach: "Nicht weigere sich die schöne Magd, zu meinem Herrn zu kommen, um Ehre von ihm zu empfangen und Wein mit uns in Fröhlichkeit zu trinken und so an diesem Tag zu sein wie eine Tochter der Assyrer, die in Nabuchodonosors Hause sind!"
14 Und Judith sprach zu ihm: "Wer bin ich, daß ich meinem Herrn widerspräche? Was nur in seinen Augen wohlgefällig ist, das will ich eilends tun, und solches wird mir bis zu meinem Todestage eine Freude sein."
15 So stand sie auf und schmückte sich mit ihren Kleidern und ihrem ganzen Frauenschmuck. Und ihre Magd ging hin und breitete vor Holophernes auf dem Boden jenen Teppich aus, den sie zum täglichen Gebrauche von Bagoas für die Mahlzeiten erhalten hatte.
16 Und Judith kam herein und legte sich hier nieder. Da wurde über sie das Herz des Holophernes außer sich, und sein Gemüt geriet in Wallung. Und er verlangte recht nach dem Zusammensein mit ihr. Denn von dem Tag an, wo er sie erblickte, begehrte er nach einem Anlaß zur Verführung.
17 Und Holophernes sprach zu ihr: "Trink doch! Sei mit uns fröhlich!"
18 Und Judith sprach: "Ja, ich will trinken, Herr. Denn heute wird mein Leben mehr geehrt als alle Tage meines Lebens."
19 Sie nahm und aß und trank vor ihm, was ihre Sklavin ihr bereitet hatte.
20 Und Holophernes freute sich so über sie und trank sehr vielen Wein, soviel er noch an keinem seiner Lebenstage je getrunken.