Judits Gebet
1 Als die Ältesten weggegangen waren, begab sich Judit in ihren Gebetsraum und legte ein Bußgewand an. Dann streute sie Asche auf ihr Haupt, warf sich vor dem Herrn nieder und flehte:
2 "Herr, Gott meines Stammvaters
Simeon! Du hast ihm das Schwert gereicht zur Bestrafung der Fremdlinge, die in ihrer Verkommenheit eine Jungfrau vergewaltigt und geschändet haben.
1
3 Du hast deinen Dienern, die für dich eiferten, die Frauen als Beute, die Töchter als Gefangene und alle Habe zur Verteilung überlassen. Komm, ich bitte dich, Herr, mein Gott, mir, einer Witwe, zu Hilfe!
4 Auch was früher geschah, hast du bewirkt, und was später sich ereignete, hattest du ausgedacht, und immer geschah, was du wolltest.
5 Denn alle deine Wege sind geebnet, und deine Ratschlüsse hast du nach deiner Vorsehung festgesetzt.
6 Blicke nun auf das Lager der Assyrer, wie du damals dich gewürdigt hast, auf das Lager der Ägypter zu schauen, als sie im Vertrauen auf ihre Streitwagen, auf ihre Reiter und die Menge ihrer Krieger in voller Rüstung deinen Knechten nachsetzten.
7 Du schautest nieder auf ihr Lager, und Finsternis beraubte sie ihrer Kraft.
8 Der Abgrund hielt ihre Füße fest, und die Wasser bedeckten sie.
9 So möge es, Herr, auch diesen ergehen, die da vertrauen auf ihre Menge und sich rühmen ihrer Wagen, Speere und Schilder, ihrer Pfeile und Lanzen
10 und nicht wissen, daß du unser Gott bist, der von jeher die Kriegsmacht vernichtet, und daß dein Name ist >der Herr<.
11 Erhebe deinen Arm wie von alters her und zerschmettere ihre Macht durch deine Macht! Laß in deinem Zorn ihre Kraft dahinsinken, die dein Heiligtum entweihen, das Zelt deines Namens verunreinigen und mit ihrem Schwert die Hörner deines Altars abschlagen wollen!
12 Gib, Herr, daß das stolze Haupt mit seinem eigenen Schwert abgehauen wird!
13 Laß meinen Anblick ihn bestricken! Schlage ihn durch die Anmut meiner Lippen!
14 Gib mir standhaften Sinn, daß ich ihn verachte, und Kraft, daß ich ihn zugrunde richte!
15 Denn das wird ein Denkmal deines Namens sein, wenn ihn die Hand einer Frau zu Fall gebracht hat.
16 Deine Macht, o Herr, beruht ja nicht auf der Menge, noch hast du Wohlgefallen an der Pferde Stärke, noch warst du den Übermütigen je geneigt, sondern das Gebet der Demütigen und Sanftmütigen gefiel dir allezeit.
17 Gott des Himmels, Schöpfer der Gewässer, Herr der ganzen Schöpfung! Erhöre mich Arme, die zu dir fleht und auf deine Barmherzigkeit vertraut!
18 Gedenke, Herr, deines Bundes und lege das Wort in meinen Mund und gib meinem Herzen Kraft für mein Vorhaben, daß dein Haus dir geheiligt bleibt
19 und alle Völker erkennen, daß du Gott bist und kein anderer außer dir ist!"