Ijob 1

Die Lehrbücher





Israel vor Gott



Diese dritte Gruppe von Schriften, die sich deutlich von den beiden vorhergehenden abhebt, führt im christlichen Kanon den mehr auf den Inhalt weisenden (wenn auch nicht völlig zutreffenden) Titel "Lehrbücher". Daneben ist aber auch die mehr von ihrer Form her genommene Bezeichnung "Poetische Bücher" gebräuchlich.



Wohl sind es jeweils einzelne eigenständige Bücher. Dennoch ist ihre Zusammenfassung zur Gruppe berechtigt. Während sich nämlich in den vorhergehenden Büchern vor allem der äußere Ablauf der Geschichte Gottes mit seinem Volke spiegelt, wird in den Lehrbüchern ein anderer, mehr innerlicher und verborgener Schauplatz erschlossen. Israel ist ja kein bloßer Gegenstand für Gottes Handeln, sondern erfährt Gottes Taten und Worte im lebendigen Gegenüber personaler Begegnung. Wenn Gott handelt und spricht, weckt er das Echo der Antwort. Aufs Ganze gesehen, ist ihm Israel trotz allen Versagens, die Antwort nicht schuldig geblieben.



Nun ist es freilich nicht so, als ob die anderen Bücher nicht auch schon im Grunde Israels Antwort enthielten. Im Gegenteil! Die Geschichtsbücher wollen wesentlich Zeugnis des Glaubens sein im Bekenntnis zu Gott, dem HERRN des Heiles, der Israel rettet und führt und dem Israel Antwort schuldet. Mehr als einmal sind auch, deutlich erkennbar, spätere Erzählungen gerade um den Kern eines Liedes gewachsen, das als unmittelbares Echo des Rühmens und Dankens auf die erfahrende Gottestat entstanden ist (vgl. z.B. das "Schilfmeerlied" oder das "Deboralied", Ex 15§Ri 5). Erst recht lassen die Prophetenbücher erkennen, wie das Gespräch Gottes mit Israel immer dringlicher wird. Grundsätzlich jedoch verläuft in den geschichtlichen und prophetischen Büchern die Richtung des Geschehens von Gott her zu Israel hin. In den Lehrbüchern dagegen ist es umgekehrt. Sie bringen von Israel her die Antwort zu Gott hin. Der Schauplatz, auf dem sich hier die Begegnung ereignet, ist das menschliche "Herz", d.h. das Innere des Menschen mit seinen Kräften des Denkens, Fühlens und Wollens. Von hierher erklingt Israels Stimme selbst im Wiederhall des göttlichen Anrufs.



Das wichtigste Buch dieser dritten Gruppe ist daher das Buch der Psalmen, weil in ihm Israels Antwort auf Gottes Taten in ihrer ganzen Tiefe und Breite aufbricht. Hinzu treten in den übrigen Büchern Lebenserfahrungen des Alltags, Erkenntnisse des Forschens und Nachdenkens über den Gang der Welt, den Lauf der Geschichte, die Verteilung der Schicksalslose im Menschenleben. Weil hier aber manches dunkel und rätselhaft bleibt, setzen sich Israels Dichter und Denker damit auseinander und ringen mit größter Offenheit und erstaunlicher Kühnheit um Klärung und Lösung tiefster und letzter Fragen. Die Geisteshaltung, die so im Großteil dieser Bücher ihren Niederschlag gefunden hat, wird gewöhnlich die "Weisheit" Israels genannt. (Deswegen führen diese Bücher - abgesehen vom Psalmenbuch - noch die dritte Bezeichnung: "Weisheitsbücher".)



Da sie aber durchgängig in poetischer Form verfaßt sind, mag es angebracht sein, hier einige Bemerkungen über die hebräische Dichtkunst einzufügen.



Ganz allgemein läßt sich sagen, daß sich die Poesie von der Prosa äußerlich durch die sogenannte "gehobene" Sprache unterscheidet. Darunter versteht man die gewähltere Ausdrucksweise, den Wohlklang des Satzbaus, vor allem aber die Anschaulichkeit der Darstellung, sowie die Mannigfaltigkeit, Schönheit und Treffsicherheit der Bilder und Vergleiche.



