Lk 1

Einführung in das Evangelium nach Lukas





A - Das Evangelium nach: s. Mt A. Gegen den Irrlehrer Marcion schreibt ein alter Prolog (um 180):



»;Es ist Lukas (s. zu Kol 4,14) ein antiochenischer Syrer, seines Gewerbes ein Arzt, ein Schüler von Aposteln (der Jesus also nicht mehr persönlich gekannt hat); später aber hat er den Paulus bis zu dessen Martyrium begleitet. Nachdem er dem Herrn unbeirrt, unbeweibt, kinderlos gedient hat, entschlief er, 84 Jahre alt, in Böotien voll Heiligen Geistes. Da nun bereits Evangelien geschrieben waren, durch Matthäus in Judäa, durch Markus in Italien, schrieb er, getrieben vom Heiligen Geist, in den Gegenden um Achaia (Griechenland) dieses ganze Evangelium, durch die Vorrede oben dieses kundgebend, daß vor demselben andere geschrieben seien, und daß es notwendig war, den Gläubigen aus den Heiden eine genauere Erzählung der Heilsveranstaltung vorzutragen, damit sie nicht durch jüdische Mythologien hin und her gezerrt würden, noch, getäuscht durch die ketzerischen und nichtigen Phantastereien, die Wahrheit verfehlten« (Übers. Th. Zahn; das Irenäuszeugnis s. Joh A).



B - Während das große Verdienst des Markus darin besteht, als erster eine Synthese zwischen paulinischer Predigt und Leben Jesu geschaffen zu haben, eben die Form der Evangelien (s. Mk B), während Matthäus sich vor allem um eine Synthese zwischen Altem und Neuem Bund und um das Selbstverständnis der Kirche bemüht hat (s. Mt B), ist es das Anliegen des noch späteren Lukasevangeliums (s. Einleitung D), die Zeit vor Jesus, mit Jesus und nach Jesus als die großen Phasen der Weltgeschichte, die somit zugleich Heilsgeschichte ist, zu begreifen. »;Mitte der Zeit« (das »;heute« in diesem Evangelium) ist Jesu Wirken auf dieser Erde, das vorbereitet wurde durch die Zeit Israels und sich nun auswirkt in der Zeit der Kirche. So ist Lukas unter allen Evangelisten am meisten Historiker, sein »;Leben Jesu« ist an geschichtlichen Parallelen interessiert, er schreibt uns in der Apostelgeschichte die erste Kirchengeschichte.

C - Dieser zeitlichen Perspektive entspricht bei Lukas die räumliche: religiöser Angelpunkt der Welt ist Jerusalem, wo der Tempel des Alten Bundes stand, wo Jesus den Neuen Bund begründet hat, von wo aus die Apostel in alle Welt hinausgegangen sind, das Evangelium zu verkünden, für dessen griechische Hörer Lukas schreibt.

D - Während die Auseinandersetzung mit dem Alten Testament zu der Zeit, da Lukas schreibt, bereits abklingt und für seine Gemeinden nie besonders aktuell gewesen ist, tönt bei ihm ein anderes Thema an: Das Verhältnis der Kirche zum Staat und zu den weltlichen Kulturen überhaupt.

E - Im einzelnen ist noch zu beobachten: Lukas ist Heidenchrist, der einzige unter den Autoren des Neuen Testamentes, und vorzüglich griechisch gebildet, so daß er mit seinem Evangelium (neben der Apostelgeschichte) nicht nur das längste Buch des Neuen Testamentes überhaupt verfaßt hat, sondern (neben dem Autor des Hebräerbriefes) auch den besten Stil des Neuen Testamentes schreibt. Das Griechische ist seine Muttersprache.

F - So kommt er seinen Lesern, den literarisch verwöhnten Christen der hellenistischen Welt, durch wohldurchdachte, vorwiegend geographisch orientierte Komposition, historische Angaben, überlegte Parallelen, durch klassische Wendungen, durch Stimmung schaffende Reden, Dialoge, Gesänge entgegen, während er übergeht oder ausfeilt, was ihm in den vorliegenden Quellen (vor allem im Markusevangelium) überflüssig, ungeschickt oder anstößig erscheint.

