Mt 5

5-9: Die Autorität des Königs

Seine Grundsätze (5-7)

Die Bergpredigt

1 Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf den Berg dort und setzte sich. Da versammelten sich seine Jünger um ihn,
2 und er begann, sie zu lehren. Er sagte:

3 "Wie glücklich sind die, die anerkennen, wie arm sie vor Gott sind! / Ihnen gehört das Reich, das der Himmel regiert.
4 Wie glücklich sind die, die Leid über Sünde1 tragen, / denn Gott wird sie trösten!
5 Wie glücklich sind die, die sich nicht selbst durchsetzen! / Sie werden das Land besitzen.
6 Wie glücklich sind die, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten! / Gott macht sie satt.
7 Wie glücklich sind die Barmherzigen! / Ihnen wird Gott seine Zuwendung schenken.
8 Wie glücklich sind die, die ein reines Herz haben! / Sie werden Gott sehen.
9 Wie glücklich sind die, von denen Frieden ausgeht! / Sie werden Kinder Gottes genannt.
10 Wie glücklich sind die, die man verfolgt, weil sie Gottes Willen tun. / Ihnen gehört das Reich, das der Himmel regiert.

11 Wie beneidenswert glücklich seid ihr, wenn sie euch beschimpfen, verfolgen und verleumden, weil ihr zu mir gehört.
12 Freut euch und jubelt! Denn im Himmel wartet ein großer Lohn auf euch. Und genauso haben sie vor euch schon die Propheten verfolgt."

Von Salz und Licht

13 "Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz aber seine Wirkung verliert, womit soll man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts anderem mehr, als auf den Weg geschüttet und von den Leuten zertreten zu werden.
14 Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.
15 Man zündet auch nicht eine Lampe an und stellt sie unter den Eimer, im Gegenteil, man stellt sie auf den Lampenständer, damit sie allen im Haus Licht gibt.
16 So soll euer Licht vor den Menschen leuchten: Sie sollen eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen."

Über das Gesetz

17 "Denkt nicht, dass ich gekommen bin, um das Gesetz oder die Propheten außer Kraft zu setzen. Ich bin nicht gekommen, ihre Forderungen abzuschaffen, sondern um sie zu erfüllen.
18 Denn ich versichere euch: Solange Himmel und Erde bestehen, wird auch nicht ein Punkt oder Strich vom Gesetz vergehen; alles muss sich erfüllen.
19 Wer auch nur eins von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen in diesem Sinn lehrt, der gilt in dem Reich, das der Himmel regiert, als der Geringste. Wer aber danach handelt und entsprechend lehrt, der wird in diesem Reich hochgeachtet sein.
20 Ich sage euch: Wenn es um eure Gerechtigkeit nicht viel besser bestellt ist als bei den Gesetzeslehrern und Pharisäern, werdet ihr nie in das Reich kommen, das der Himmel regiert."

Wo Mord beginnt

21 "Ihr habt gehört, dass zu den Vorfahren gesagt worden ist: 'Du sollst keinen Mord begehen.2 Wer mordet, soll vor Gericht gestellt werden.'
22 Ich aber sage euch: Schon wer auf seinen Bruder zornig ist, gehört vor Gericht. Wer aber zu seinem Bruder 'Schwachkopf' sagt, der gehört vor den Hohen Rat3. Und wer zu ihm sagt: 'Du Idiot!', gehört ins Feuer der Hölle.
23 Wenn du also deine Opfergabe zum Altar bringst und es fällt dir dort ein, dass dein Bruder etwas gegen dich hat,
24 dann lass deine Gabe vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder! Dann komm und bring Gott dein Opfer.
25 Wenn du jemand eine Schuld zu bezahlen hast, einige dich schnell mit deinem Gegner, solange du noch mit ihm auf dem Weg zum Gericht bist. Sonst wird er dich dem Richter ausliefern, und der wird dich dem Gerichtsdiener übergeben, und du kommst ins Gefängnis.
26 Ich versichere dir, du kommst erst dann wieder heraus, wenn du den letzten Cent4 bezahlt hast."

Wo Ehebruch beginnt

27 "Ihr wisst, dass es heißt: 'Du sollst nicht Ehebruch begehen!'5
28 Ich aber sage euch: Wer die Frau eines anderen begehrlich ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
29 Wenn du durch dein rechtes Auge verführt wirst, dann reiß es aus und wirf es weg! Es ist besser für dich, du verlierst eins deiner Glieder, als dass du mit unversehrtem Körper in die Hölle kommst.
30 Und wenn dich deine rechte Hand zur Sünde verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg. Es ist besser für dich, du verlierst eins deiner Glieder, als dass du mit unversehrtem Körper in die Hölle kommst.

31 Es heißt: 'Wer sich von seiner Frau trennen will, muss ihr einen Scheidebrief ausstellen.'6
32 Ich aber sage euch: Jeder, der sich von seiner Frau trennt – es sei denn, sie ist ihm untreu geworden –, treibt sie in den Ehebruch. Und wer eine geschiedene Frau heiratet, begeht auch Ehebruch."

Schwur und Vergeltung

33 "Ihr wisst auch, dass zu den Vorfahren gesagt worden ist: 'Du sollst keinen Meineid schwören; was du aber dem Herrn geschworen hast, musst du halten!'7
34 Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel – er ist ja Gottes Thron –
35 noch bei der Erde – sie ist der Schemel seiner Füße –, noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs.
36 Nicht einmal mit deinem Kopf sollst du dich verbürgen, wenn du etwas schwörst, denn du kannst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz werden lassen.
37 Euer Ja sei ein Ja und euer Nein ein Nein! Alles, was darüber hinausgeht, stammt vom Bösen.

38 Ihr wisst, dass es heißt: 'Auge um Auge, Zahn um Zahn.'8
39 Ich aber sage euch: Verzichtet auf Gegenwehr, wenn euch jemand Böses antut! Mehr noch: Wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die linke hin.
40 Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dem lass auch den Mantel.
41 Und wenn dich jemand zwingt, eine Meile9 mitzugehen, mit dem geh zwei.
42 Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der etwas von dir borgen will.

43 Ihr wisst, dass es heißt: 'Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.'10
44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen.
45 So erweist ihr euch als Kinder eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne über Bösen und Guten aufgehen und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
46 Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr dafür wohl verdient? Denn das machen auch die Zöllner.
47 Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr damit Besonderes? Das tun auch die, die Gott nicht kennen.
48 Deshalb sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist."

1 Wegen des Zusammenhangs hier und in Jesaja 61,3 wurde über Sünde hinzugefügt.
2 2. Mose 20,13
3 Der Hohe Rat, das Synedrium, war zu jener Zeit der oberste Gerichtshof Israels. Er bestand aus 70 Personen und dem Hohen Priester. Die Mitlieder gehörten zu drei Gruppen: den ehemaligen Hohen Priestern (und Angehörigen der Tempelhierarchie), den Ältesten (geachtete Männer aus den führenden Familien) und den Gesetzeslehrern (hauptsächlich Pharisäer).
4 Cent. Wörtlich: Quadrans , die kleinste römische Münze. Der 64. Teil eines Tagesverdienstes.
5 2. Mose 20,14
6 5. Mose 24,1
7 Nach 3. Mose 19,12 und 4. Mose 30,3.
8 2. Mose 21,24
9 eine Meile. Römische Soldaten konnten einen Juden jederzeit zu einer wegkundigen Begleitung oder zum Lastentragen zwingen, allerdings nur für eine Meile = 1478,5 Meter.
10 Nach 3. Mose 19,18 und 5. Mose 23,6-7.