Des Königs Erlaß zugunsten der Juden
1 Dies ist die Abschrift des Briefes: "Der Großkönig Artaxerxes entbietet den Statthaltern in den 127 Satrapien von Indien bis Äthiopien und unseren Beamten seinen Gruß!
2 Viele, die durch allzu große Güte ihrer Wohltäter zu sehr geehrt werden, wollen noch höher hinaus.
3 Sie suchen nicht bloß unseren Untertanen Böses anzutun, sondern unterstehen sich sogar, gegen ihre eigenen Wohltäter Ränke zu schmieden, weil sie das Übermaß nicht ertragen können.
4 Sie möchten nicht nur die Dankbarkeit aus den Menschen verschwinden machen, sondern sich auch in prahlerischer Weise überheben, als hätten sie nie Wohltaten empfangen. Und so vermeinen sie, dem das Böse hassenden gerechten Gericht des stets alles sehenden Gottes entgehen zu können.
5 Oftmals aber machte auch viele Machthaber die Überredung der mit den Staatsgeschäften betrauten Freunde zu Mitschuldigen am Blute Unschuldiger und verwickelte sie in unheilbares Unglück,
6 insofern jene mit der Schlechtigkeit Lügenlist das arglose Wohlwollen der Herrscher täuschten.
7 Man kann dies sowohl aus den älteren uns überlieferten Geschichten ersehen, als aus dem, was ihr unmittelbar vor euch sich abspielen sahet, wie durch die Schlechtigkeit der mit der Regierung Betrauten Frevelhaftes ausgeführt wurde.
8 Deshalb ist für die Folgezeit die Aufmerksamkeit darauf zu richten, daß wir das Reich für alle Menschen in ungestörtem Frieden erhalten.
9 Wir machen keinen Gebrauch von Verleumdungen mehr, sondern beurteilen nur das, was uns unter die Augen kommt, indem wir stets möglichst mild herantreten.
10 So ward ja Aman, des Amadathes Sohn, der Mazedonier, der tatsächlich gar nicht persischen Geblütes ist und dem unsere Güte sehr ferne liegt, von uns gastlich aufgenommen.
11 Und er erfuhr die von uns gegen jedes Volk gehegte Menschenfreundlichkeit in solchem Maß, daß er ständig als unser Vater und als die zweite Person nach dem königlichen Throne von allen untertänig verehrt wurde.
12 Er wußte aber seinen Hochmut nicht niederzuhalten, und so trachtete er danach, uns der Herrschaft und des Lebens zu berauben.
13 Er forderte zugleich mit arglistigen Überredungskünsten, daß unser Retter und fortwährender Wohltäter Mardochäus und die untadelige Mitinhaberin des Königsthrones Esther mit allen ihren Volksgenossen dem Verderben überliefert würden.
14 Durch diese Ränke glaubte er, die Oberherrschaft über die Perser auf die Mazedonier übertragen zu können, wenn er uns gemeinsam getroffen hätte.
15 Wir aber finden, daß die von dem dreifach Schuldbeladenen dem Untergang ausgesetzten Juden keine Verbrecher sind, sondern als Staatsbürger nach sehr gerechten Gesetzen leben
16 und daß sie Söhne des höchsten, größten, lebendigen Gottes sind, der uns und unseren Ahnen das Reich in schönster Verfassung erhalten hat.
17 So tut ihr nun wohl daran, wenn ihr euch nicht nach den von des Amadathes Sohn Aman gesandten Schreiben richtet.
18 Denn ihr Anstifter hängt mit seiner ganzen Familie vor Susas Toren, indem ihm der allwaltende Gott rasch seine verdiente Strafe heimzahlte.
19 Die Abschrift dieses Briefes sollt ihr an jedem Platze öffentlich bekanntmachen, daß man die Juden nach ihren eigenen Gesetzen leben lasse
20 und daß man sie unterstütze, auf daß sie sich derer, die ihnen in ihrer Drangsalszeit aufsässig waren, am dreizehnten Tag des zwölften Monats Adar, am selben Tag, erwehren können.
21 Denn diesen hat ihnen der alles waltende Gott zum Freudentag gemacht, anstatt das auserwählte Geschlecht zu vernichten.
22 So feiert nun zur bestimmten Zeit eures Festes in aller Fröhlichkeit einen herrlichen Tag!
23 Er bedeute sowohl jetzt wie später für euch und für die freundlich gesinnten Perser Heil; für unsere Todfeinde aber sei er ein Denkmal des Verderbens!
24 Jede Stadt oder Landschaft, die nicht nach diesem Erlasse handelt, soll ausnahmslos mit Feuer und Schwert grausam verwüstet werden. Sie wird nicht bloß den Menschen unzugänglich, sondern auch den wilden Tieren und den Vögeln für alle Zeit aufs äußerste verderblich werden."