G - Dennoch ist gut zu beobachten, wie er sich an der Sprache und Darstellungsweise des Alten Testamentes, und zwar an dessen griechischer Übersetzung (Septuaginta), geschult hat, um einen dem hohen Gegenstand gemäßen Ton zu treffen, wie er ferner sicher überlieferte Worte Jesu aus Ehrfurcht vor der Tradition gern in ihrem semitischen Klang stehen läßt, auch wenn das stilistisch hart ist.

H - Lukas ist in der weiten Welt der hellenistischen Kultur zu Haus, und so läßt auch sein Evangelium alle jüdische Enge und religiöse Sektiererei hinter sich und bereitet bereits die Apostelgeschichte vor, in der Lukas die der Absicht Jesu entsprechende Weltmission beschrieben hat. So wie Jesus der Retter nicht nur der Juden, sondern auch der Heiden, der ganzen Welt ist, ebenso nimmt er sich nach Lukas vor allem auch der in der Antike sozial Zurückgesetzten an: seien es die Frauen, seien es die Verarmten. Jesus ist für alle der große Freudenbringer. Er macht den Ärmsten, nämlich den Sünder, der wir alle sind, und der seine innere Armut vor Gott oft genug durch äußeren Reichtum zu verdecken sucht, wahrhaft reich durch die Freundschaft Gottes im Heiligen Geist, in dem uns Gott so nahe kommt, daß wir vertraute Zwiesprache mit ihm halten dürfen im Gebet.

DAS EVANGELIUM NACH LUKAS

Vorrede

1 Schon viele haben es unternommen, einen Bericht über die Begebenheiten abzufassen, die sich unter uns zugetragen haben,1
2 wie es uns die ursprünglichen Augenzeugen und Diener des Wortes überliefert haben.2#
3 Auch ich habe mich entschlossen, allen Ereignissen von Anfang an sorgsam nachzugehen, und sie für dich, edler Theophilus, der Reihe nach niederzuschreiben,3
4 damit du dich von der Zuverlässigkeit der Lehren überzeugen kannst, in denen du unterrichtet worden bist.4

