Weish 1

Weish



Das Buch trägt seinen Namen von seinem Inhalt. Es will seine Leser dahin bringen, daß sie, im Gegensatz zum hellenistischen Zeitgeist, der wahren Weisheit anhängen. Deshalb empfiehlt es die Weisheit besonders durch den Hinweis auf ihre innere Vortrefflichkeit, den Nutzen, den sie gewährt, und den Schaden, den das Gegenteil einträgt. Im ersten Teil (Kap. 1-5) stellt es hellenistische Lebensphilosophie dar, vor der es warnen will. Im zweiten Teil (Kap. 6-9) verkündet es das Lob der Weisheit aus ihrem Wesen, ihrem Ursprung und ihren Wirkungen und knüpft daran ein Gebet um Weisheit. Im letzten Teil (Kap. 10-19) weist es die Weisheit als Gottes Vorsehung aus der Geschichte nach und verweilt bei dem schrecklichen Ende der Gottesfeinde, der Ägypter und der Kanaaniter.



Mahnung an die Großen

1 Die ihr die Erde richtet, liebt Gerechtigkeit! Strebt nach dem Herrn mit Macht! Sucht ihn in eures Herzens Redlichkeit!
2 Er läßt sich nur von denen finden, die ihn nicht versuchen, und offenbart sich denen, die ihm nicht mißtrauen.
3 Verkehrtes Denken trennt von Gott, die Allmacht, die versucht wird, straft die Toren.
4 In eine Seele, die auf Böses sinnt, wird Weisheit niemals eingehn. In einem Leib, der Opfer ist der Sünde, wird sie nicht Wohnung nehmen.
5 Der heilige Geist der Zucht vermeidet Falschheit; er hält sich fern von törichten Gedanken, verbirgt sich, wenn die Botschaft naht.
6 Die Weisheit ist ein Geist, gar menschenfreundlich; nicht ungestraft jedoch läßt sie den Lästerer ob seiner Reden. Denn Gott ist Zeuge seiner Nieren, wahrhaftiger Beobachter von seinem Herzen und Hörer seiner Sprache.1
7 Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis, und der das All umfaßt, weiß jedes Wort.2
8 Deshalb bleibt nicht verborgen, wer da unrecht redet; die strafende Gerechtigkeit geht nicht an ihm vorüber.
9 Denn eines Gottlosen Gedanken werden untersucht; zum Herrn gelangt die Kunde seiner Reden, zur Bestrafung seiner Übertretungen.
10 Das Ohr des Eifers hört ja alles, und selbst das leiseste Gemurr bleibt nicht verborgen.
11 So hütet euch vor unnützem Gemurr! Bewahrt vor Lästerung die Zunge, weil heimliches Geschwätz nicht ohne Folgen bleibt, und weil verlogner Mund die Seele tötet!
12 Nicht nach dem Tode strebt durch eures Lebens Irrweg! Zieht nicht Verderben her durch eurer Hände Werk!
13 Den Tod hat Gott ja nicht gemacht, hat keine Freude an dem Untergang der Lebenden.
14 Zum Sein hat alles er geschaffen. Heilbringend sind der Welt Geschöpfe, und ein verderblich Gift ist nicht in ihnen. Nicht gibt's ein höllisch Reich auf Erden.
15 Unsterblich ist ja die Gerechtigkeit; zum Tode führt die Ungerechtigkeit.
16 Die Sünder rufen ihn mit Hand und Mund herbei. Für einen Freund ihn haltend, zehren sie sich auf und schließen einen Bund mit ihm, weil sie's verdienen, ihm zum Eigentum zu werden.
1 Nieren galten den Alten als Sitz des Gewissens.
2 V "erhält Kunde der Rede".