Mal 1

Mal



Unter Dürre und Heuschreckenplage hat die Judäische Gemeinde zu leiden (Mal 3, 10). Als Gottes Fluch erscheint diese Heimsuchung den Leuten. Jammernd drängt sich die Menge um Gottes Altar und bedeckt ihn mit Tränen. Umsonst fastet man und bringt dem zürnenden Gott Opfer dar (Mal 3, 14). Der Herr scheint diese Opfer nicht anzusehen. Verzagen und Zweifel erwacht unter den Leuten. Warum Gottes Fluch (Mal 3, 1)? Man ist sich keines Unrechts bewußt (Mal 1, 6). Wer sollte da noch an gerechtes Gericht glauben (Mal 2, 17)? Straflos triumphieren die Frevler (Mal 3, 15). Da drängt sich durch die jammernden Scharen der Prophet. Er ist empört über dies verzagte Klagen. Mit heftigen Worten wendet er sich an Volk und Priester. In lebhafter Rede und Gegenrede fängt er zu diskutieren an. Was er zu weissagen hat, ist das gleiche, was Aggäus und Zacharias verkünden. Ganz nahe steht des Herrn Erscheinen im Tempel bevor (Mal 3, 1). Denn er hörte der Frommen Klagen (Mal 3, 16). Er erbarmt sich ihrer und schenkt ihnen Heil und Heilung, Regen und Segen (Mal 3, 10. 20).



Gottes Liebe und der Priester Unehrerbietigkeit

1 Der Ausspruch eines Herrenworts an Israel durch Malachias:
2 "Ich liebe euch." So spricht der Herr. "Ihr aber fragt: ‘Wodurch zeigst du uns Liebe?’ Ja, war nicht Esau Jakobs Bruder?" Ein Spruch des Herrn. "Ich aber zeigte gegen Jakob Liebe, gegen Esau keine.
3 Ich habe seine Berge öd gemacht, sein Eigentum zu Wüsteneien.
4 Und spräche Edom: ‘Wir sind vernichtet; doch bauen wir Zerstörtes wieder auf’", so spricht der Herr der Heerscharen: "Und wenn sie bauen, reiße ich es wieder ein; ‘Verruchtes Land’ wird man es nennen. ‘Das Volk, dem ewig grollt der Herr’.
5 Und sehn dies eure Augen, so sprechet ihr: ‘Der Herr ist groß, weit über Israels Gebiet hinaus.’
6 Ein Sohn ehrt seinen Vater und ein Diener seinen Herrn. Nun, bin ich wirklich Vater, wo bleibt denn meine Ehrung? Und bin ich Herr, wo bleibt vor mir die Ehrfurcht?" So spricht der Herr der Heerscharen zu euch, ihr Priester: "Ihr Verächter meines Namens, ihr fragt dabei: ‘Wodurch denn haben wir verachtet Deinen Namen?’
7 Auf meinen Altar bringet ihr unreine Speise und fragt dabei: ‘Wodurch denn haben wir Dich eigentlich gering behandelt?’ Durch eure Reden: ‘Der Tisch des Herrn ist nicht so vornehm.’
8 Wenn ihr ein blindes Vieh zum Opfern bringt, ist das nichts Schlimmes? Bringt ihr ein lahmes oder krankes dar, ist das nichts Schlimmes? Bring solches deinem Statthalter, ob er dich freundlich aufnähme, ob er dich gnädiglich empfinge?" So spricht der Herr der Heerscharen.
9 "Nun sprechet ihr: ‘Fleht doch zu Gott, daß er uns gnädig sei!’ Von eurer Hand geschah ja solches, und da soll er euch freundlich sein?" So spricht der Herr der Heerscharen:
10 "Ach, schlösse jemand unter euch die Türen, damit ihr nicht umsonst mein Altarfeuer zündet! Es liegt mir nichts an euch", so spricht der Herr der Heerscharen. "Geschenke will ich nicht aus eurer Hand.
11 Vom Sonnenaufgang bis zum Niedergang ist groß mein Name bei den Heiden. So wird an jedem Orte meinem Namen dargebracht ein Räucherwerk, ein reines Speiseopfer. Groß ist mein Name bei den Heiden." So spricht der Herr der Heerscharen.1
12 "Doch ihr entweihet ihn; denn ihr sagt: ‘Der Tisch des Herrn ist minderwertig. Was von ihm kommt, ist schlechte Speise.’
13 Ihr sagt: ‘Wozu solch lästige Pflicht?’ Ihr schätzet ihn gering", so spricht der Herr der Heerscharen, "und opfert, was zerrissen, lahm und krank, und opfert gleiches Speiseopfer. Ja, sollte mir denn solcherlei aus eurer Hand gefallen?" So spricht der Herr.2
14 "Verflucht sei der Betrüger, der ein gesundes Tier in seiner Herde hat und es gelobt und dann dem Herrn ein minderwertiges opfert. Ein großer König bin ich doch", so spricht der Herr der Heerscharen, "und bei den Heiden ist mein Name hochverehrt."
1 s. Ex 29, 28; nach Hieronymus u.a. Vätern Eucharistie.
2 "ihn" dogmatische Änderung der jüdischen Schreiber statt "mich".