Eine besondere stilistische Eigenart der biblischen Poesie jedoch ist die parallele Gestaltung und Führung der Gedanken und Sätze (der sog. ‘parallelismus membrorum’, zu deutsch ‘Gedankenrhythmus’ oder ‘Satzreim’), d.h. der in der ersten Vershälfte ausgeformte Gedanke wird in anderer Form (mit neuen Worten und Bildern) in der zweiten Vershälfte entweder variierend noch einmal wiederholt oder durch seinen Gegensatz heller beleuchtet oder auch erweitert und fortgeführt. Durch diese Kunstform erhält die hebräische Poesie besondere Anschaulichkeit und Weiträumigkeit und gewinnt eine eigene Feierlichkeit und Fülle.



Daneben scheint die hebräische Dichtkunst auch noch eine Art Rhythmus der Sprache zu kennen, und zwar in der Form, daß in einer Verszeile eine bestimmte Anzahl betonter Silben mit (beliebig vielen?) unbetonten wechselt. (Zum Rhythmus der Klagelieder vgl die Anm. zu Klgl 1, 1) Hier stehen noch viele Fragen offen, da die Forschung noch zu keinen abschließenden Ergebnissen gekommen ist. Von einem Wortreim sind nur seltene Ansätze vorhanden (vgl. z.B. Ri 16, 23f;Hos 8, 7).



Auch der Aufbau der Lieder aus Strophen ist als durchgängiges Gesetz nicht feststellbar. Wohl lassen sich manche Lieder in Sinnabschnitte gliedern, die allerdings selten gleichmäßig gebaut sind. -



Der christliche Kanon zählt die sieben Lehrbücher in der folgenden Anordnung auf:



Das Buch Ijob

Das Buch der Psalmen

Das Buch der Sprüche

Das Buch Ecclesiastes (Kohelet, Prediger)

Das Hohelied

Das Buch der Weisheit

Da Buch Ecclesiasticus (Jesus Sirach).





Einführung in das Buch Ijob





Die Frage nach Gott im Leidensschicksal des Menschen



Daß böse Taten sich unheilvoll auswirken und daß zwischen Schuld und Leid ein ursächlicher Zusammenhang besteht, gehört zu den Grundüberzeugungen es alttestamentlichen Menschen. Deshalb glaubt er sich auch zu dem Urteil berechtigt, wer von Gott mit Leiden geschlagen werde, sei dadurch von Gott selbst als schuldig gebrandmarkt. Auch die spätere Ablehnung eines leidenden Messias hat in dieser Überzeugung eine ihrer Wurzeln. Wer am Kreuz stirbt, kann kein Gerechter sein: "Er steige vom Kreuze herab, und wir wollen an ihn glauben!" (Mt 27, 42).



Und doch wird schon an zwei ganz verschiedenen Stellen des alttestamentlichen Schrifttums dieses einseitige Urteil über das irdische Leid in Frage gestellt: im Buche des "Zweiten (Deutero-)" Jesaja und im Buche Ijob. Dort zeichnet ein Prophet mit visionärer Kraft die geheimnisvolle Gestalt eines Dulders, des "Gottesknechtes", der, selbst unschuldig, durch die sühnende Kraft seiner Leiden stellvertretend die Sünden der Vielen hinwegnimmt (vgl. Jes 53, 1 - 12).



Im Buche Ijob aber spricht ein Dichter, der die Wirklichkeit der alltäglichen Lebenserfahrung vor Augen hat. Wie es scheint, hat es bereits vor ihm eine ältere Volkserzählung vom gottesfürchtigen "Dulder Ijob" gegeben. Sie hat der Dichter aufgegriffen, um sich von ihr aus rückhaltlos mit den Rätseln des göttlichen Waltens in der Welt und im Schicksal des Menschen auseinanderzusetzen. So ist als Hauptteil des Buches ein gewaltiges, nicht immer leicht zu verstehendes Werk, eine wahrhaftige Menschheitsdichtung, entstanden, die bis heute nichts an Aktualität und Bedeutung eingebüßt hat.



Wohl ist zuzugeben, daß für das Verständnis des heutigen Lesers eine erste große Schwierigkeit darin liegt, daß das Buch Ijob eine durch und durch orientalische Dichtung ist. Der abendländische Mensch kann die Denkbewegungen des Dichters nicht ohne weiteres nachvollziehen. Die Gedankenfolgen der Dichtung verlaufen nämlich nicht gradlinig zum Ziel hin, sondern umkreisen von allen Seiten und in stets neuen Ansätzen des Fragekern, um ihn möglichst umfassend zu beleuchten und ganzheitlich zu durchdringen. Dabei läßt der Dichter seiner Lust am Gestalten prächtiger, aber für uns heute oft fremdartiger Bilder und Vergleiche ungehemmten Lauf. Auf weite Strecken ist daher die eigentliche Fragestellung kaum mehr zu erkennen, so breit und für unser Empfinden uferlos sind die Reden ausgesponnen.



