Sach 1

Sach



Ungeduldig wartete nach der Rückkehr aus dem Exil das jüdische Volk auf die geweissagte Erschütterung der Welt. Noch immer bleibt es draußen in der Welt still und ruhig (Sach 1, 11). Gerne hätte man die Stadtmauern wieder aufgebaut (Sach 2, 5). Aber auch hierzu fehlen die Mittel. Die Mutlosigkeit wächst. Da gibt der Seher dem Volk glückverheißende, trostreiche Worte (Sach 1, 13). In wundersamen Bildern hat er's bei Nacht erschaut. Nicht seinem Volk, sondern den satten Heidenvölkern zürnt Gott, während er von Liebeseifer für Juda brennt. Ein kurzer geschichtlicher Bericht (Kap. 7-8) leitet über zum zweiten, außergewöhnlich dunklen Teil mit Ankündigungen verschiedener Strafgerichte.



Acht Nachtgesichte - Erstes Gesicht

1 Am achten Neumonde, im zweiten Jahre des Darius, erging das Wort des Herrn an den Propheten Zacharias, des Barachias Sohn und Iddos Enkel, also lautend:1
2 "Gar schwer hat über eure Väter sich der Herr erzürnt.
3 Zu ihnen sprich: So spricht der Herr der Heerscharen: ‘Zu mir kehrt euch’, ein Spruch des Herrn der Heerscharen, ‘dann kehr' auch ich mich zu euch.’ So spricht der Herr der Heerscharen.
4 ‘Seid nicht wie eure Väter, denen einst die früheren Propheten zugerufen: »;So spricht der Herr der Heerscharen: Bekehret euch von euren schlimmen Wegen, euren bösen Taten!« Sie aber hörten nicht und hatten keine Acht auf mich.’ Ein Spruch des Herrn.
5 ‘Wo sind nun eure Väter? Wo die Propheten? Leben diese ewig?2
6 Doch meine Worte und Beschlüsse, die ich einst meinen Dienern, den Propheten, aufgetragen, haben sie nicht eure Väter in der Tat getroffen? Ja, kämen sie zurück, sie sprächen: »;So, wie der Herr der Heerscharen nach unserm Wandel, unsere Taten uns zu tun beschlossen hatte, so hat er wirklich auch an uns getan.«’"
7 Am vierundzwanzigsten des elften Monats, das ist im Monat Schebat, im zweiten Jahre des Darius, erging das Wort des Herrn an Zacharias, Barachias' Sohn und Iddos Enkel, den Propheten:3
8 Mir wurde ein Gesicht in letzter Nacht zuteil: Auf einem roten Rosse saß ein Mann. Er hielt mit einem Heer von Tausenden Berittener, und hinter ihm gab's dunkle, rote, weiße Reiter.
9 "Mein Herr", sprach ich, "was sollen diese?" Und mir erwiderte der Engel, der mit mir zu reden pflegte: "Ich will dir zeigen, was sie sollen."
10 Und dann begann der Mann, der mit dem Heer der Tausende dastand, zu sprechen: "Dies sind die Leute, die der Herr gesandt, die Erde zu durchstreifen."
11 Da meldeten sie sich bei dem Herrenengel, der mit dem Heer der Tausende dastand, und sprachen: "Durchzogen haben wir die Erde; die ganze Erde liegt in Ruh und Frieden."4
12 Da hob des Herren Engel an und sprach: "Du Herr der Heerscharen! Wie lang willst Du denn Dich nicht Jerusalems erbarmen, nicht der Städte Judas, denen du schon siebzig Jahre zürnst ?"5
13 Da gab der Herr dem Engel, der Mir liebe Worte zugesprochen, Worte voller Trost zu hören.
14 Dann sprach zu mir der Engel, der mit mir redete: "So predige und sprich! So spricht der Herr der Heerscharen: ‘Für Jerusalem und Sion glühe ich vor übergroßem Liebeseifer.
15 Dagegen zürne ich den satten Heidenvölkern sehr, denn während ich ein wenig nur gezürnt, da halfen sie das Übel noch vergrößern.’
16 Deshalb spricht so der Herr: ‘Ich wende mich Jerusalem in Gnade wieder zu; errichtet wird darin mein Haus’, ein Spruch des Herrn der Heerscharen, ‘und angelegt die Meßschnur an Jerusalem.’
17 Noch einmal predige: So spricht der Herr der Heerscharen: ‘Von Segen sollen meine Städte überfließen!’ Der Herr wird Sion wieder trösten, Jerusalem sich wiederum erwählen."
1 Im Oktober 520 v.Chr.
2 Einwurf der Zuhörer. Dagegen weist der Prophet darauf hin, daß die Prophetenworte leben, wie das Schicksal der Väter zeigt.
3 Febr. 519.
4 Ausgenommen Juda, das von den Samaritern gequält wird.
5 Seit 589.