Das Buch Tobit
Schicksale und Prüfungen
Tobits Gesetzestreue
1 Tobit vom Stamm
Naftali, aus
Tisbe, einem Ort südlich von
Kedesch-Naftali in
Galiläa, oberhalb
Hazor,
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2 wurde in den Tagen Salmanassars, des Königs der Assyrer, in die Gefangenschaft weggeführt. Aber auch in der Gefangenschaft verließ er nicht den Weg der Wahrheit.
3 Alles, was er hatte, teilte er täglich mit seinen gefangenen Landsleuten.
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4 Obwohl er der jüngste von allen im Stamm Naftali war, zeigte er nichts Kindhaftes in seiner Handlungsweise.
5 Während alle zu den goldenen Kälbern gepilgert waren, die Jerobeam, der König von Israel, hatte aufstellen lassen, war er allein diesen Zusammenkünften ferngeblieben.
6 Er war nach Jerusalem zum Tempel des Herrn gepilgert, hatte dort den Herrn, den Gott Israels, angebetet und getreulich alle seine Erstlinge und Zehnten dargebracht.
7 Auch entrichtete er in jedem dritten Jahr den Proselyten und Fremdlingen den Zehnten von allem.
8 Dies und anderes beobachtete er nach dem Gesetz Gottes schon in seiner Jugend.
9 Als er zum Mann herangereift war, hatte er Hanna aus seinem Stamm zur Frau genommen. Sie gebar ihm einen Sohn, dem er seinen Namen gab.
10 Er lehrte ihn von Kindheit an, Gott zu fürchten und jede Sünde zu meiden.
Tobits Nächstenliebe
11 Mit seiner Frau und seinem Sohn kam er als Gefangener nach Ninive, wo er mit seinem ganzen Stamm zusammentraf.
12 Während aber alle von den Speisen der Heiden aßen, enthielt er sich der Speisen und verunreinigte seine Seele nicht.
13 Weil er von ganzem Herzen des Herrn eingedenk war, ließ ihn Gott beim König Salmanassar Gnade finden.
14 Dieser gab ihm die Erlaubnis, nach Belieben umherzureisen. Auch durfte er nach eigenem Ermessen handeln.
15 So suchte er alle auf, die in der Gefangenschaft lebten, und gab ihnen heilsame Ermahnungen.
16 Im Besitz von zehn Talenten Silber, mit denen er vom König belohnt worden war, kam er auch nach
Rages, einer Stadt der
Meder.
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17 Da er unter seinen zahlreichen Volksgenossen den Gabaël, der aus seinem Stamm war, in großer Not fand, gab er ihm gegen einen Schuldbrief die erwähnte Summe Geldes.
18 Lange Zeit danach starb König
Salmanassar, und sein Sohn
Sanherib wurde an seiner Statt König. Ihm waren die Söhne Israels verhaßt.
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19 Da ging Tobit täglich bei allen Verwandten umher, tröstete sie und teilte einem jeden nach Kräften von seinem Vermögen mit.
20 Er speiste die Hungrigen, gab den Nackten Kleider und war besorgt, die Verstorbenen und Ermordeten zu begraben.
21 Auch als König
Sanherib auf der Flucht vor dem Strafgericht, das Gott über ihn wegen seiner Lästerung verhängt hatte, aus
Judäa zurückgekehrt war und voll Wut viele Israeliten ermorden ließ, begrub
Tobit ihre Leichen.
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22 Sobald dies dem König hinterbracht wurde, befahl er, ihn zu töten, und beschlagnahmte sein ganzes Vermögen.
23 Tobit floh mit seinem Sohn und seiner Frau. Aller Habe beraubt, fand er ein Versteck; denn viele hatten ihn liebgewonnen.
24 Fünfundvierzig Tage später wurde der König von seinen eigenen Söhnen ermordet.
25 Tobit kehrte wieder in sein Haus zurück, und sein ganzes Vermögen wurde ihm zurückgegeben.