JUGENDGESCHICHTE JESU

Verkündigung der Geburt des Johannes

5 In den Tagen des Herodes, des Königs von Judäa, lebte ein Priester mit Namen Zacharias, aus der Priesterklasse des Abija. Seine Frau stammte aus dem Geschlecht Aarons, ihr Name war Elisabet.#
6 Beide waren gerecht vor Gott und hielten sich in allem streng an die Gebote und Satzungen des Herrn.#
7 Sie waren jedoch kinderlos, denn Elisabet war unfruchtbar, und beide waren in vorgerücktem Alter.#
8 Als einst seine Priesterklasse an der Reihe war und er vor Gott den heiligen Dienst tat,#
9 fiel ihm durch das Los, das nach der Ordnung der Priesterschaft geworfen wurde, die Aufgabe zu, im Tempel des Herrn das Rauchopfer darzubringen.#
10 Das ganze Volk aber verharrte zur Stunde des Rauchopfers draußen im Gebet.#
11 Da erschien ihm zur Rechten des Rauchopferaltars ein Engel des Herrn.56#
12 Bei seinem Anblick erschrak Zacharias, und Furcht befiel ihn.#
13 Der Engel aber sagte zu ihm: "Fürchte dich nicht, Zacharias! Denn dein Gebet ist erhört. Elisabet, deine Frau, wird dir einen Sohn gebären: dem sollst du den Namen Johannes geben.7#
14 Große Freude und Jubel werden dich erfüllen, und auch viele andere werden sich über seine Geburt freuen,8#
15 denn er wird groß sein vor dem Herrn. Wein und starkes Getränk wird er nicht trinken, und schon im Mutterschoß wird er mit Heiligem Geist erfüllt sein.9#
16 Viele von den Kindern Israels wird er zum Herrn, ihrem Gott, bekehren.#
17 Er wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft des Elija, um die Herzen der Väter den Kindern wieder zuzuwenden, die Ungehorsamen zur Gesinnung der Gerechten zu bringen und so das Volk für den Herrn bereit zu machen."10#
18 Da sagte Zacharias zu dem Engel: "Woran soll ich das erkennen? Ich bin schon alt und auch meine Frau ist hochbetagt."11
19 Der Engel erwiderte ihm: "Ich bin Gabriel, der vor Gott steht. Ich bin gesandt, mit dir zu reden und dir diese frohe Botschaft zu verkünden.12#
20 Weil du nun meinen Worten nicht geglaubt hast, die zu ihrer Zeit in Erfüllung gehen werden, sollst du stumm sein und nicht sprechen können, bis zu dem Tag, da dies eintrifft."13#
21 Das Volk wartete auf Zacharias und wunderte sich, daß er so lange im Tempel verweilte.#
22 Als er herauskam, konnte er kein Wort zu ihnen sagen. Da erkannten sie, daß er im Tempel eine Erscheinung gehabt hatte. Er winkte ihnen nur zu und blieb stumm.#
23 Sobald die Tage seines Dienstes vorüber waren, kehrte er nach Hause zurück.#
24 Nach jenen Tagen empfing seine Frau Elisabet. Sie zog sich fünf Monate zurück und sagte:#
25 "Das hat der Herr an mir getan: Er hat in diesen Tagen meine Schmach vor den Menschen gnädig hinweggenommen."14#

Verkündigung der Geburt Jesu

26 Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa mit Namen Nazaret gesandt,15#
27 zu einer Jungfrau, die mit einem Mann namens Josef, aus dem Haus David, verlobt war. Der Name der Jungfrau war Maria.16#
28 Der Engel trat bei ihr ein und sagte: "Freue dich, Begnadete, der Herr ist mit dir."17#
29 Sie erschrak über die Worte und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.#
30 Da sagte der Engel zu ihr: "Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.
31 Siehe, du wirst empfangen und einen Sohn gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.1819#
32 Er wird groß sein und Sohn des Allerhöchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.20#
33 Er wird über das Haus Jakob herrschen in Ewigkeit, und seines Reiches wird kein Ende sein."21#
34 Da sagte Maria zu dem Engel: "Wie wird das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?"22#
35 Der Engel antwortete ihr: "Heiliger Geist wird über dich kommen, und Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Kind, das geboren wird, heilig und Sohn Gottes genannt werden.23#
36 Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen, und sie, die als unfruchtbar galt, ist schon im sechsten Monat.#
37 Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich."24
38 Da sagte Maria: "Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort." Und der Engel schied von ihr.25#

Mariä Heimsuchung

39 In jenen Tagen machte sich Maria auf und ging eilends in eine Stadt im Bergland von Judäa.26#
40 Sie trat in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet.#
41 Sobald Elisabet den Gruß Marias vernahm, hüpfte das Kind in ihrem Schoß. Elisabet wurde von Heiligem Geist erfüllt#
42 und rief mit lauter Stimme: "Du bist die Gesegnete unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes!#
43 Wie kommt es, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt?27#
44 Denn siehe, sobald dein Gruß an mein Ohr klang, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Schoß.#
45 Selig bist du, da du geglaubt hast, daß in Erfüllung gehen wird, was dir vom Herrn verkündet worden ist."28#
46 Da sprach Maria: "Meine Seele preist die Größe des Herrn,29
47 und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
48 Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.#
49 Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig.
50 Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten.#
51 Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;
52 er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.
53 Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und läßt die Reichen leer ausgehen.
54 Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen,
55 das er unseren Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig."#
56 Maria blieb etwa drei Monate bei ihr; dann kehrte sie nach Hause zurück.#

