Weish 12

Schicksal der Feinde Israels

1 In allem ist Dein Geist, der unvergängliche.
2 Darum strafst Du Fehlende nur mäßig und warnest sie, erinnerst sie an das, worin sie fehlten, damit sie von der Bosheit lassen und, Herr, an Dich allein nur glauben.
3 Du haßtest zwar die früheren Bewohner Deines heiligen Landes,1
4 weil sie die schlimmsten Zauberkünste trieben, unheilige Götterdienste,
5 sie, die erbarmungslosen Kindermörder und Eingeweideesser, die Menschenfleisch und -blut verzehrten in geheimer Feier.2
6 Und Eltern, die mit eigener Hand hilflose Seelen mordeten, die wolltest Du durch unsrer Väter Hände ausrotten.
7 Es sollte eine würdige Bevölkerung an Gotteskindern dieses Land erhalten, das Dir am allermeisten galt.
8 Doch auch mit diesen gingst Du, weil sie Menschen, schonend um. Du hast als Deines Heeres Vorhuten die Hornissen gesandt, sie sollten sie allmählich aufreiben.
9 Du aber hättest gut in einem Kampf die Gottlosen dort den Gerechten unterwerfen können, durch wilde Tiere, durch ein scharfes Wort, mit einem Schlage sie vernichten.
10 Doch nach und nach sie strafend, gabst du Gelegenheit zur Umkehr, wohl wissend, daß ihr Ursprung böse und angeboren ihre Schlechtigkeit, und daß ihr Sinn sich schwerlich jemals änderte.
11 Denn ein von Anfang an verfluchter Same waren sie; doch nicht aus Scheu vor jemandem gewährtest Du Straflosigkeit für ihre Sünden.
12 Denn wer darf sagen: Was hast Du getan? Wer wird sich Deinem Urteil widersetzen? Wer klagt Dich dessentwegen an, was Du an den verlornen Völkern hast getan? Wer wollte gegen Dich auch auftreten als Anwalt frevelhafter Menschen?
13 Denn außer Dir gibt's keinen Gott, der Du für alle sorgst, so daß Du erst beweisen müßtest, daß Du nicht ungerecht gerichtet.
14 Ein König oder Herrscher kann Dir nicht entgegentreten derer wegen, die Du gezüchtigt hast.
15 Selbst ein Gerechter, ordnest Du auch alles in Gerechtigkeit. Du achtest es nicht Deiner Macht gemäß, den zu verdammen, der keine Schuld auf sich geladen.
16 Denn Deine Macht ist Ursprung der Gerechtigkeit; das über alles Herrschen läßt Dich alles schonen.
17 Du zeigst dann Stärke nur, wenn Deine Machtvollkommenheit bezweifelt wird, und strafst den Übermut bei denen, die sie kennen.
18 Obgleich Du über Macht verfügst, Du richtest doch mit Milde und leitest uns mit großer Nachsicht. Sobald Du willst, vermagst Du auch, es zu vollbringen.
19 Durch solch Verfahren lehrtest Du Dein Volk. Es soll recht menschenfreundlich der Gerechte sein, und Du erfüllst mit froher Hoffnung Deine Kinder, daß Du nach Sünden Reue schenkst.
20 Denn wenn Du Deiner Kinder Feinde, die dem Tod verfallen waren, mit solcher Schonung und mit Mahnung straftest, - Du gabst Gelegenheit und Zeit, ganz von der Bosheit loszukommen, -
21 mit welcher Sorgfalt erst bestrafst Du Deine Kinder, sie, deren Vätern, unter Eid und Bundesschluß, Du herrliche Verheißungen gegeben!
22 So uns erziehend, hast Du tausendfältig unsre Feinde schon gegeißelt. Wir sollten, wenn wir selber richten, für uns zum Muster Deine Güte nehmen, und werden selber wir gerichtet, Barmherzigkeit erhoffen.
23 Die Ungerechten, die so unverständig lebten, hast Du deshalb durch ihre eignen Greuel selbst gezüchtigt.3
24 Sie hatten sich doch auf des Irrtums Wegen allzu weit verirrt; sie hielten ja die widerwärtigsten, verachtetsten der Tiere gar für Götter; gleich unverständigen Kindern irregehend.
25 Deswegen hast Du sie, wie unverständige Knaben, mit einer Strafe heimgesucht, die sie zum Spotte machte.
26 Wer sich durch Tadel und durch Spott nicht warnen läßt, muß über sich ein Gottes würdiges Gericht ergehen lassen.
27 Sie mußten selber sich in ihrem Leiden ärgern über die, die ihnen Götter schienen, weil sie durch sie gezüchtigt wurden. So sahen sie: Der, den sie früher zu erkennen sich geweigert, ist der wahre Gott. Darum auch kam die höchste Strafe über sie.
1 Kanaaniter.
2 Molochopfer.
3 Das Böse trägt seine Strafe in sich selbst.