Nachträge aus dem Leben Daniels | Gott rettet Susanna durch Daniels Weisheit
Suanna
1 In Babel wohnte ein Mann mit Namen
Jojakim.
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2 Er hatte eine Frau mit Namen Susanna, eine Tochter Hilkijas, geheiratet. Sie war sehr schön und gottesfürchtig.
3 Auch ihre Eltern waren fromm und hatten ihre Tochter nach dem Gesetz des Mose erzogen.
4 Jojakim war sehr reich. Er besaß einen Garten, der an sein Haus angrenzte. Die Juden pflegten sich bei ihm zu versammeln, weil er der Angesehenste von allen war.
Die zwei Ältesten
5 In jenem Jahr wurden aus dem Volk zwei Älteste als Richter bestellt, auf die das Wort des Herrn anwendbar ist: "Die Ungerechtigkeit zu Babel ist von den Ältesten, den Richtern ausgegangen, von denen man meinte, daß sie das Volk regierten."
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6 Diese weilten oft im Haus Jojakims. Alle, die eine Rechtssache hatten, kamen zu ihnen.
7 Wenn die Leute zur Mittagzeit heimgegangen waren, begab sich Susanna in den Garten ihres Mannes und erging sich darin.
8 Die beiden Ältesten sahen sie täglich eintreten und umhergehen, und entbrannten von böser Lust nach ihr.
9 Sie waren verkehrten Sinnes und wandten ihre Augen ab, um nicht zum Himmel aufzuschauen und nicht der gerechten Gerichte zu gedenken.
10 Beide waren von Liebe zu ihr ergriffen, doch keiner teilte dem anderen seinen Schmerz mit;
11 denn sie schämten sich, von ihrer Begierde, mit ihr Böses zu tun, Mitteilung zu machen.
12 So waren sie denn Tag für Tag eifrig bemüht, sie zu sehen.
Versuch der Verführung
13 Eines Tages sagte der eine zum anderen: "Gehen wir nach Hause; denn es ist Zeit zum Essen." Da gingen sie weg und trennten sich voneinander,
14 kehrten aber wieder um und trafen sich an der gleichen Stelle. Als nun einer den anderen nach dem Grund fragte, gestanden sie sich ihre Leidenschaft ein. Sie setzten nun gemeinsam eine Zeit fest, wo sie Susanna allein treffen könnten.
15 Während sie auf einen gelegenen Tag warteten, begab es sich, daß
Susanna wie immer, von zwei Mädchen begleitet, in den Garten ging, um sich zu baden, weil es heiß war.
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16 Es war sonst niemand dort als die beiden Ältesten, die sich versteckt hatten und sie beobachteten.
17 Sie befahl den Mädchen: "Holt mir Öl und Salben und schließt die Gartentür, damit ich mich baden kann!"
18 Diese taten, wie sie befohlen hatte, verschlossen die Gartentür und gingen durch die Hinterpforte hinaus, um das Verlangte zu holen. Sie wußten nicht, daß sich die Ältesten drinnen versteckt hatten.
19 Als nun die Mädchen hinausgegangen waren, erhoben sich die beiden Alten, eilten auf sie zu
20 und sagten: "Siehe, die Gartentür ist geschlossen, niemand sieht uns. Wir sind von Leidenschaft zu dir entbrannt. Darum ergebe dich uns und sei uns willfährig!
21 Sonst werden wir gegen dich bezeugen, daß ein Jüngling sich mit dir abgegeben hat und daß du deswegen die Mädchen weggeschickt hast."
22 Susanna seufzte auf und sagte: "Von allen Seiten bin ich bedrängt; denn wenn ich dies tue, steht mir der Tod bevor; tue ich es nicht, werde ich euren Händen nicht entrinnen.
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23 Doch besser ist für mich, es nicht zu tun und in eure Hände zu fallen, als vor dem Angesicht des Herrn zu sündigen."
24 Und Susanna schrie mit lauter Stimme. Aber auch die beiden Ältesten schrien.
25 Und der eine lief zur Gartentür und öffnete sie.
Die Anklage der Ältesten
26 Als nun die Leute im Haus das Geschrei im Garten hörten, eilten sie durch die Hinterpforte herbei, um zu sehen, was geschehen sei.
27 Als aber die Ältesten ihre Aussagen gemacht hatten, fühlten sich die Diener sehr beschämt; denn noch niemals war so etwas von Susanna laut geworden.
28 Sobald sich am nächsten Tag das Volk bei ihrem Mann Jojakim versammelt hatte, kamen auch die beiden Ältesten, erfüllt von der bösen Absicht, Susanna dem Tod zu überliefern.
29 Sie sagten vor dem Volk: "Laßt Susanna, die Tochter Hilkijas, die Frau Jojakims, holen!" Man schickte hin,
30 und sie kam mit ihren Eltern, ihren Kindern und allen Verwandten.
31 Susanna war voll Anmut und schön von Gestalt.
32 Die Bösewichter befahlen, sie zu entschleiern - sie war nämlich verschleiert -, damit sie sich an ihrer Schönheit weiden könnten.