Geburt des Johannes

57 Für Elisabet erfüllte sich die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar einen Sohn.30#
58 Ihre Nachbarn und Verwandten hörten, daß der Herr ihr große Huld erwiesen hatte, und freuten sich mit ihr.31#
59 Am achten Tag kamen sie, das Kind zu beschneiden, und wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben.32#
60 Doch seine Mutter entgegnete: "Nein, Johannes soll es heißen."33#
61 Sie sagten zu ihr: "In deiner Verwandtschaft trägt doch niemand diesen Namen."#
62 Daraufhin fragten sie seinen Vater durch Zeichen, wie er es wohl genannt wissen wolle.
63 Er verlangte ein Schreibtäfelchen und schrieb darauf - so daß alle staunten - die Worte: "Johannes ist sein Name."#
64 In demselben Augenblick wurde sein Mund geöffnet und seine Zunge gelöst; er konnte wieder sprechen und pries Gott.#
65 Da kam Furcht über alle, die in der Gegend wohnten, und im ganzen Bergland von Judäa sprach man über all diese Begebenheiten.
66 Alle, die davon hörten, überdachten sie im Herzen und sagten: "Was wird wohl aus diesem Kind werden?" Denn offensichtlich war die Hand des Herrn mit ihm.34#
67 Zacharias, sein Vater, wurde von Heiligem Geist erfüllt und sprach die prophetischen Worte:#
68 "Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen;3536
69 er hat uns einen starken Retter erweckt im Hause seines Knechtes David.#
70 So hat er verheißen von alters her durch den Mund seiner heiligen Propheten.37
71 Er hat uns errettet vor unseren Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen;
72 er hat das Erbarmen mit den Vätern an uns vollendet und an seinen heiligen Bund gedacht,38
73 an den Eid, den er unserem Vater Abraham geschworen hat;#
74 er hat uns geschenkt, daß wir, aus Feindeshand befreit, ihm furchtlos dienen39
75 in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinem Angesicht all unsere Tage.40
76 Und du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen; denn du wirst dem Herrn vorangehen und ihm den Weg bereiten.41#
77 Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken in der Vergebung der Sünden.
78 Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe,4243#
79 um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, und unsere Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens."44
80 Das Kind wuchs heran, und erstarkte im Geiste. - Bis zu dem Tag, da er vor Israel auftrat, lebte Johannes in der Wüste.45#
1 ℘ Kol 4, 14;Phlm 24;2Tim 4, 11;2Kor 8, 18
2 ℘ Joh 15, 27;Apg 6, 4;Hebr 2, 3
3 ℘ Apg 1, 1;Apg 11, 4;+Apg 24, 3++
4 Nach der Art griechischer Geschichtsschreiber spricht sich der Evangelist in den ersten vier Versen seines Evangeliums in Form einer Vorrede über Plan, Methode und Zweck seiner Schrift aus.
5 "...ein Engel des Herrn" - Von der Wortherkunft her, ist der "Engel" (gr. angelos) ein Bote. Er vermittelt, dem Menschen, was dieser nicht zu schauen vermag. Wie in der griechischen Tragödie der Botenbericht dem Zuschauer ersetzte, was er nicht sah, die Enge des vordergründig Darstellbaren sprengte und das Geschehen auf der Bühne mit den großen Weltereignissen hinter der Szene in Verbindung brachte und hielt, so zeigt der "Engel" die Verbindung des Erfahrbaren mit der ursächlichen, das menschliche Heil stiftenden göttlichen Wirklichkeit - das, was nur im Glauben erkannt werden kann.
6 ℘ Apg 10, 3
7 ℘ Lk 1, 30. 60;Apg 10, 30f
8 ℘ Lk 1, 58;Lk 7, 28
9 ℘ Lk 7, 33;Eph 5, 18
10 ℘ Mt 11, 14;Mt 17, 10 - 13
11 ℘ Röm 4, 16 - 21
12 ℘ Hebr 1, 14
13 ℘ Lk 1, 45
14 Kinderlosigkeit galt bei den Juden als eine schwere Prüfung.
