3Joh

Einführung in den dritten Johannesbrief





A - Dieser Brief scheint den gleichen Absender zu haben wie 2Joh, daher auch die Übereinstimmung in Vokabular und Stil, daher auch der vermutlich gleiche Verständnishorizont (Spannungen in und zwischen den Gemeinden und mit den übergeordneten Instanzen wegen unterschiedlicher Einstellungen zu den gnostischen Irrlehrern?), daher auch die lange Zeit umstrittene Kanonizität des Briefes (s. zu 2Joh A. B).



B - Die Besonderheit des Briefes besteht darin, daß er an eine mit »;dem Alten« befreundete Einzelperson gerichtet ist in einer Gemeinde, mit deren Leiter »;der Alte« Schwierigkeiten hat. »;Der Alte« ersucht den Freund, in dem er einen wahren Bruder in Christus sieht, weiterhin die »;Mitarbeiter der Wahrheit« durch Gastfreundschaft zu unterstützen und sich daran auch durch die feindselige Haltung des Gemeindeleiters gegen diese Gruppe nicht irremachen zu lassen. »;Der Alte« will persönlich kommen und den Leiter Diotrephes zurechtweisen und einen vermutlich verleumdeten Demetrius rehabilitieren. Der Brief ist ein urkirchliches Zeugnis dafür, wie charismatische und an der apostolischen Überlieferung orientierte Freundeskreise die etablierten Gemeindeleiter an Christus messen und sie zur Rede stellen, wo sie der Gemeinde zum Schaden gereichen.

DER DRITTE BRIEF DES HEILIGEN APOSTELS JOHANNES

Gruß

1 Der Älteste an den geliebten Gaius, den ich in Wahrheit liebe.1
2 Geliebter, ich wünsche, daß es dir in jeder Hinsicht gut geht und du gesund bist, so wie es deiner Seele gut geht.

Lob des Gaius

3 Ich habe mich sehr gefreut, als Brüder kamen und für deine Wahrheit Zeugnis ablegten, wie du auch wirklich in der Wahrheit wandelst.23
4 Es gibt für mich keine größere Freude, als zu hören, daß meine Kinder in der Wahrheit wandeln.4
5 Geliebter, treu handelst du in allem, was du an den Brüdern tust, zumal an fremden.5
6 Diese haben vor der Gemeinde Zeugnis abgelegt für deine Liebe. Du wirst wohl daran tun, wenn du ihnen weiterhilfst, wie es Gottes würdig ist.67
7 Um seines Namens willen sind sie ausgezogen, ohne von den Heiden etwas anzunehmen.8
8 Darum ist es unsere Pflicht, solche Männer aufzunehmen, damit wir Mitarbeiter an der Wahrheit werden.910

Klage über Diotrephes

9 Ich habe an die Gemeinde geschrieben. Diotrephes aber, der unter ihnen der Erste sein will, nimmt uns nicht an.1112
10 Darum werde ich, wenn ich komme, ihm sein Treiben vorhalten. Er verdächtigt uns mit bösen Reden, und damit nicht genug, nimmt er selbst die Brüder nicht auf und sucht diejenigen, die sie aufnehmen wollen, daran zu hindern, sie sogar aus der Gemeinde auszuschließen.1314
11 Geliebter, nimm dir nicht das Böse, sondern das Gute zum Vorbild. Wer Gutes tut, ist aus Gott; wer Böses tut, hat Gott nicht gesehen.15
12 Dem Demetrius wird von allen und von der Wahrheit selbst ein gutes Zeugnis ausgestellt. Auch wir legen für ihn Zeugnis ab, und du weißt, daß unser Zeugnis wahr ist.16

Schluß

13 Ich hätte dir noch vieles zu schreiben; aber ich will dir nicht mit Tinte und Schreibrohr schreiben.17
14 Ich hoffe jedoch, dich bald zu sehen und alles mündlich zu besprechen.
15 Friede sei mit dir! Es grüßen dich die Freunde. Grüße die Freunde, jeden persönlich.
1 ℘ 2Joh 1;1Petr 5, 1. 13;2Joh 13;3Joh 1;Joh 8, 32;+2Tim 3, 7++
2 "Wahrheit" = Rechtgläubigkeit; "...in der Wahrheit wandeln" = ein gottgefälliges Leben führen.
3 ℘ 2Joh 4
4 ℘ +1Kor 4, 15++
5 ℘ Mk 14, 6
6 "...vor der Gemeinde" - des Apostels.
7 ℘ Tit 3, 13
8 ℘ +1Kor 4, 12++
9 Nach der Didache, einer in der alten Kirche weit verbreiteten Schrift, sollen die Wanderapostel, sofern sie echte Sendboten der Kirche sind, "wie der Herr" aufgenommen werden, vgl. Mt 10, 40 - 42.
10 ℘ Mt 10, 41;Hebr 13, 2;2Joh 10
11 Dieser Brief, der sich offensichtlich mit der Frage der Unterstützung der Wanderapostel befaßte, kann nicht der zweite Johannesbrief sein; er ist wohl verloren gegangen, bzw. von Diotrephes vernichtet worden. - Über die Gründe der ablehnenden Haltung des Diotrephes ("der unter ihnen der Erste sein will") dem Apostel gegenüber wissen wir nichts. Es scheint Eitelkeit und Herrschsucht und Überheblichkeit mit im Spiel gewesen zu sein.
12 ℘ Mt 20, 27
13 "...die Brüder" = die missionierenden Wanderapostel.
14 ℘ Mt 23, 13
15 ℘ Mt 5, 48;1Petr 1, 16;+1Joh 3, 9. 6++;+1Joh 4, 12. 20++;+Joh 1, 18++;1Tim 1, 18;1Tim 6, 6
16 ℘ Joh 19, 35;Joh 21, 24
17 ℘ 2Joh 12