Sir 9

Klugheitsregeln

1 Sei auf die Frau an deinem Busen niemals eifersüchtig, damit nicht gar zu deinem Schaden du sie Schlimmes lehrest!
2 Mit einen Weib laß dich nicht ein, daß es zur Herrschaft über dich gelange!
3 Verkehr mit einem Weib nicht, das sich Freunde schafft, damit du nicht in seine Schlingen fällst!
4 Mit einer Sängerin treib keine Possen, daß du dich nicht von ihren Künsten fangen läßt!
5 Betrachte eine Jungfrau nicht genau, damit du ihretwegen nicht in Strafe fällst!
6 Laß niemals dich mit Buhlerinnen ein, daß du nicht Hab und Gut verlierst!
7 Schau in der Stadt auf ihren Gassen nicht umher! Auf ihren Plätzen streich nicht einsam hin und her!
8 Von einem schönen Weib wend deine Augen ab! Betrachte fremde Schönheit nicht genau! Durch Frauenschönheit sind schon viele umgekommen; an ihr entzündet Liebe sich wie Feuer.
9 Mit einem Eheweib sitz nicht zusammen! Halt nicht mit ihr beim Weine ein Gelage, auf daß zu ihr dein Sinn sich neige und du durch deine Leidenschaft zugrunde gehst!
10 Gib einen alten Freund nicht auf! Der neue kommt ihm niemals gleich. Ein neuer Freund, ein neuer Wein! Erst wenn er alt geworden ist, genießt du ihn mit Wonne.
11 Des Sünders Glück beneide nicht! Du weißt ja nicht, wie wird sein Ende.
12 Hab nicht am Glück der Gottlosen Gefallen! Bedenk, daß bis zum Grabe sie nicht straflos bleiben!
13 Bleib einem Manne fern, der Macht zu töten hat! Dann brauchst du nicht in Todesangst zu schweben. Wenn du dich aber nahst, dann laß dir nichts zuschulden kommen, daß er dir nicht das Leben nehme! Bedenke, daß du zwischen Fallen schreitest und auf der Städte Zinnen wandelst!1
14 Soviel du kannst, erforsche deinen Nächsten! Allein mit Weisen geh zu Rat!
15 Mit klugen Leuten unterrede dich! Und jede deiner Unterhaltungen beziehe sich auf das Gesetz des Höchsten!
16 Gerechte Männer seien deine Tischgenossen! Dein Ruhm besteh in Furcht des Herrn.
17 Der Fertigkeit des Künstlers wegen wird ein Werk gelobt; durch seine Rede ist der Führer eines Volkes weise.
18 In seiner Stadt gefürchtet ist ein Mann, der schwatzt, und wer voreilig ist in seiner Rede, wird gehaßt.
1 Der Gefahr des Absturzes oder des Abgeschossenwerdens ausgesetzt. V "du wandelst unter Schlingen und reitest auf den Waffen der Betrübten".