Hiob 22

Dritte Runde (22-31)

Dritte Rede des Elifas: Du hältst Gott für parteiisch!

1 Da erwiderte Elifas von Teman:

2 "Kann ein Mann Gott Nutzen bringen? / Der Verständige nützt nur sich selbst.
3 Wenn du gerecht bist, was bringt es dem Allmächtigen? / Hat er Gewinn, wenn deine Wege unschuldig sind?"

Gott straft dich wegen deiner Sünden!

4 "Straft er dich, weil du ihn fürchtest, / geht er deshalb mit dir ins Gericht?
5 Ist nicht deine Bosheit groß, / sind deine Sünden nicht endlos?
6 Du hast deinen Bruder grundlos gepfändet, / du nahmst ihm als Pfand das einzige Gewand.
7 Dem Erschöpften hast du kein Wasser gegeben, / dem Hungrigen nicht ein Stück Brot.
8 Dem Mann der Faust gehörte das Land, / und der Schmeichler wohnte darin.
9 Witwen schicktest du mit leeren Händen fort, / die Arme der Waisen hast du zerschlagen.
10 Darum sind Schlingen rings um dich her, / ein plötzlicher Schrecken macht dich bestürzt
11 oder Finsternis, in der du nichts siehst, / und die Wasserflut, die dich bedeckt."

Hältst du Gott für unwissend?

12 "Ist Gott nicht so hoch wie der Himmel? / Schau doch die höchsten Sterne an!
13 Du aber sagst: 'Was weiß denn Gott? / Kann er durch Wolkendunkel richten?
14 Wolken umhüllen ihn, dass er nichts sieht, / wenn er am Himmelsgewölbe spaziert.'

15 Willst du den Pfad der Vorwelt befolgen, / den die Gottlosen gegangen sind,
16 die weggerafft wurden vor der Zeit? / Wie ein Strom zerfloss ihr fester Grund.
17 Sie sagten zu Gott: 'Mach dich fort!', / und: 'Was kann der Allmächtige uns tun?'
18 Hatte er doch ihre Häuser mit Gutem gefüllt. / Auch mir ist das Denken der Gottlosen fern!
19 Die Gerechten sehen es und freuen sich, / und der Schuldlose wird über sie spotten:
20 Vernichtet sind unsere Feinde! / Ihren Rest hat das Feuer gefressen."

Ändere deine Einstellung, Hiob!

21 "Sei ihm doch Freund und halte Frieden! / Dadurch kommt wieder Gutes zu dir.
22 Nimm die Lehre aus seinem Mund an, / nimm dir seine Worte zu Herzen!
23 Wenn du zum Allmächtigen umkehrst, / wirst du wieder aufgebaut / und entfernst das Unrecht aus deinem Zelt.
24 Wirf dein Gold doch in den Staub, / das Ofirgold1 zu den Kieseln im Bach!
25 Dann ist der Allmächtige dein Gold, / das erlesene Silber für dich.
26 Dann wirst du dich am Allmächtigen freuen / und dein Gesicht zu Gott erheben.
27 Du wirst zu ihm beten, / und er wird dich hören. / Und du erfüllst ihm, was du gelobst.
28 Was du beschließt, / das wird dir gelingen. / Auf deinen Wegen wird es hell.
29 Gott erniedrigt, die hochmütig reden, / doch wer die Augen niederschlägt, dem hilft er.
30 Er rettet selbst den, der nicht schuldlos ist; / durch die Reinheit deiner Hände wird er befreit."

1 Ofirgold. Siehe Fußnote zu 2. Chronik 8,18.