Zweite Rede Zofars: Die Erfahrung zeigt, daß der Böse bestraft wird
1 Da entgegnete Zofar von Naama:
Zurückweisung Ijobs
2 "Dagegen sträubt sich mein Denken, deshalb kocht es in meiner Brust,
3 daß vom Verfemten ich Rügen muß hören, auf meine Einsicht mir Dunst ward zur Antwort!
Der Gottlosen kurzes Glück
4 Kennst du nicht die uralte Weisheit, die alt wie der Menschen Dasein auf Erden? -:
5 Nur kurze Zeit währt der Jubel der Frevler, einen Augenblick nur des Bösen Lust.
1
6 Mag sein Dünkel sich auch bis zum Himmel erheben, sein Scheitel die Wolken streifen:
2
7 Gleich seinem Unrat vergeht er auf immer! - >Wo ist er nun?< - fragt dann, wer ihn hat gekannt.
8 Spurlos verfliegt er, gleich dem Traum, wie ein Gesicht der Nacht er zerflattert.
3
9 Das Auge, das ihn gesehen, sieht ihn nie wieder, nie mehr erblickt ihn seine Heimstatt.
10 Um die Gunst der Bettler buhlen seine Kinder, seinen Reichtum verlor er durch eigene Hand.
4
11 Mag sein Leib auch strotzen von Jugend: In die Erde muß sie sich betten mit ihm.
Die schrecklichen Folgen des Bösen
12 Das Böse schmeckt wohl süß seinem Mund; er birgt es unter seiner Zunge!
5
13 Er spart es auf und will von ihm nicht lassen, tief in seinem Gaumen bewahrt er es.
14 Doch in seinem Innern wandelt sich die Speise, zu Otterngift wird sie in seinem Leib.
6
15 Das Gut, das er verschlang, erbricht er wieder, aus seinem Bauch zwingt es Gott hervor.
16 Das Gift der Nattern sog er ein - nun gibt ihm der Viper Zunge den Tod.
7
17 Nicht laben darf er sich an Bächen, an wogenden Strömen von Honig und von Milch.
8
18 Hergeben muß er, was er errafft, er darf es nicht genießen; des reichen Gewinnes wird er nicht froh.
9
19 Er übte Bedrückung, ließ hilflos die Armen, raubte ein Haus, das er nicht erbaut,
10
20 sein Bauch kennt kein Genug - doch trotz seiner Schätze kann er sich nicht retten.
21 Nichts entging seiner Gier, doch ist sein Glück nicht von Dauer.
Des Frevlers Verderben durch Gottes Zorn
22 In des Reichtums Fülle kommt er in Not, das Unheil dringt mit Wucht auf ihn ein.
11
23 Geht er daran, sich den Bauch zu füllen, schickt Gott ihm die Glut seines Zornes und läßt regnen auf ihn sein Verderben.
24 Will er den eisernen Waffen entrinnen, erreicht ihn der eherne Bogen.
12
25 Er zielt: Schon dringt aus seinem Rücken der blitzende Stahl, durchbohrt seine Galle, befallen ihn Schrecken des Todes.
13
26 Alle Finsternis ist ihm aufbewahrt wie ein Schatz. Feuer frißt ihn, das niemand entfacht, verzehrt, was noch übrig in seinem Zelt.
14
27 Der Himmel tut seine Sünde kund, die Erde selber steht gegen ihn auf.
15
28 Seines Hauses Reichtum wälzt die Flut hinweg, wird fortgeschwemmt am Tag seines Zornes.
16
29 Das ist des Frevlers Geschick von Gott, das ist das Erbe, das Gott ihm vermacht!"
17