Schwierig ist das Verständnis des Buches aber auch deswegen, weil der Dichter seine Fragen bis zur Mitte des Geheimnisses vorantreibt, mit andern Worten: Die Frage nach Grund und Sinn des menschlichen Leidens wird ihm zum Ausgangspunkt für die Frage nach Gott selbst.



Der Dichter legt diese Frage dem "Dulder Ijob" der alten Erzählung in den Mund und läßt sie ihn im Rundgespräch mit seinen Freunden leidenschaftlich durchsprechen: Wer ist Gott und was ist der Mensch? Wie steht Gott zum Menschen und wie steht der Mensch zu Gott? Kann der Mensch sein eigenes Urteil über Recht und Unrecht auf Gott und Gottes Walten übertragen? Oder anders gefragt: Sind Glück und Unglück im Menschenleben Maßstäbe für des Menschen Unschuld oder Schuld und dementsprechend für Gottes Huld oder Gottes Zorn? Darf der Mensch im Leid fragen: Warum gerade ich? Und ist Gott gehalten, ihm darauf zu antworten, sein Tun verständlich zu machen oder gar zu rechtfertigen? Schließlich: Ist der Mensch überhaupt fähig, das Geheimnis des göttlichen Planens und Waltens zu verstehen?



Auf diese stets zur selben Mitte zielenden Fragen antwortet der Dichter durch die Gottesreden am Ende des Buches mit einem klaren Nein. Es ist aber weder das müde Nein der Aussichtslosigkeit, noch das bittere Nein der Verzweiflung. Es ist das demütige Nein der Selbstbescheidung vor dem gewaltigen Gott, der voll Macht und Weisheit nach gerechtem und gütigem Ratschluß seine Schöpfung regiert und der kein Wesen von seiner Fürsorge ausschließt.



Für den Menschen bleibt Gottes Geheimnis unergründliche, sein Walten bleibt unbegreiflich. Bei Gott versagt jeder menschliche Maßstab. Doch gerade darum kann der Mensch sich ihm vertrauensvoll überlassen. Auch wenn Gott Leiden verhängt, bleibt er dem Menschen gnädig zugewandt und umgibt ihm mit Liebe und Sorge.

Das Buch Ijob

Der Vorbericht

Ijobs Rechtschaffenheit und Glück

1 Einst lebte im Land Uz ein Mann, der hieß Ijob. Er war ein untadeliger und rechtschaffener Mann, fürchtete Gott und hielt sich vom Bösen fern.12
2 Er hatte sieben Söhne und drei Töchter.3
3 Sein Besitz betrug 7.000 Schafe, 3.000 Kamele, 500 Joch Rinder, 500 Eselinnen; dazu sehr viel Gesinde. Er war reicher als alle Söhne des Ostens.45
4 Nun war es Brauch bei seinen Söhnen, ein Festmahl zu halten in eines jeden Haus an dem für ihn bestimmten Tag. Auch zu ihren drei Schwestern schickten sie hin und luden sie ein, mit ihnen zu essen und zu trinken.6
5 Hatten sie aber die Runde der Festmahlstage beendet, ließ Ijob sie rufen und sich zum Opfer bereiten. In der Frühe brachte er dann für jeden von ihnen ein Brandopfer dar. Denn Ijob dachte: "Vielleicht haben meine Kinder gesündigt und Gott in ihrem Herzen beleidigt!" So tat Ijob jedesmal.78

Ist ihm Gottes Ehre oder sein Besitz wichtiger?

6 Es begab sich aber eines Tages, daß die Gottessöhne kamen und vor den Herrn traten. Auch der Satan erschien unter ihnen.910
7 Und der Herr fragte den Satan: "Woher kommst du?" Der Satan antwortete dem Herrn: "Von einem Streifzug auf der Erde und von einer Wanderung auf ihr."
8 Da sagte der Herr zum Satan: "Hast du auch acht gehabt auf meinen Diener Ijob? Niemand kommt ihm auf Erden gleich. Untadelig ist er und rechtschaffen, fürchtet Gott und hält sich vom Bösen fern."
9 Der Satan erwiderte dem Herrn: "Ist etwa Ijob umsonst so gottesfürchtig?11
10 Umhegst du nicht ihn und sein Haus und alles, was ihm gehört? Seiner Hände Wirken segnest du, und sein Besitz dehnt sich immer weiter im Land aus.12
11 Doch strecke nur einmal deine Hand aus und taste seine Habe an, ob er sich nicht offen gegen dich auflehnt!"
12 Da sprach der Herr zum Satan: "Nun wohl, seine ganze Habe sei in deiner Gewalt! Nur an ihn selbst darfst du die Hand nicht legen!" Und der Satan verließ den Herrn.

