Lebensklugheit
1 Ein Arbeiter, dem Trunk ergeben, wird nicht reich, und wer das wenige nicht achtet, kommt in kurzer Frist herunter.
2 Weiber und Wein machen die Klugen abwendig; wer sich an Dirnen hängt, ist noch tollkühner.
3 Ihn nehmen Maden in Besitz und Würmer, und seine Seele wird in ihrer Tollheit weggerafft.
4 Wer schnell vertraut, ist leichtsinnig, und wer so sündigt, der verfehlt sich wider sich.
5 Wer an dem Schlechten seine Freude hat, der wird verdammt,
6 und wer ein Wort geringschätzt, der ist töricht.
7 Nie wiederhole eine Rede! Dann hast du keinen Nachteil draus!
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8 Bei Freund und Feind erzähl' es nicht! Ist keine Schuld bei dir, dann sprich dich nicht darüber aus!
9 Hat er dich reden hören, nimmt er sich vor dir in acht, mißachtet dich zu dieser Zeit.
10 Hast du ein Wort gehört, dann nimm's mit dir ins Grab! Sei ohne Sorge! Es wird dich nicht zerreißen.
11 Von einem Wort gerät ein Tor in Wehen, wie von dem Kinde die Gebärerin.
12 Ein Pfeil, in einem fleischigen Schenkel steckend, das ist ein Wort im Innern eines Toren.
13 Stell deinen Freund zur Rede, ob er's nicht getan, und hat er es getan, daß er's nicht wieder tue!
14 Stell deinen Freund zur Rede, ob er's nicht gesagt, und wenn er es gesagt, daß er's nicht wiederhole!
15 Stell deinen Freund zur Rede! Oftmals ist es nur Verleumdung. Nicht jedem Worte traue!
16 Gar mancher gleitet aus, doch ohne Absicht. Wer hätte nie mit seiner Zunge sich versündigt?
17 Frag deinen Nächsten, ehe du ihm drohst! Gib dem Gesetz des Höchsten Raum!
18 Der Auserwählung Anfang ist die Furcht des Herrn.
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19 Das Wissen um des Herrn Gebot ist Bildung, die das Leben gibt. Die tun, was ihm gefällt, die pflücken Frucht vom Baume der Unsterblichkeit.
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20 Die Furcht des Herrn ist jede Weisheit; bei jeder Weisheit ist Gesetzerfüllung.
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22 Durchtriebenheit im Bösen ist nicht Weisheit; nicht ist sie, wo verbrecherischer Rat als Klugheit gilt.
23 Auch gibt es eine Schlauheit, die ein Greuel; denn wem's an Weisheit fehlt, der ist ein Tor.
24 Viel besser arm an Klugheit und dabei voll Furcht, als reich an Einsicht und doch ein Übertreter des Gesetzes.
25 Da gibt es eine ganz geriebene Klugheit, die doch unrecht ist; denn sie verkehrt die gute Sache, um zu richten.
26 Manch einer geht einher, gebeugt in Trauer; sein Innres aber ist voll Trug.
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27 Er hängt den Kopf und ist auf einem Ohre taub; doch, wird er nicht bemerkt, dann überfällt er dich.
28 Wenn's ihm an Kraft gebricht und ist er so am Sündigen verhindert, dann wird er Böses tun, sobald er die Gelegenheit dazu erlangt.
29 Am Aussehn wird der Mann erkannt; den Klugen kennt man an der Miene seines Angesichtes.
30 Des Mannes Kleidung und der Zähne Lachen und eines Menschen Gang verkünden, was er ist.