Ps 101

Fürstenspiegel

Das eigene Verhalten

1 [Ein Psalm von David.] - Huld und Recht will ich besingen, spielen will ich dir, o Herr,12
2 will auf frommen Wandel achten, Treue gehe zu mir ein. In der Mitte meines Hauses will ich reinen Herzens wandeln.3
3 Meine Augen will ich nie hin auf böse Dinge richten; denn ich hasse frevles Tun. Nimmer soll es an mir haften!
4 Fern von mir sei falscher Sinn! Nichts will ich vom Bösen wissen.

Regententugenden

5 Wer von seinem Nächsten Übles im Verborgenen berichtet, den will ich zum Schweigen bringen. Wer mit stolzen Augen blickt und ein Herz voll Hochmut hegt, den mag nimmer ich ertragen.4
6 Meine Augen sind gerichtet auf die Redlichen im Land, daß sie bei mir weilen möchten. Wer auf rechten Wegen wandelt, der nur soll mein Diener sein!5
7 Nimmer darf in meinem Haus wohnen, wer Betrug verübt. Und wer lügt, der darf nicht hoffen, vor meinen Augen zu bestehen.
8 Jeden Morgen bringe zum Schweigen alle Frevler ich im Land, um so aus der Stadt des Herrn alle Bösen zu verbannen.67
1 Der Psalm ist ein >Fürstenspiegel<; in ihm wird das Idealbild eines Herrschers gezeichnet. - Huld und Recht sind die grundlegenden Tugenden der Regierenden, auf die sich alle übrigen zurückführen lassen.
2 ℘ Ps 7, 18
3 ℘ Ps 26, 11f
4 ℘ Spr 21, 4
5 ℘ Spr 14, 35
6 Der >Morgen< ist hier die Zeit der Rechtsprechung.
7 ℘ 2Sam 15, 2;Jer 21, 12;Zef 3, 5;Jes 33, 2;Ijob 7, 18;Ps 46, 6;Ps 73, 14;Spr 20, 26