Erste Bewährungsprobe: Verlust der Habe und der Kinder

13 Während nun eines Tages die Söhne und Töchter Ijobs im Haus ihres ältesten Bruders beim Mahl waren und Wein tranken,
14 traf bei Ijob ein Bote ein mit der Meldung: "Die Rinder waren beim Pflügen, und die Eselinnen weideten daneben.
15 Da fielen die Sabäer ein, raubten sie und erschlugen die Knechte mit dem Schwert. Ich allein bin entkommen, es dir zu melden."1314
16 Er war noch am Reden, da kam ein anderer mit der Nachricht: "Feuer Gottes fiel vom Himmel nieder und verbrannte die Schafe und die Knechte und verzehrte sie. Ich allein bin entkommen, es dir zu melden."1516
17 Er war noch am Reden, da kam schon wieder einer und berichtete: "Die Chaldäer bildeten drei Heerhaufen, fielen über die Kamele her, trieben sie weg und erschlugen die Knechte mit dem Schwert. Ich allein bin entkommen, es dir zu melden."
18 Während er noch redete, kam schon ein weiterer mit der Botschaft: "Deine Söhne und Töchter waren beim Mahl und Weintrinken im Haus ihres ältesten Bruders.
19 Plötzlich brauste ein starker Sturmwind aus der Steppe daher und rüttelte an den vier Ecken des Hauses, so daß es über den jungen Leuten einstürzte. So kamen sie zu Tode. Ich allein bin entkommen, es dir zu melden."17

