Röm 12

Dritter Teil: PRAKTISCHE ERMAHNUNGEN | Allgemeine Pflichten

Gottgefälliger Lebenswandel

1 Brüder, bei der Barmherzigkeit Gottes ermahne ich euch: Bringt euren Leib Gott als ein lebendiges, heiliges, wohlgefälliges Opfer dar. Das sei euer geistiger Gottesdienst.1#
2 Macht euch nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr beurteilen könnt, was der Wille Gottes, was gut, wohlgefällig und vollkommen ist.2#

Das kirchliche Leben

3 Kraft der Gnade, die mir verliehen ist, sage ich einem jeden von euch: Strebt nicht über das hinaus, was geboten ist, sondern strebt danach, besonnen zu sein, ein jeder nach dem Maß des Glaubens, das Gott ihm zugeteilt hat.3#
4 Denn wie wir an dem einen Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder den gleichen Dienst verrichten,4
5 so bilden wir viele zusammen einen Leib in Christus; einzeln aber, im Verhältnis zueinander, sind wir Glieder.56
6 Je nach der Gnade, die uns verliehen ist, sind wir verschieden begabt. Wer die Prophetengabe hat, gebrauche sie in Übereinstimmung mit dem Glauben.78#
7 Wer einen Dienst verrichtet, widme sich dem Dienst. Wer die Gabe hat, zu lehren, der lehre.9
8 Wer die Gabe hat, zu ermahnen, der ermahne. Wer Almosen spendet, tue es in schlichter Gesinnung. Wer Vorsteher ist, sei es mit Eifer. Wer Barmherzigkeit übt, tue es frohen Sinnes.10

Nächstenliebe

9 Eure Liebe sei ohne Falsch! Verabscheut das Böse, haltet fest am Guten!11
10 Seid in brüderlicher Liebe einander zugetan, in Ehrerbietung einander übertreffend!12
11 Erlahmt nicht im Eifer, seid feurigen Geistes, dient dem Herrn!13
12 Seid fröhlich in der Hoffnung, standhaft in der Trübsal, beharrlich im Gebet!14
13 Nehmt Anteil an den Nöten der Heiligen und pflegt die Gastfreundschaft!15
14 Segnet, die euch verfolgen; segnet sie und verflucht sie nicht!16
15 Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden!17
16 Lebt in Eintracht miteinander! Wollt nicht hoch hinaus, sondern laßt euch herab zum Niedrigen! Haltet euch nicht selbst für klug!18

