Wahre Lebensweisheit
1 "Herr, Du Allmächtiger, Gott Israels! Voll Angst schreit zu Dir eine Seele, ein Geist voll Kümmernis.
2 Herr! Höre und erbarme Dich! Wir haben gegen Dich gesündigt.
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3 Du thronst in Ewigkeit; wir aber gehn zugrund für immer.
4 Herr, Du Allmächtiger, Gott Israels! Erhör das Flehen der von Israel dem Tod Verfallenen, der Söhne derer, die an Dir gesündigt, die nicht auf Deine, ihres Gottes, Stimme hörten! Deswegen hat das Unheil sich an uns gehängt.
5 Gedenke nimmer unserer Väter Missetaten! Gedenke Deines Armes, Deines Namens doch zu dieser Zeit!
6 Du bist der Herr, Du unser Gott, wir wollen, Herr, Dich preisen.
7 Ja, deshalb hast Du Deine Furcht in unser Herz gelegt; wir sollen Deinen Namen anrufen. Dann loben wir Dich in dem Lande der Verbannung, wenn wir von unserem Herzen alle Bosheit unserer Väter abgetan, die gegen Dich gesündigt haben.
8 Doch sieh, wir sind noch heute im Lande der Verbannung, wohin Du uns zerstreut, ein Hohn und Fluch und eine Sühne für die Missetaten unserer Väter all, die abgefallen von dem Herrn, der unser Gott."
9 Vernimm, du Israel, die lebenspendenden Gebote! Horcht auf, um Einsicht zu erlernen!
10 Wie kommt es, Israel, ja wie, daß du im Feindeslande bist, daß du im fremden Land hinsiechst, daß du, Leichen gleich, geschändet wirst
11 und den ins Grab Gesunkenen wirst zugerechnet?
12 Der Weisheit Quell hast du verlassen.
13 Wärst du auf Gottes Weg gewandelt, im Frieden weiltest du daheim für immer.
14 Erlern, wo Klugheit ist, wo Kraft zu finden, wo Einsicht ist, daß du zugleich erkennest, wo Lebenslänge, Lebensglück, wo's Augen gebe, leuchtende, und Frieden!
15 Wer hat je ihren Ort gefunden? Wer drang zu ihren Schätzen?
16 Wo sind der Heidenvölker Fürsten und die selbst über Tiere auf der Erde herrschten,
17 die mit den Vögeln unterm Himmel spielten, in Haufen Silber sammelten und Gold, worauf die Menschen sich verlassen und deren Habe endlos ist?
18 Wo sind sie denn, die mühevoll das Silber schmieden, daß unerreichbar ihre Werke seien?
19 Verschwunden, in die Unterwelt gestiegen, und andere an ihrem Platz!
20 Dann sahen Spätere das Licht und wohnten auf der Erde; doch sie erkannten nicht den Weg zur Weisheit.
21 Auch sie begriffen ihre Pfade nicht; und ihre Söhne hielten sie nicht fest; sie blieben fern dem Weg zu ihr.
22 In Kanaan ist nichts von ihr verlautet; in Teman ward sie nicht gesehen.
23 Auch Hagars Söhne, die sich um Einsicht alles Irdischen bemühen, die Händler Medans, die von Tema, Spruchredner, die nach Erkenntnis streben, auch sie erkannten nicht der Weisheit Weg; von ihren Pfaden hatten sie nicht Kunde.
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24 Wie groß ist Gottes Haus, o Israel! Wie weit die Stätte seines Eigentums!
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25 So groß, unendlich, so hoch und unermeßlich!
26 Geboren wurden dort die Riesen, die hochberühmten, uralten, die hochgewachsenen Männer, die des Krieges kundig.
27 Nicht diese hat sich Gott erwählt; er hat den Weg zur Weisheit ihnen nicht gegeben.
28 Sie kamen um, weil sie Erkenntnis nicht besaßen, sie kamen wegen ihrer Torheit um.
29 Wer stieg zum Himmel auf und holte sie und brachte aus den Wolken sie herab?
30 Wer fuhr durchs Meer und fand sie auf, daß er für köstlich Gold sie eingebracht?
31 Den Weg zu ihr kennt niemand, und keiner hat von ihrem Pfade Kunde.
32 Nur er, der alles weiß, erkennt auch sie, hat sie mit seiner Einsicht wohl erkundet, er, der die Erde gründete für immer und sie mit Vierfüßlern erfüllte.
33 Er, der das Licht entsendet, und dies strahlt auf, er, der es ruft, und es gehorcht ihm zitternd.
34 Die Sterne freuen sich, auf ihren Posten leuchtend.
35 Er ruft sie, und sie sprechen: "Hier!" Sie leuchten freudig dem, der sie erschuf.
36 Das ist nun unser Gott; ein andrer gilt nicht neben ihm; er hat erkundet jeden Weg zur Weisheit
37 und hat sie Jakob, seinem Knecht, verliehen und seinem Liebling Israel.
38 Hernach erschien sie auf der Erde, verkehrte mit den Menschen.