Jdt 14

1 Da sagte Judit zu ihnen: Hört nun auf mich, Brüder! Nehmt diesen Kopf und hängt ihn an die Zinnen euerer Mauer!
2 Wenn der Morgen anbricht und die Sonne über der Erde aufgeht, nehmt alle euere Kriegsrüstungen und zieht mit allen kriegstüchtigen Männern aus der Stadt! Bestellt einen Anführer über sie; tut so, als ob ihr in die Ebene gegen die Vorposten der Assyrer hinuntersteigen wollt! Doch steigt nicht hinunter.
3 Dann werden jene ihre Waffen ergreifen, in ihr Lager gehen und die Feldherrn des assyrischen Heeres wecken. Sie werden zum Zelt des Holofernes zusammenlaufen und ihn nicht finden. Es wird sie Schrecken befallen und sie werden vor euch fliehen.
4 Dann sollt ihr und alle Bewohner des ganzen israelitischen Berglandes sie verfolgen und auf ihrer Flucht niederschlagen!
5 Bevor ihr dies aber tut, ruft mir den Ammoniter Achior, damit er den sieht und erkennt, der das Haus Israel verächtlich machte und Achior als einen Todgeweihten zu uns sandte!
6 Sie holten Achior aus dem Haus Usijas. Als er kam und den Kopf des Holofernes in der Hand eines Mannes aus der Volksversammlung erblickte, fiel er ohnmächtig zu Boden.
7 Nachdem man ihn aufgehoben hatte, fiel er zu Judits Füßen nieder, huldigte ihr und sagte: Gepriesen seist du in jedem Zelt Judas und bei allen Völkern, die beim Nennen deines Namens erschrecken werden!
8 Nun berichte mir alles, was du in diesen Tagen getan hast! Da erzählte Judit mitten unter dem ganzen Volk alles, was von dem Tag an geschehen war, als sie hinauszog, bis zur Stunde, in der sie mit ihnen sprach.
9 Als sie ihren Bericht beendet hatte, jubelte das Volk mit lauter Stimme und erhob in der Stadt ein Freudengeschrei.
10 Als aber Achior begriff, was der Gott Israels alles getan hatte, glaubte er fest an Gott und ließ sich seine Vorhaut beschneiden. Er wurde in das Haus Israels aufgenommen bis auf diesen Tag.
11 Beim Anbruch des Morgens hängten sie den Kopf des Holofernes an der Stadtmauer auf. Jeder ergriff seine Waffen und sie zogen in Scharen zu den Bergpässen hinaus.
12 Als aber die Assyrer sie erblickten, sandten sie Boten zu ihren Anführern. Diese aber begaben sich zu den Feldherrn und Obersten sowie zu allen ihren Hauptleuten.
13 Sie kamen zum Zelt des Holofernes und sagten zum Verwalter seines ganzen Besitztums: Weck doch unseren Herrn! Die Sklaven haben es gewagt, zum Kampf gegen uns herunterzusteigen, um vollends in ihr Verderben zu rennen.
14 Da ging Bagoas hinein und klatschte vor dem Vorhang des Zeltes in die Hände. Er vermutete nämlich, er schlafe mit Judit.
15 Als aber niemand aufhorchte, schob er den Vorhang beiseite, ging in das Schlafgemach und fand Holofernes tot auf der Schwelle liegen; er sah, dass ihm der Kopf abgeschlagen war.
16 Da schrie er laut auf unter Weinen, Seufzen und großem Geschrei und zerriss seine Kleider.
17 Dann ging er in das Zelt, das Judit bewohnt hatte, und fand sie nicht. Da lief er hinaus zu den Soldaten und rief:
18 Die Sklaven haben uns verraten! Eine einzige Frau der Hebräer hat über das Haus des Königs Nebukadnezzar Schande gebracht. Denn seht, Holofernes liegt am Boden und der Kopf fehlt ihm!
19 Als die assyrischen Heerführer dies hörten, zerrissen sie ihre Kleider und waren tief bestürzt. Ihr Klagen und überlautes Schreien schallte durch das Lager.