1 Dann befahl er, sie dorthin zu führen, wo sein silbernes Tafelgerät aufgestellt war, und gab Weisung, ihr von seinen köstlichen Speisen vorzusetzen und von seinem Wein zu reichen.
2 Da sagte Judit: Ich werde davon nicht essen, damit kein Ärgernis entsteht. Vielmehr soll mir von dem Vorrat gegeben werden, den ich mitgebracht habe!
3 Holofernes antwortete ihr: Wenn aber dein Vorrat zu Ende ist, woher sollen wir dann etwas Ähnliches nehmen und dir geben? Denn bei uns ist niemand aus deinem Volk.
4 Judit entgegnete ihm: So wahr du lebst, mein Herr! Deine Sklavin wird den Vorrat, den sie bei sich hat, nicht aufgezehrt haben, bis der Herr durch mich das vollbringt, was er beschlossen hat.
5 Nun führten die Diener des Holofernes sie in das Zelt. Sie schlief bis Mitternacht und erhob sich um die Zeit der Morgenwache.
6 Sie schickte einen Boten zu Holofernes und ließ ihm sagen: Mein Herr gebe nun Befehl, deine Sklavin zum Gebet hinauszulassen!
7 Da befahl Holofernes den Leibwachen, sie nicht zu hindern. So verbrachte sie drei Tage im Lager. Nachts ging sie in die Schlucht von Betulia hinaus und badete sich an der Wasserquelle im Lager.
8 Wenn sie herausgestiegen war, betete sie zum Herrn, dem Gott Israels, ihr den Weg zur Erhöhung der Söhne ihres Volkes zu zeigen.
9 Rein kehrte sie zurück und blieb im Zelt, bis man ihr gegen Abend die Speise brachte.
10 Am vierten Tag gab Holofernes ausschließlich seinen Dienern ein Gastmahl und lud niemanden von denen dazu ein, die sonst um ihn waren.
11 Da sagte er zum Eunuchen Bagoas, der all sein Eigentum verwaltete: Geh und überrede doch die hebräische Frau, die bei dir ist, zu uns zu kommen und mit uns zu essen und zu trinken!
12 Denn es wäre ja eine Schande für uns, eine solche Frau laufen zu lassen, ohne mit ihr zusammen gewesen zu sein. Holen wir sie nicht her zu uns, wird sie uns verlachen.
13 Bagoas ging von Holofernes fort und trat zu ihr ein mit den Worten: Das schöne Mädchen sollte doch nicht zögern, zu meinem Herrn zu gehen, um von ihm geehrt zu werden, in Fröhlichkeit mit uns Wein zu trinken und am heutigen Tag wie eine Tochter der Assyrer zu werden, die im Palast Nebukadnezzars Dienst tun!
14 Da antwortete ihm Judit: Wer bin ich, dass ich meinem Herrn widersprechen dürfte? Vielmehr will ich unverzüglich alles tun, was er wünscht; dies wird mir eine Freude bis zum Tag meines Todes sein.
15 Dann stand sie auf und legte ihr Gewand und allen Schmuck an. Ihre Dienerin ging hin und breitete für sie vor Holofernes Teppiche auf dem Boden aus, die sie von Bagoas als Lager für ihre täglichen Mahlzeiten erhalten hatte.
16 Dann trat Judit ein und legte sich nieder. Da geriet Holofernes außer sich vor Entzücken über sie, seine Leidenschaft entbrannte und er war sehr begierig darauf, mit ihr zusammenzukommen. Seit dem Tag, an dem er sie gesehen hatte, wartete er auf einen günstigen Augenblick, sie zu verführen.
17 Holofernes sagte zu ihr: Nun trink und sei mit uns fröhlich!
18 Da erwiderte Judit: Ja, ich will trinken, Herr; denn heute bin ich höher gestiegen als an allen Tagen meines Lebens.
19 Dann nahm sie, aß und trank in seiner Gegenwart, was ihre Dienerin zubereitet hatte.
20 Holofernes wurde ihretwegen immer fröhlicher und trank sehr viel Wein, mehr als er jemals in seinem Leben an einem Tag getrunken hatte.