15 Nach dem Koran sagte der Engel zu Maria, die von ihrer Mutter Gott gelobt, in einer Zelle aufgewachsen und geheimnisvoll von Gott gespeist und getränkt worden war: "O Maria, siehe, Gott verkündet dir ein Wort von sich. Sein Name ist der Messias, Jesus, Sohn der Maria, angesehen hienieder und im Jenseits und einer der Gott Nahegebrachten..." Und Maria akzeptierte das göttliche Wort ohne Widerspruch. (Sure 3,31-45). - Der Engel Gabriel, "der Geist", hauchte die junge Maria an. Die Jungfrau, die an einem einsamen Ort Zuflucht gesucht hatte, ergriff in ihren Wehen einen verdorrten Palmbaum, der süße Datteln über sie schüttete. Zu den Ihren zurückgekehrt, wird Maria der Unmoral beschuldigt, aber während sie schweigt, bezeugt der neugeborene Jesus in der Wiege die Unschuld seiner Mutter. (Sure 19,11 ff.) - Die Worte, die das Jesuskind nach koranischer Aussage (Sure 19,29 f) sprach, lauten: ">...Siehe, ich bin Gottes Diener; gegeben hat er mir das Buch, und er machte mich zum Propheten, und er machte mich gesegnet, wo immer ich bin, und befahl mir Gebet und Almosen, solange ich lebe, und Liebe zu meiner Mutter, und nicht machte er mich hoffärtig und unselig. Und Frieden auf den Tag meiner Geburt und auf den Tag, da ich sterbe, und den Tag, da ich auferweckt werde.< - Und das ist Jesus, der Sohn Marias, das Wort der Wahrheit, das sie bezweifeln." - Der Glaube an die Jungfrauengeburt ist daher auch bei den Muslimen fest verwurzelt. - Der Islam anerkennt und verehrt Jesus jedoch nicht als Gottessohn (Sure 19,35: "Nicht steht es Gott zu, einen Sohn zu zeugen.") - Über Jesus handelt der Koran in 108 Versen in 15 Suren. Jesus ist nach dem Koran nur Mensch, irdisches und sterbliches Geschöpf, dem weder Gottähnlichkeit noch Gottgleicheit zugesprochen werden kann. Der Koran widerspricht den Berichten, Jesus sei gekreuzigt worden, und er streitet gegen jede Art von Christuskult. Jesus im Koran ist ausschließlich Diener und Prophet Gottes, ein "Zeigefinger" auf Gott, der sich nicht selbst in den Mittelpunkt seiner Botschaft gestellt hat.
16 ℘ Lk 2, 4f;Mt 1, 16. 18
17 Im Griechischen sagte man bei der Begrüßung: "Chaire!" = "Freue dich!" (was auch als "Sei gegrüßt!" - nach dem lateinischen "Salve" - übersetzt wird); im Aramäischen grüßte man, wie Jesus nach der Auferstehung seine Jünger gegrüßt hat: "Friede mit euch!" - Lukas benutzt die Grußformel im alttestamentlichen Sinn als Ankündigung einer Frohen Botschaft Gottes (vgl. Zef 3, 14). - Einige Handschriften fügen hinzu: "Du bist gesegnet unter den Frauen."
18 Weil Maria auserwählt war, durch die Kraft des Heiligen Geistes Mutter des ewigen Gottessohnes zu werden, war sie "voll der Gnade". - In den Augen der Kirchenväter besaßen die Entstehung der Welt und die geheimnisvolle Stunde von Nazaret, in der der Engel bei einem jungen Mädchen eingetreten war, dasselbe Gewicht, beide Ereignisse waren für sie kosmische Pendants von makelloser Symmetrie: Wie Gott aus dem Nichts die Welt schuf, die sich dann von ihm abwandte, so schuf er gleichfalls aus dem Nichts, ohne Mitwirkung eines Mannes, im Leib der Jungfrau seinen Sohn, um diese Welt zu sich zurückzuholen - eine Art "Erlösungs-Rochade", in der Gott Mensch wird, um den Menschen vergöttlichen zu können. - Das Gegenstück zum Beginn der Genesis- "Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde" - ist der berühmte Prolog des Johannes-Evangeliums - "Im Anfang war das Wort" -, hier erklärt auch der Evangelist, was bei der Verkündigung der Geburt Jesu geschah: "Und das Wort ist Fleisch geworden." - Vgl. die Anm. zu Joh 1, 14. - Die Kirche feiert deshalb das Fest der Verkündigung am 25. März, an dem Tag, an dem Gott nach alter jüdischer Tradition das Werk der Weltschöpfung begann. Indem sie dieses Datum als den Tag annahm, an dem Maria auf Ankündigung des Engels ihren Sohn vom Heiligen Geist empfing, ergab sich der 25. Dezember neun Monate später als Geburtstag von selbst.
19 ℘ Mt 1, 21 - 23
20 ℘ Lk 6, 35;Mk 11, 9
21 ℘ Hebr 7, 24
22 ℘ Joh 3, 6. 9
23 ℘ Mt 1, 18 - 20;Joh 10, 36;2Kor 12, 9;1Thess 1, 5
24 ℘ Mt 19, 26;Mk 10, 27;Lk 18, 27
25 ℘ Lk 1, 45
26 Nach der Überlieferung lebten Elisabet und Zacharias in Ain Karim, zwei Stunden westlich von Jerusalem.
27 ℘ Apg 2, 30f;Mt 3, 11;Mt 22, 43f
28 ℘ Lk 1, 20. 48;Lk 11, 27f;Hebr 11, 11
29 V. 46 - 55: Dieser Lobgesang wird nach dem Anfangswort in der Vulgata "Magnifikat" genannt.

