Vorbereitung und Abschied
1 Als sie ihr Gebet zum Herrn beendet hatte, erhob sie sich von der Stelle, wo sie sich vor dem Herrn hingeworfen hatte.
2 Sie rief ihre Magd, ging ins Haus hinab, zog ihr Bußgewand aus und legte ihre Witwenkleider ab.
3 Dann wusch sie sich, salbte sich mit feinster Myrrhe, ordnete kunstvoll ihr Haar, setzte ihren Kopfbund auf, zog ihre Feierkleider an, befestigte Sandalen an ihren Füßen, legte Armbänder, Spangen, Ohrgehänge und Ringe an, kurz, ihren ganzen Schmuck.
4 Dazu verlieh ihr der Herr noch glänzende Schönheit; denn all diesen Schmuck legte sie nicht an aus böser Lust, sondern in frommer Gesinnung. Darum erhöhte der Herr noch ihre Schönheit so sehr, daß sie in aller Augen unvergleichlich anmutig erschien.
5 Hierauf legte sie ihrer Magd einen Schlauch mit Wein auf, ein Gefäß mit Öl, geröstetes Mehl, Feigenkuchen, Brot und Käse und machte sich auf den Weg.
6 Als sie ans Stadttor kam, traf sie dort Usija und die Ältesten der Stadt, die auf sie warteten.
7 Bei ihrem Anblick wunderten sie sich und staunten sehr über ihre Schönheit.
8 Doch stellten sie keine Frage an sie, sondern ließen sie vorüberziehen und sagten: "Der Gott unserer Väter verleihe dir Gnade und lasse durch seine Macht alles gelingen, was du in deinem Herzen beschlossen hast, auf daß Jerusalem sich deiner rühme und dein Name in der Zahl der Heiligen und Gerechten stehe."
9 Alle, die zugegen waren, sprachen einmütig: "So geschehe es, so geschehe es!"
10 Judit aber schritt mit ihrer Magd durch das Tor und betete zum Herrn.
Im feindlichen Lager
11 Als sie bei Tagesanbruch den Berg hinabstieg, kamen ihr assyrische Vorposten entgegen. Diese hielten sie an und fragten: "Woher kommst du und wohin willst du gehen?"
12 Sie antwortete: "Ich bin eine Tochter der Hebräer. Ich bin heimlich von ihnen weggegangen, weil ich voraussehe, daß sie eure Beute werden, weil sie aus Verachtung gegen euch sich nicht freiwillig euch ergeben wollten, um Gnade bei euch zu finden.
13 Deshalb dachte ich bei mir: Ich will vor den Heerführer Holofernes hintreten, um ihm ihre Geheimnisse zu offenbaren und ihm zu zeigen, auf welchem Weg er sie überwältigen kann, ohne daß auch nur ein Mann von seinem Heer fällt."
14 Als jene Männer ihre Worte vernahmen, schauten sie ihr ins Gesicht und waren entzückt. Ihre Schönheit erregte ihre höchste Bewunderung.
15 Sie sprachen zu ihr: "Du hast dein Leben gerettet, weil du den Entschluß gefaßt hast, zu unserem Herrn herabzukommen.
16 Sei überzeugt, wenn du vor ihm stehst, wird er dich gut behandeln. Du wirst ihm sehr willkommen sein." Sie führten sie zum Zelt des Holofernes und meldeten sie an.
Beim feindlichen Feldherrn
17 Kaum war sie eingetreten, waren die Augen des Holofernes gefesselt.
18 Seine Diener sprachen zu ihm: "Wer kann das Volk der Hebräer verachten, das so schöne Frauen hat? Lohnt es sich nicht, daß wir schon um ihretwillen gegen jene kämpfen?"
19 Sobald Judit den Holofernes sah, wie er unter einem Fliegennetz saß, das aus Purpur und Gold gewirkt und mit Smaragden und anderen Edelsteinen besetzt war,
20 und ihn angeschaut hatte, warf sie sich huldigend vor ihm zur Erde nieder. Auf Befehl ihres Herrn Holofernes hoben die Diener sie wieder auf.