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Das Nomaden- und Wandervolk ward zu einem Volk von Kriegern. Die heroische Zeit beginnt. Es treten die Heldengestalten eines Gideon, Jephte und Samson auf. Die Bundeslade ist der theokratische Mittelpunkt, um den sich Israel schart. Doch hält es nicht immer Bundestreue. Sooft es aber vom Herrn abfällt, greift der Herr zürnend in seine Geschichte. Er gibt die Halsstarrigen ihren Feinden preis, bis sie reuevoll zu dem einen Gott zurückkehren. Daraus ergibt sich die bedeutsame Wahrheit, daß Gott die äußeren Geschicke Israels nach dem Verhalten des Volkes gegen seine Gebote leitet.

Ein doppelter Anhang (die Kap. 17-18 u. 19-21) will zeigen, wie sehr in Israel Religion und Sitte niedergegangen sind, weil das Königtum als Stütze der Gesetzesordnung damals noch nicht bestand. So führt das Buch hinüber zu den Samuelbüchern.



Kanaans Eroberung

1 Und nach Josues Tode fragten die Söhne Israels den Herrn: "Wer von uns soll zuerst in den Kampf wider die Kanaaniter ziehen?"
2 Da sprach der Herr: "Juda soll hinziehen! Ich gebe das Land in seine Hand."
3 Da sprach Juda zu seinem Bruder Simeon: "Zieh mit mir in mein Losteil! Wir wollen wider die Kanaaniter streiten. Dann ziehe auch ich mit dir in dein Losteil." Und Simeon zog mit ihm.
4 Juda zog nun hin, und der Herr gab die Kanaaniter und die Periziter in seine Hand. Sie schlugen diese bei Bezek, 10.000 Mann.
5 In Bezek stießen sie auf den Zepterträger, kämpften mit ihm und schlugen die Kanaaniter und Periziter.
6 Der Zepterträger jedoch floh. Sie aber jagten ihm nach, griffen ihn und hieben ihm die Daumen und die großen Zehen ab.
7 Da sprach der Zepterträger: "Siebzig Könige mit abgehauenen Daumen und Zehen haben unter meinem Tische aufgelesen. Wie ich getan, so hat mir Gott vergolten." Dann brachten sie ihn nach Jerusalem, und er erlitt dort den Tod.
8 Judas Söhne kämpften nämlich gegen Jerusalem, eroberten es und schlugen es mit des Schwertes Schärfe und steckten die Stadt in Brand.
9 Danach zogen Judas Söhne zum Kampfe gegen die Kanaaniter hinab, die das Gebirge, das Südland und die Niederung bewohnten.
10 Und Juda zog gegen die Kanaaniter in Hebron. Hebron aber hieß vormals Kirjat Arba ("Vierstadt"). Sie schlugen Sesai, Achiman und Talmai.
11 Von dort zogen sie gegen Debirs Einwohner. Debir hieß vormals Kirjat Sepher ("Schreiberstadt").
12 Und Kaleb sprach: "Wer Kirjat Sepher bezwingt und einnimmt, dem gebe ich meine Tochter Aksa zum Weibe."
13 Da nahm es des Kenaz Sohn Otniel, Kalebs jüngerer Bruder. Da gab er ihm seine Tochter Aksa zum Weibe.
14 Als sie hinzog, überlistete sie ihren Vater, da sie von ihm ein Feld wollte. Sie neigte sich nämlich vom Esel, so daß Kaleb sie fragte: "Was ist dir?"
15 Sie aber sprach zu ihm: "Gib mir doch eine Abschiedsgabe! Du vergibst mich ja nach dem Südland. So gib mir Wasser!" Da gab ihr Kaleb oberirdische und unterirdische Wasserstellen.
16 Die Söhne des Keniters, des Schwiegervaters Mosis, waren aus der Palmenstadt zu den Söhnen Judas nach der Wüste Juda im Rücken Arads hinauf gezogen. Diese aber zogen ab und verpflanzten das Volk.
17 Auch Juda zog mit seinem Bruder Simeon weiter. Sie schlugen die Kanaaniter zu Sephat und bannten es. Daher nannte man die Stadt Chorma ("Bannung").
18 Dann eroberte Juda Gaza, Askalon und Ekron je mit ihrem Gebiet.
19 Und der Herr war mit Juda, und es besetzte das Gebirge; die Talbewohner nämlich konnte es nicht vertreiben, weil sie eiserne Wagen hatten.
20 Sie gaben nun Hebron dem Kaleb, wie es Moses befohlen. Und er vertrieb daraus die Enaksöhne.
21 Auch die Benjaminiten konnten die Jebusiter, Jerusalems Insassen, nicht vertreiben. So blieben die Jebusiter bei den Söhnen Benjamins bis auf diesen Tag.
22 Auch die vom Hause Josephs zogen gegen Betel, und der Herr war mit ihnen.
23 Die vom Hause Josephs ließen nun Betel ausspähen. Die Stadt aber hieß vordem Luz.
24 Die Kundschafter sahen nun einen Mann aus der Stadt kommen und sagten zu ihm: "Zeig uns den Zugang zur Stadt! Wir erweisen dir dafür Gutes."
25 Da zeigte er ihnen den Zugang zur Stadt. Und sie schlugen die Stadt mit des Schwertes Schärfe. Den Mann aber ließen sie mit seiner ganzen Familie ziehen.
26 Da ging der Mann in das Chittiterland, baute eine Stadt und nannte sie Luz ("Mandelbaum"). So heißt sie bis auf diesen Tag.
27 Auch Manasse vertrieb nicht die Bewohner von Bet Sean, Taanak, Ibleam, Megiddo und ihren Dörfern. Den Kanaanitern nämlich gelang es, in diesem Lande zu bleiben.
28 Als aber Israel erstarkte, machte es die Kanaaniter zinsbar, vertrieb sie aber nicht ganz.
29 Auch Ephraim vertrieb nicht die kanaanitischen Insassen von Gezer. So blieben die Kanaaniter mitten unter ihm zu Gezer.
30 Auch Zabulon vertrieb nicht die Insassen von Kitron noch die von Nahalol. So blieben die Kanaaniter mitten unter ihm, wurden aber zinsbar.
31 Asser vertrieb nicht die Insassen von Akko und die von Sidon, Achlab, Akzib, Helba, Aphik und Rechob.
32 So wohnten Assers Söhne mitten unter Kanaanitern, die im Lande blieben, weil man sie nicht vertrieb.
33 Naphtali vertrieb nicht die Insassen von Bet Semes noch die von Bet Anat. So wohnte es mitten unter den Kanaanitern, die im Lande blieben. Doch wurden die Einwohner von Bet Semes und Bet Anat ihnen zinsbar.
34 Die Amoriter aber drängten Dans Söhne auf das Gebirge; denn sie ließen sie nicht in die Ebene ziehen.
35 So gelang es den Amoritern, in Har Cheres, Ajjalon und Saalbin zu bleiben. Als aber die Macht des Josephhauses erstarkte, wurden sie zinsbar.
36 Das Amoritergebiet aber erstreckte sich von der Skorpionensteige, von dem Felsengebirge, weiter hinauf.