Jer 9

1 Hätte ich doch in der Wüste eine Herberge, / dann verließe ich mein Volk und zöge fort von ihm.Denn es sind lauter Ehebrecher, / eine treulose Gesellschaft.
2 Sie spannen ihre Zunge wie einen Bogen; / Lüge und nicht Wahrheit hat die Oberhand im Land.Sie schreiten von Bosheit zu Bosheit, / aber den Herrn kennen sie nicht -- Spruch des Herrn.
3 Hütet euch voreinander, / und keiner traue seinem Bruder.Denn jeder Bruder betrügt, / und jeder Freund verbreitet Verleumdung.
4 Einer hintergeht den anderen, / sie reden kein wahres Wort.Sie haben ihre Zunge eingeübt zum Lügenreden, / sie sind gründlich verdorben, sie können nicht mehr umkehren.
5 Gewalt auf Gewalt, Trug auf Trug. / Sie wollen den Herrn nicht kennen.
6 Darum -- so spricht der Herr der Heerscharen: / Wahrlich, ich werde sie schmelzen und prüfen; / wie sollte ich sonst mit ihrer Bosheit verfahren?
7 Ihre Zunge gleicht einem tödlichen Pfeil, / Trug sind die Worte ihres Mundes.Heil sagt man zu seinem Nächsten, / aber im Herzen stellt man ihm eine Falle.
8 Sollte ich sie dafür nicht bestrafen -- Spruch des Herrn --, / sollte ich nicht Rache nehmen an einem solchen Volk?
9 Fangt an zu weinen und zu klagen über die Berge, / und über die Weidegründe singt den Totengesang.Denn sie sind verheert, kein Mensch zieht mehr hindurch, / und sie hören das Blöken der Herden nicht mehr.Von den Vögeln in der Luft bis zum Vieh / ist alles entflohen, verschwunden.
10 Ich mache aus Jerusalem einen Steinhaufen, / eine Wohnung für Schakale.Die Städte Judas mache ich zur Einöde, / in der niemand wohnt.
11 Wo ist der weise Mann, der das einsieht und kundtut, was der Mund des Herrn zu ihm spricht: warum das Land zugrunde geht, verheert ist wie eine Wüste, die niemand durchwandert?
12 Der Herr sprach: Weil sie mein Gesetz verlassen haben, das ich ihnen gegeben habe, und weil sie nicht auf meine Stimme gehört und sich nicht danach gerichtet haben,
13 sondern ihrem verstockten Sinn gefolgt und den Baalen nachgelaufen sind, wie ihre Väter sie gelehrt haben.
14 Darum -- so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Ich will ihnen Wermut zum Essen geben und Giftwasser zum Trinken.
15 Ich will sie unter die Völker zerstreuen, von denen weder sie noch ihre Väter etwas wussten. Und hinter ihnen her werde ich das Schwert senden, bis ich sie vernichtet habe.
16 So spricht der Herr der Heerscharen: / Auf! Ruft die Klageweiber, dass sie kommen! / Sendet nach weisen Frauen, dass sie kommen!
17 Schnell, sie sollen ein Klagelied über uns anstimmen, / dass unsere Augen in Tränen zerfließen, / von unseren Wimpern das Wasser rinnt.
18 Horch, man hört Klagegesang von Zion her: / Wie sind wir misshandelt worden, in maßlose Schande geraten! / Denn wir müssen das Land verlassen, / unsere Wohnungen preisgeben.
19 Ja, hört das Wort des Herrn, ihr Frauen, / und euer Ohr vernehme das Wort seines Mundes.Lehrt euere Töchter den Klagegesang / und eine die andere das Totenlied:
20 Der Tod stieg ein in unsere Fenster, / drang ein in unsere Paläste.Er raffte hinweg das Kind von der Straße / und die jungen Männer von den Plätzen.
21 Die Leichen der Leute liegen umher / wie Mist auf dem Ackerund wie Garben hinter dem Schnitter; / niemand ist da, der sie sammelt.
22 So spricht der Herr:Der Weise rühme sich nicht seiner Weisheit, / und der Starke rühme sich nicht seiner Kraft, / und der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums.
23 Sondern dessen soll sich rühmen, wer sich rühmen will: / Einsicht zu haben und mich zu erkennen,dass ich der Herr bin, / der Gnade, Recht und Gerechtigkeit walten lässt auf Erden. / Ja, an solchen habe ich Wohlgefallen -- Spruch des Herrn.
24 Wahrlich, es werden Tage kommen -- Spruch des Herrn --, da werde ich jeden, der an der Vorhaut beschnitten ist, zur Rechenschaft ziehen:
25 Ägypten, Juda und Edom, die Söhne Ammons, Moab und alle mit gestutztem Haar, die in der Wüste wohnen. Denn alle diese Völker sind unbeschnitten und auch das ganze Haus Israel ist unbeschnittenen Herzens.