Des Tobias Reise
1 Da hörte sie zu weinen auf.
2 Sie aber zogen ihres Wegs und kamen abends an den Tigrisfluß und wollten übernachten.
3 Der Jüngling stieg hinab zu baden. Da schnellte aus dem Fluß ein Fisch und wollte ihn, den Jüngling, schon verschlingen.
4 Der Engel aber sprach zu ihm: "Den Fisch ergreife!" Der Jüngling nahm den Fisch und warf ihn auf das Land.
5 Der Engel sprach zu ihm: "Den Fisch zerlege und nimm das Herz, die Leber und die Galle und hebe sie sorgfältig auf!"
6 Der Jüngling tat, wie ihn der Engel hieß. Sie brieten dann den Fisch und aßen ihn. Dann zogen beide ihres Wegs, bis sie in die Nähe von Ekbatana kamen.
7 Der Jüngling fragte den Engel: "Bruder Azarias! Was hat es mit des Fisches Leber, Herz und Galle auf sich?"
8 Er sprach zu ihm: "Wird jemand schon von einem Dämon oder bösen Geist geplagt, so muß man sie vor ihm in Rauch aufgehen lassen, sei's Mann, sei's Weib. Dann werden sie nicht mehr gequält.
9 Und mit der Galle muß man jemanden bestreichen, der weiße Flecken in den Augen hat. Alsdann wird er geheilt."
10 Als sie sich nun Ekbatana näherten,
11 da sprach der Engel zu dem Jüngling: "Bruder! Heute übernachten wir bei Raguel. Er ist ja dein Verwandter, der eine einzige Tochter namens Sara hat.
12 Ich spreche ihretwegen, daß sie dir zum Weib gegeben werde. Ihr Erbe fällt dir zu, weil du der einzige aus ihrem Hause bist. Das Mädchen ist auch schön und klug.
13 Jetzt hör auf mich! Ich will mit ihrem Vater sprechen, und kehren wir aus Rages wiederum zurück, dann feiern wir die Hochzeit. Ich weiß, daß Raguel sie keinem anderen Manne nach dem Gesetze Mosis geben darf, sonst macht er sich des Todes schuldig, weil es dir zukommt, das Erbe zu empfangen, sonst keinem anderen Menschen."
14 Da sprach der Jüngling zu dem Engel: "Bruder Azarias! Ich hörte, daß das Mädchen sieben Männern schon gegeben ward, und alle sind im Brautgemach gestorben.
15 Nun bin ich meines Vaters einzig Kind und fürchte, daß ich stürbe wie die früheren, wenn ich hineinginge, dieweil ein böser Geist sie liebt, der nur dem schadet, der sich ihr naht. Nun fürchte ich zu sterben. So brächte ich dann meines Vaters Leben wie das der Mutter in das Grab, vor lauter Traurigkeit um mich. Sie haben keinen anderen Sohn, der sie bestatten könnte."
16 Der Engel sprach zu ihm: "Erinnerst du dich nicht der Worte, die dir dein Vater aufgetragen, du sollst ein Weib aus deinem Stamme nehmen? Hör nun auf mich, mein Bruder! Sie wird dein Weib. Vom bösen Geiste sprich nicht weiter! In dieser Nacht noch wird sie dir zum Weib gegeben.
17 Und gehst du in das Brautgemach, dann nimm Räucherkohlen und leg darauf etwas von des Fisches Herz und Leber und räuchere!
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18 Sobald der böse Geist dies riecht, wird er fliehen und wird in Ewigkeit nicht wiederkommen. Wenn aber du zu ihr eingehst, erhebt euch beide und rufet zum barmherzigen Gott! Er rettet euch. Und er erbarmt sich euer. Hab keine Furcht! Für dich war sie von Anbeginn bestimmt, und du befreiest sie. Sie wird mit dir abreisen; ich aber zweifle nicht, daß du von ihr auch Kinder haben wirst." Als dies Tobias hörte, begann er sie zu lieben, und seine Seele hängte sich an sie. Dann kamen sie nach Ekbatana.