(Übersetzung nach dem "Stundenbuch")
30 ℘ Lk 2, 6
31 ℘ Lk 1, 14;Lk 15, 6. 9;Röm 12, 15
32 ℘ Lk 2, 21;Phil 3, 5
33 ℘ Lk 1, 13
34 ℘ Apg 11, 21
35 V. 68 - 79: (Übersetzung nach dem "Stundenbuch") Der Lobgesang des Zacharias wird nach dem Anfangswort in der Vulgata "Benediktus" genannt.

"Vor allem fällt die stark alttestamentlich-jüdische Prägung der Lobpreisung in bezug auf Form und Inhalt ins Gewicht. So erscheint die Form in verschiedenen Lobliedern des atl. Psalters vorgegeben zu sein. Ihnen ist es eigen, daß nach der einführenden Aufforderung zum Lobpreis der Hauptteil mit einem betont begründenden "denn" eingeführt wird (vgl. etwa Ps 33, 4;Ps 98, 1;Ps 135, 4), da ja der Grund angegeben werden muß, warum Gott gepriesen werden soll... Ferner weist die Lobpreisung Bezüge zur zeitgenössischen jüdischen Gebetsliteratur auf. Sie entspricht formal der atl. jüdischen Berakâh (= Benedictio = Preisung/Segnung), die grundsätzlich aus einem Lobspruch und seiner Begründung besteht." (F.Zeilinger)
36 ℘ Lk 7, 16;Lk 24, 21;Apg 15, 14
37 ℘ Apg 3, 21;Apg 10, 7;Röm 1, 1 - 3;Offb 10, 6f
38 ℘ Apg 3, 25
39 ℘ Röm 1, 9;Tit 2, 11f
40 ℘ Eph 4, 24
41 ℘ Lk 7, 26;Mt 11, 10;Mk 1, 2
42 "...wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe" - wörtlich: "...mit der er uns heimsuchen wird als Aufgang aus der Höhe" - vgl. dazu die Anm. zu Sach 3, 8.
43 ℘ Mal 3, 20;2Petr 1, 19
44 ℘ Mt 4, 16;Röm 3, 16f;Tit 2, 11
45 ℘ Lk 2, 40;Lk 3, 2;Mt 3, 1