33 Ihre Angehörigen und alle, die sie sahen, weinten.
34 Die beiden Ältesten aber erhoben sich inmitten des Volkes und legten die Hände auf ihr Haupt.
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35 Sie aber blickte weinend zum Himmel; denn ihr Herz vertraute auf den Herrn.
36 Die Ältesten sagten: "Während wir uns allein im Garten ergingen, kam diese da mit zwei Mädchen herein, schloß die Gartentür ab und schickte die Mädchen fort.
37 Da kam ein junger Mann, der sich versteckt hatte, und legte sich zu ihr.
38 Wir waren gerade in einer Ecke des Garten. Als wir die Schandtat sahen, liefen wir zu ihnen hin.
39 Wir sahen, wie sie miteinander bösen Umgang pflogen. Wir konnten aber jenes Menschen nicht habhaft werden, weil er stärker war als wir. Er öffnete die Tür und eilte davon.
40 Diese aber ergriffen wir und fragten sie, wer der junge Mann war. Doch sie wollte es uns nicht sagen. Dies bezeugen wir."
41 Die Versammlung glaubte ihnen als Ältesten des Volkes und Richtern und verurteilte sie zum Tod.
Daniels Eingreifen
42 Susanna aber betete mit lauter Stimme: "Ewiger Gott, der du das Verborgene kennst und alles weißt, bevor es geschieht:
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43 Du weißt, daß sie falsches Zeugnis wider mich abgelegt haben. Nun muß ich sterben, obwohl ich nichts von dem getan habe, was diese böswillig gegen mich erdichtet haben."
44 Und der Herr erhörte ihr Rufen.
45 Als man sie zum Tod führte, erweckte Gott den heiligen Geist eines jungen Mannes mit Namen
Daniel.
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46 Dieser rief mit lauter Stimme: "Ich bin unschuldig an ihrem Blut."
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47 Alles Volk wandte sich ihm zu und fragte: "Was willst du damit sagen?"
48 Er trat in ihre Mitte und sagte: "So töricht seid ihr, Kinder Israels? Ohne Untersuchung und ohne den wahren Sachverhalt zu kennen, verurteilt ihr eine Tochter Israels?
49 Kehrt zum Gerichtsort zurück; denn jene haben falsches Zeugnis gegen sie abgelegt!"
50 Da kehrte das ganze Volk eilends wieder um. Die Ältesten sagten zu ihm: "Komm, setze dich in unsere Mitte und gib uns Aufschluß; denn Gott hat dir das Vorrecht des Alters verliehen!"
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51 Daniel sagte zu ihnen: "Trennt jene voneinander! Ich möchte sie verhören."
52 Als sie voneinander getrennt waren, rief er den einen von ihnen heran und sagte zu ihm: "Du bist in Sünden alt geworden! Jetzt kommen deine Sünden über dich, die du vordem begangen hast,
53 da du ungerecht gerichtet, Unschuldige verurteilt und Schuldige freigesprochen hast, obwohl der Herr gebietet: >Einen Unschuldigen und Gerechten darfst du nicht töten.<
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54 Nun denn, wenn du diese da gesehen hast, so sage doch: Unter was für einem Baum sahst du sie sich miteinander abgeben?" Er antwortete: "Unter einem Mastixbaum."
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55 Daniel erwiderte: "Da hast du richtig gegen dein eigenes Haupt gelogen; denn der Engel Gottes hat von Gott Befehl erhalten, dich mitten durchzuspalten."
56 Nun ließ er diesen wegbringen und den anderen herbeiführen. Er sagte zu ihm: "Du Nachkomme
Kanaans und nicht Judas! Die Schönheit hat dich berückt und die böse Lust dein Herz verkehrt.
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57 So hättet ihr es mit den Töchtern Israels treiben können. Diese hätten sich aus Furcht mit euch eingelassen. Aber eine Tochter Judas duldete eure Schlechtigkeit nicht.
58 So sage mir nun: Unter war für einem Baum überraschtest du sie, wie sie sich miteinander abgaben?" Er antwortete: "Unter einer Eiche."
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59 Daniel sagte zu ihm: "Trefflich hast du gegen dein eigenes Haupt gelogen. Denn der Engel Gottes wartet schon mit dem Schwert in der Hand, dich mitten durchzuschneiden und euch zu vernichten."
60 Da schrie die ganze Versammlung mit lauter Stimme und pries Gott, der jene rettet, die auf ihn vertrauen.
61 Sie erhoben sich gegen die beiden Ältesten, weil
Daniel sie aus ihrem eigenen Mund als falsche Zeugen überführt hatte und verfuhren mit ihnen nach dem Bösen, das sie über den Nächsten gebracht hatten.
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62 Man verfuhr nach dem Gesetz des Mose und tötete sie. So ward an jenem Tag unschuldiges Blut gerettet.
63 Hilkija und seine Frau lobten Gott wegen ihrer Tochter Susanna, samt Jojakim, ihrem Mann, und allen Verwandten, weil nichts Böses an ihr gefunden worden war.
64 Von jenem Tag an und fernerhin stand Daniel beim Volk in hoher Achtung.