LP25

Herr; Herr

Mit „Herr“ wurde der im AT über 6800 Mal vorkommende Gottesname JHWH (unvokalisierte Konsonantenschreibweise) wiedergegeben.

    Die Aussprache des so gen. Tetragrammatons (Vierbuchstabenwortes) ist nicht gesichert. Sie muss von 2M 3,14-16 her erschlossen werden, wo Gott sagte: ehjeh ascher ehjeh („Ich werde sein, der ich sein werde“, bzw. „Ich bin ‹immer› der, der ich ‹ständig› bin“). Mose sollte in der 3. Person davon sprechen („er wird sein ‹und ist immer›, der er ist ‹und sein wird›“, hebr. jihjeh ascher jihjeh), also: „Jihjeh … hat mich zu euch gesandt.“ Die Schreibweise JHWH scheint zu resultieren aus den Konsonanten von jihjeh: JHJH – nach alter Schreibweise jahweh, also ja- statt ji- und -weh statt -jeh.

    H. von Siebenthal: „Der alte westsemitische (und somit auch hebräische) Präformativvokal ist nachweislich a (also: ja- statt, wie später, ji- für „er wird …“). Was die Buchstaben Waw (w) und Jod (j) angeht, so kommt es schon in der Überlieferung des hebräischen Bibeltextes immer wieder zu „Vertauschungen“ (die beiden ähneln sich im Hebr. stark). Auch die dahinter stehenden Laute w und j erwiesen sich im Laufe der Sprachgeschichte gleichsam als Konkurrenten. Dies zeigen z. B. die Verbparadigmen der Wurzeln mit w oder j am Anfang oder in der Mitte: Manchmal tritt da w, manchmal j in Erscheinung (siehe die entsprechenden Verbalparadigmen). Diesem „Schwanken“ zwischen w und j begegnet man auch bei der Wurzel hjh(hajah), „sein; werden“ (häufigste Form). So gibt es innerhalb des Bibelhebräischen neben hjh(hajah) die seltene Form hwh(hawah) mit gleicher Bedeutung. Blickt man über den Rand des Hebräischen hinaus ins Westsemitische allgemein, so ist u. a. im Aramäischen (auch im Bibelaramäischen) die Wurzelform hwh(hawah), nicht hjh(hajah), gebräuchlich. Eine Deutung des Tetragrammatons im Sinne eines Qal mit der wörtlichen Bedeutung „er wird sein; er ist immer“ (also futurisch bzw. durativisch) … scheint die Exodus-Stelle eindeutig nahezulegen.“

    Die richtige Aussprache scheint demnach „Jahweh“ zu lauten. Das „h“ nach Ja- wird aspiriert [gehaucht] ausgesprochen; die Betonung liegt auf der zweiten Silbe.

    Da im Spätjudentum verboten wurde, Gottes Namen auszusprechen, setzten die Masoreten bei der Vokalisation unter die Konsonanten JHWH die Vokale des Wortes adonai („Herr“ bzw. „mein Herr“) als Erinnerungshilfe für den Leser, dass er anstelle von JHWHadonai“ lesen sollte. So entstand die Schreibweise JeHoWaH (o. kurz: Jewa).

    Im griechischen NT ist der Gottesname mit kürios (Herr) wiedergegeben. Die Wiedergabe von kürios für JHWH in den ntl. AT-Zitaten ist also – ungeachtet dessen, was der ursprüngliche Beweggrund dafür war – durch den Heiligen Geist gleichsam geheiligt. Es erscheint daher nicht unangemessen, den Gottesnamen JHWH im Deutschen mit „Herr“ (in Kapitälchen) wiederzugeben. An wenigen Stellen, wo es angemessen erschien (z. B. 83,19), setzten wir „Jahweh“.

    Der Gottesbegriff adonai wurde meistens mit „mein Herr“ wiedergegeben, seltener nur mit „Herr“ (ohne Kapitälchen; ohne Sternchen). Adonai ist ein Pluralwort (w.: „meine Herren“), bei Bezug auf Gott aber mit Singularbedeutung (wobei auch das Verb im Singular steht). Der Name drückt eine persönliche Beziehung aus, die Herrschaft oder Besitzrechte einschloss.

    Der abgekürzte Name Jah ist in der vorliegenden Psalmenübersetzung mit Herr* (in Kapitälchen und mit Sternchen) wiedergegeben. In 68,5, wo es eher die Bed. eines Eigennamens annahm, beließen wir „Jah“ unverändert. Den Ausdruck Hallelu-Jah beließen wir unübersetzt; vgl. Off 19,1.3.4.6.