Ijobs Bewährung

20 Da stand Ijob auf, zerriß sein Gewand und schor sich das Haupt. Dann warf er sich nieder zur Erde, beugte sich tief1819
21 und betete: "Nackt bin ich gekommen aus meiner Mutter Schoß, nackt kehre ich dorthin zurück; Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen - der Name des Herrn sei gepriesen!"2021
22 Bei alldem sündigte Ijob nicht und führte keine ungebührlichen Reden wider Gott.
1 Die zeitlichen und geographischen Angaben sind gewollt unbestimmt, weil der Dichter weniger eine genau festlegbare historische Persönlichkeit zeichnen als vielmehr in der Gestalt des Ijob ganz allgemein den leidenden Menschen darstellen will. - Das >Uz< genannte Land vgl. Gen 36, 28;Klgl 4, 21) wird von einigen Schrifterklärern südöstlich vom Toten Meer im Grenzgebiet von Edom und Arabien gesucht. Doch dürfte der Name eher ins nördliche Ostjordanland führen, wohin auch der Ausdruck >Söhne des Ostens< in V.3 weist (vgl. dazu Gen 29, 1; Ri 6, 3; Ri 7, 12; Ri 8, 10; 1Kön 5, 10; Jes 11, 14; Jer 49, 28). Möglicherweise ist der Name auch nur lose ortsgebunden und mehr als Stammesbezeichnung gebraucht. Wie auch immer: Für den Dichter ist Ijob kein Israelit.
2 ℘ Ez 14, 13f;1Thess 5, 22
3 Kinderreichtum galt als Zeichen besonderen Gottessegens (vgl. Ps 128, 3).
4 Ijobs Wohlstand und Glück sind im Rahmen der Lebensformen der alten Patriarchen beschrieben. Materieller Reichtum wird vor allem durch die Größe der Viehherden bestimmt. Da aber auch >500 Joch Rinder< genannt sind, hat man sich Ijob nicht als Nomaden, sondern eher als (Halb-)Bauern vorzustellen. Beim Pflügen des Ackerlandes werden je zwei Rinder in ein Joch gespannt. Die runden Zahlen sollen symbolisch die Vollkommenheit des Wohlstandes ausdrücken.
5 ℘ Gen 12, 16;Gen 13, 2;Gen 26, 14
6 Durch die gemeinsam verbrachten, wohl mehrmals im Jahr wiederkehrenden Festwochen soll sowohl auf das ungetrübte Glück wie auch auf die ungestörte Eintracht in Ijobs großer Familie hingewiesen werden.
7 Trotz seines Reichtums ist Ijob von geradezu ängstlicher Gewissenhaftigkeit. Auch die entfernteste Möglichkeit einer Trübung der Gemeinschaft mit Gott soll in seiner Familie ausgeschlossen werden; vgl. auch Num 15, 27 - 29.
8 ℘ 1Sam 16, 5
9 Das in den beiden folgenden Himmelsszenen (vgl. auch Ijob 2, 1 - 6) dichterisch Veranschaulichte ist ein im Hinblick auf den Leser angewandtes Kunstmittel, durch das ihm von vornherein Aufschluß über Sinn und Ziel der von Ijob zu ertragenden Heimsuchungen gegeben werden soll, während dies Ijob und den übrigen, jetzt und später auf dem irdischen Schauplatz auftretenden Personen verborgen bleibt. Durch dieses Mehrwissen des Lesers kommt ein äußerst wirksames, in der Literatur oft angewandtes Spannungsmoment in die Darstellung. - Die >Gottessöhne< sind Gottes himmlischer Hofstaat (vgl. Ps 29, 1;Ijob 38, 7;Gen 6, 1 - 4;Ps 82, 1;Ps 89, 7 - in der Septuaginta, der griechischen Übersetzung, werden sie >Engel Gottes< genannt). In ihm hat auch der >Satan< (= Widersacher, Ankläger, vgl. die Anm. zu Mt 4, 3;Anm. zu Ps 109, 6) seinen Platz. Sein Amt ist das des Opponenten (vgl. auch Sach 3, 1).
10 ℘ Gen 6, 1 - 4;1Kön 22, 19 - 23;Sach 3, 1f
11 V. 9 - 11: Der Nachdruck in Satans spöttischer Gegenfrage liegt auf dem Wort >umsonst<. Darin steckt in bezug auf Ijob die Verdächtigung, seine Gott so wohlgefällige Frömmigkeit entspringe im Grunde nur schlauer Berechnung. In bezug auf Gott aber steckt darin die Unterstellung, Gott sei blind und lasse sich leichthin täuschen, er glaube sich von seinem >Knecht< Ijob geehrt, während er doch in Wirklichkeit von Ijob nur ausgenutzt werde (wenn nicht der schlimmere Vorwurf: er erkaufe sich die Verehrung der Menschen durch seine Wohltaten!). Hätte Satan damit recht, dann wäre Gott nicht mehr der Herr, sondern er wäre - als Mittel zum Zweck - zum Knecht der Menschen erniedrigt, er wäre entehrt. Der in Wahrheit Angegriffene ist also Gott selbst. Nur Ijob könnte ihn rechtfertigen. Damit ist für den Leser der Knoten geschürzt. Denn nun muß Ijobs Frömmigkeit erprobt werden. Nur so kann sich zeigen, wer recht hat.
12 ℘ Ijob 29, 2 - 6
13 Mit den >Sabäern< sind hier ebenso wie in V.17 mit den >Chaldäern< räuberische Beduinenstämme gemeint.
14 ℘ Joel 4, 8
15 Mit dem >Feuer Gottes< dürfte wohl ein gewaltiger Blitzschlag (vgl. 2Kön 1, 10. 12. 14) oder eine plötzlich ausgebrochene Seuche gemeint sein.
16 ℘ Ijob 20, 26
17 Der Steppenwind ist wahrscheinlich der gefürchtete Ostwind (vgl. Jes 27, 8; Ez 27, 26), hier als Wirbelsturm dargestellt.
18 Das Einreißen des Obergewandes, des mantelähnlichen Umwurfs, und das Kahlscheren des Hauptes sind die üblichen Trauergebräuche (vgl. etwa Gen 37, 29;Lev 10, 6;2Sam 1, 11;Esra 9, 5;Amos 8, 10;Jes 15, 2;Jer 7, 29). Das Sichniederwerfen zur Erde ist die Gebärde der Unterwerfung und Huldigung.
19 ℘ Tob 12, 13
20 Wie der Mensch ohne Habe aus dem Mutterschoß hervorgegangen ist, so kehrt er auch ohne den im Leben erworbenen Besitz wieder >dorthin< - in den Schoß der >Mutter Erde< - zurück. Die irdischen Güter gehören nicht zum Wesen des Menschen. Ihr Eigentümer ist Gott, der sie dem Menschen nur zu Lehen gibt und der deswegen nach Belieben darüber verfügen darf.
21 ℘ Gen 2, 7;Gen 3, 19;Rut 1, 21;Koh 5, 14. 18;1Tim 6, 7§1Sam 3, 18;Sir 11, 14