Salomos Gebet
1 "Du Gott der Väter, des Erbarmens Herr! / Du hast das All geschaffen durch Dein Wort.
2 In Deiner Weisheit hast den Menschen Du so ausgestattet, / daß die Geschöpfe, die durch Dich geworden, er beherrsche,
3 in Heiligkeit und in Gerechtigkeit die Welt verwalte / und mit geradem Herzen leite.
4 Gib mir die Weisheit, Deines Throns Beisitzerin! / Schließ mich aus Deinen Kindern nimmer aus!
5 Ein Sklave bin ich ja und Deiner Sklavin Sohn, / ein schwacher Mensch, nur kurzen Lebens, / und ich verstehe wenig nur von Recht und von Gesetz.
6 Wenn jemand auch vollkommen bei den Menschenkindern wäre, / so wäre er trotzdem für nichts zu achten, / wenn ihm die Weisheit fehlte, die aus Dir entspringt.
7 Du hast zum König Deines Volkes mich erkoren, / zum Richter Deiner Söhne, Deiner Töchter.
8 Geheißen hast Du mich, / ein Heiligtum auf Deinem heiligen Berg zu bauen, / und eine Opferstätte in der Stadt, in der Du wohnst, / ein Abbild von dem heiligen Zelt, das Du von Anfang her bereitet.
9 Die Weisheit ist bei Dir, die Deine Werke kennt / und die zugegen war, als Du die Welt erschufst, / die weiß, was wohlgefällig ist in Deinen Augen, / was Deinen Vorschriften entspricht.
10 Vom heiligen Himmel sende sie, / und schicke sie vom Throne Deiner Herrlichkeit, / daß sie mir bei der Arbeit helfe / und ich erkenne, was Dir wohlgefällt!
11 Denn alles weiß sie und versteht es / und leitet mich bei meinen Handlungen besonnen / und hütet mich in ihrem Lichtglanz.
12 Dann werden angenehm sein meine Werke. / Gerecht werd ich Dein Volk regieren / und würdig sein des Thrones meines Vaters.
13 Denn welcher Mensch vermag den Willen Gottes zu erkennen? / Wer nähme es zu Herzen, was der Herr verlangt?
14 Der Sterblichen Gedanken sind ja nichtig / und schwankend unsre Vorsätze.
15 Ein Leib, vergänglich, ist der Seele recht beschwerlich. / Das irdische Gezelt ist eine Last dem Geiste, dem vielsinnenden.
16 Zur Not erraten wir das Irdische. / Was wir vor Augen sehn, verstehen wir mit Mühe. / Wer aber kann das Himmlische ergründen?
17 Wer hätte Deinen Willensschluß erkannt, / wenn Du nicht Weisheit schenktest, / und aus der Höhe nicht gesendet Deinen heiligen Geist?
18 Der Erdbewohner Pfade wurden so geebnet / und über das, was Dir gefällt, die Menschen unterrichtet.
19 Nur durch die Weisheit wurden sie gerettet."