1 Die Weisheit des Demütigen erhöht sein Haupt und läßt ihn mitten unter den Fürsten sitzen.
12
2 Lobe keinen Menschen um seiner Schönheit willen und verachte keinen um seines Aussehens willen.
3
3 Die Biene ist unansehnlich unter den geflügelten Tieren, aber sie bringt die süßeste Frucht hervor.
4
4 Sei nicht stolz auf deine Kleidung und überhebe dich nicht, wenn du geehrt wirst. Denn die Werke des Herrn sind wunderbar, und doch ist sein Walten verborgen vor den Menschen.
5
5 Schon mancher Herrscher mußte am Boden sitzen, und der, an den niemand dachte, trug die Krone.
6
6 So mancher Machthaber wurde schimpflich entehrt und Angesehene wurden der Gewalt anderer preisgegeben.
7 Tadle nicht, ehe du geprüft hast. Untersuche zuerst, dann weise zurecht.
8 Gib keine Antwort, ehe du gehört hast, und unterbrich nicht im Gespräch.
7
9 Streite nicht um das, was dich nichts angeht, und beteilige dich nicht am Streit der Frevler.
Vielgeschäftigkeit
10 Mein Sohn, laß dich nicht auf vielerlei Geschäfte ein. Treibst du zuviel, so bleibst du nicht schuldlos. Wenn du etwas nachjagst, wirst du es nicht erreichen, und wenn du entfliehst, wirst du nicht entrinnen.
8
11 Da müht sich einer ab, plagt sich und hastet, aber er bleibt nur um so mehr zurück.
9
12 Ein anderer ist schwach und hilfsbedürftig, kraftlos und bettelarm. Aber die Augen des Herrn schauen gütig auf ihn, und der Herr hebt ihn empor aus seiner Niedrigkeit.
10
13 Er erhebt sein Haupt, so daß viele über ihn staunen.
11
Gottes gerechte Vergeltung
14 Glück und Unglück, Leben und Tod, Armut und Reichtum kommen vom Herrn.
12
15 Weisheit, Wissenschaft und Kenntnis des Gesetzes stammen von Gott. Liebe und rechter Wandel haben ihn zum Urheber.
13
16 Irrtum und Finsternis gehören zum Wesen der Sünder. Die aber am Bösen sich erfreuen, werden darin alt.
17 Der Segen des Herrn bleibt den Gottesfürchtigen, sein Wohlgefallen verleiht immerwährendes Wohlergehen.
18 Mancher wird reich, weil er spart und geizt. Sein Lohn besteht darin,
14
19 daß er sagen kann: "Ich habe nun Ruhe gefunden und will jetzt von meinen Gütern zehren." - Aber er weiß nicht, wie lange es dauert. Er stirbt und muß sie anderen hinterlassen.
15
20 Bleibe deinem Beruf treu, wandle ihm zufolge und werde alt bei deinem Werk.
21 Wundere dich nicht über das Tun der Sünder. Vertraue auf den Herrn und harre aus in deiner Mühsal. Denn es ist dem Herrn ein Leichtes, den Armen plötzlich und unerwartet reich zu machen.
16
22 Der Lohn des Gerechten ist der Segen des Herrn, schnell läßt er seinen Segen sprossen.
17
23 Sage nicht: "Was brauche ich noch? Was wartet noch Gutes auf mich?"
18
24 Sage auch nicht: "Ich habe genug. Was kann mir noch Übles widerfahren?"
19
25 Am Tag des Glücks vergißt man das Unglück. Am Tag des Unglücks vergißt man das Glück.
20
26 Denn es ist dem Herrn ein Leichtes, am Tag des Todes dem Menschen nach seinen Werken zu vergelten.
21
27 Schlimme Zeit läßt das Wohlleben vergessen, und das Ende des Menschen offenbart sein Tun. Preise niemand glücklich vor dem Tod.
22
28 Denn erst an seinen Kindern erkennt man den Menschen.
Vorsicht gegen Fremde
29 Führe nicht jeden Menschen in dein Haus; denn vielfältig sind die Nachstellungen des Hinterlistigen.
30 Wie ein im Korb gefangenes Rebhuhn ist das Herz des Stolzen. Wie ein Kundschafter späht er nach einer Schwäche.
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31 Heimtückisch verkehrt er das Gute in Böses und hängt den trefflichsten Dingen einen Schandfleck an.
32 Aus einem Feuerfunken entsteht ein großer Kohlenbrand. So lauert der Ruchlose auf Blut.
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33 Sei auf der Hut vor dem Bösewicht, denn er sinnt auf Schlimmes. Er hängt dir sonst für immer einen Schandfleck an.
34 Nimmst du einen Fremden in dein Haus, wird er dich in Unruhe stürzen und dich den Deinen entfremden.