Friedfertigkeit

17 Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Seid auf das Gute bedacht vor allen Menschen!19
18 Soweit es möglich ist und auf euch ankommt, lebt mit allen Menschen in Frieden!20
19 Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorngericht. Denn es steht geschrieben: "Mein ist die Rache! Ich will vergelten!, spricht der Herr."2122
20 Wenn deinen Feind hungert, gib ihm vielmehr zu essen; dürstet ihn, so gib ihm zu trinken. Indem du das tust, sammelst du glühende Kohlen auf sein Haupt.2324#
21 Laß dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute!25
1 ℘ 2Kor 1, 3;Röm 6, 11. 13. 19;Lk 2, 22;Röm 15, 16;Joh 4, 24;1Petr 2, 5;1Petr 1, 14
2 ℘ Gal 1, 4;2Kor 3, 18;Eph 4, 17. 22f;2Kor 5, 17;Tit 3, 5;Röm 2, 18;Phil 1, 10;Röm 1, 28;Eph 5. 10. 17;1Thess 5, 21
3 ℘ +Röm 15, 15++;1Kor 4, 6;Mt 25, 15;1Kor 12, 11;Eph 4, 7 - 10;2Kor 10, 13;1Petr 4, 7
4 ℘ 1Kor 6, 15;1Kor 10, 17;1Kor 12, 12. 27;Eph 1, 23
5 Ausführlicher geht Paulus auf das Bild von der Kirche als Leib Christi in 1Kor 12, 12 - 29; Eph 1, 22f. ein. - Das Bild vom Staat als "Leib" war der Antike bekannt. Für Platon (+347 v.Chr.) war der Staat "gleichsam der Mensch im großen". Nach Livius (+17 n.Chr.), dem römischen Historiographen, bediente sich Menenius Agrippa den Plebejern gegenüber, die 494 v.Chr. Rom verlassen hatten, dieses Bildes. Er erzählte ihnen: “In der Zeit, wo im Menschen nicht, wie jetzt, alles in Übereinstimmung war, sondern die einzelnen Glieder, jedes seinen eigenen Willen und seine Sprache hatte, hätten sich diese geärgert, daß durch ihre Sorge und durch ihre Mühewaltung alles für den Bauch erworben würde, der in der Mitte ruhig nichts anderes tue, als daß er die Freuden, die man ihm biete, genieße; und so hätten sie sich verschworen, daß die Hände die Speise nicht mehr zum Mund bringen, der Mund sie nicht aufnehmen, die Zähne sie nicht klein kauen wollten. Während sie so im Zorn den Bauch durch Hunger bändigen wollten, seien die Glieder und der ganze Leib abgezehrt. Dadurch sei offenbar geworden, daß auch der Bauch nicht müßig sei, sondern auch etwas zu tun habe, und wenn er wohl genährt würde, auch ernähre, indem er nach Verdauung der Speisen, das durch alle Adern verbreitete gesunde Blut, wodurch wir leben und lebenskräftig sind, in alle Teile des Körpers zurückführe. - Indem er nun einen Vergleich zog und zeigte, wie ähnlich der innere Zwist des Leibes dem Streit der Bürgerschaft gegen die Väter (= Patrizier) sei, habe er die Gemüter umgestimmt.” (- Die Plebejer kehrten nach Rom zurück.)
6 ℘ +Eph 1, 23++;Eph 4, 4. 25;Kol 3, 15
7 Zu den Gnadengaben, die eine Gabe des Heiligen Geistes zum Wohl der Gemeinde sind, vgl. 1Kor 12, 4 - 11. - Die Prophetengabe diente weniger der Vorhersage der Zukunft, sondern eher dem Aufdecken des göttlichen Willens; deshalb das Kriterium für ihre Beurteilung am Ende des Verses!
8 ℘ 1Kor 12, 4 8 - 11;+Röm 15, 15++
9 ℘ 1Petr 4, 10f
10 ℘ Mt 6, 3;2Kor 8, 2;2Kor 9, 7;1Tim 5, 17
11 ℘ +2Kor 6, 6++;1Kor 13, 6
12 ℘ +1Thess 4, 9++;1Petr 2, 17;Röm 13, 7;Phil 2, 3
13 ℘ Apg 18, 25;Kol 3, 23f
14 ℘ Röm 5, 2f;Phil 4, 6;1Tim 2, 1;Kol 4, 2;1Thess 5, 17;Lk 18, 1 - 8;Lk 21, 36
15 ℘ 1Tim 3, 2;1Tim 5, 10;Phil 4, 14;Tit 1, 8;Tit 3, 13;Hebr 13, 2;1Petr 4, 9
16 ℘ +Mt 5, 44++;Lk 6, 27f
17 ℘ Lk 1, 58;1Kor 12, 26
18 ℘ +Röm 15, 5++;Röm 11, 20. 25;1Tim 6, 17
19 ℘ 1Thess 5, 15;1Petr 3, 9;Phil 4, 8
20 ℘ +Hebr 12, 14++
21 Vgl. Dtn 32, 35.
22 ℘ Mt 5, 39;Hebr 10, 30;Röm 13, 4;2Thess 1, 6f
23 Vgl. Spr 25, 21f. - vgl. dazu auch 2Kön 6, 18 - 23.
24 ℘ Mt 5, 44
25 ℘ Mt 5, 39