Erste Rede des Elifas: seine These
1 Jetzt gab Elifas von Teman Antwort.
2 "Verstimmt es dich, wenn man ein Wort an dich versucht? / Aber wer könnte seine Worte noch hemmen?
3 So viele hast du unterwiesen / und müde Hände stark gemacht.
4 Deine Worte richteten Strauchelnde auf, / weichen Knien gabst du wieder Kraft.
5 Doch jetzt kommt's über dich, und du gibst auf, / dich trifft es, und du bist verstört.
6 Ist nicht deine Gottesfurcht dein Trost, / dein tadelloses Leben deine Zuversicht?
7 Bedenke doch: 'Wer kam je als Unschuldiger um, / wo sind Aufrichtige beseitigt worden?'
8 So wie ich es sah: / Die Unheil pflügen / und Unrecht säen, / die ernten es auch.
9 Durch Gottes Atem kommen sie um, / vom Hauch seines Zorns vergehen sie.
10 Der Löwe brüllt nicht mehr, der Fresser verstummt, / Gott bricht ihnen die Zähne aus.
11 Der Löwe kommt um aus Mangel an Raub, / die Jungen der Löwin werden zerstreut."
Woher Elifas seine Erkenntnis hat
12 "Zu mir aber stahl sich sein Wort, / mein Ohr vernahm ein Flüstern davon.
13 In Gedanken aus nächtlicher Schau, / wenn Tiefschlaf über Menschen fällt,
14 kam Furcht und Zittern über mich / und schreckte meine Glieder auf.
15 Ein kalter Hauch berührte mein Gesicht, / die Haare standen mir zu Berg.
16 Da stand er, den ich nicht kannte. / Vor meinen Augen war eine Gestalt, / und ich hörte ein Flüstern:
17 'Kann ein Mensch gerecht sein vor Gott, / ein Mann vor seinem Schöpfer rein?
18 Selbst seinen Dienern traut er nicht, / wirft auch seinen Engeln Irrtum vor;
19 wie viel mehr dann den Geschöpfen aus Lehm, / die aus dem Staub hervorgegangen sind, / die man wie Motten zerdrückt,
20 die man von Morgen bis Abend erschlägt? / Unbeachtet gehen sie für immer dahin.
21 Gott bricht ihre Zelte ab, / sie sterben und wissen nicht einmal wie.'"