1 Tobias erwiderte seinem Vater: "Alles, was du mir befohlen hast, Vater, will ich tun.
2 Wie ich aber das Geld einfordern soll, weiß ich nicht. Jener kennt mich nicht, und ich kenne ihn nicht. Wie soll ich mich ausweisen? Auch den Weg, der dorthin führt, kenne ich nicht."
3 Der Vater entgegnete ihm: "Ich habe noch einen Schuldschein in meinen Händen. Wenn du ihm diesen zeigst, wird er dir das Geld sofort zurückgeben.
4 Nun aber geh und suche dir einen zuverlässigen Mann, der gegen Bezahlung mit dir geht, damit du das Geld zurückerhältst, solange ich noch lebe!"
Der Engel Rafael bietet sich als Begleiter an
5 Da ging Tobias aus und traf einen stattlichen Jüngling, der aufgeschürzt und reisefertig dastand.
6 Er wußte nicht, daß es ein Engel Gottes war. Er grüßte ihn und sprach: "Woher bist du, trefflicher Jüngling?"
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7 Jener antwortete: "Ich gehöre zu den Söhnen Israels." Tobias fragte ihn: "Kennst du den Weg nach Medien?"
8 Er antwortete ihm: "Ich kenne ihn. Alle Wege in dem Land bin ich oft gegangen. Ich habe mich bei unserem Bruder Gabaël aufgehalten, der in Rages, einer medischen Stadt im Gebirge von Ekbatana, wohnt."
9 Tobias sprach zu ihm: "Ich bitte dich, warte ein wenig, bis ich dies meinem Vater gemeldet habe."
10 Und Tobias ging hinein und berichtete dies alles seinem Vater. Der Vater verwunderte sich darüber und ließ ihn bitten, zu ihm hereinzukommen.
11 Er ging hinein und grüßte ihn mit den Worten: "Freude sei dir allezeit!"
12 Tobit erwiderte: "Welche Freude kann ich noch haben, da ich im Finstern sitze und das Himmelslicht nicht sehe?"
13 Der Jüngling entgegnete ihm: "Sei guten Mutes! Bald wirst du von Gott geheilt."
14 Dann fragte ihn Tobit: "Kannst du meinen Sohn zu Gabaël nach der Stadt Rages in Medien führen? Bei deiner Rückkehr werde ich dir deinen Lohn geben."
15 Der Engel antwortete ihm: "Ich will ihn hinführen und zu dir zurückbringen."
16 Tobit entgegnete ihm: "Ich bitte dich, sage mir, aus welcher Familie und aus welchem Stamm bist du?"
17 Der Engel Rafael antwortete ihm: "Fragst du mehr nach der Herkunft als nach der Person des Lohndieners, der mit deinem Sohn gehen soll?
18 Aber um dich nicht in Unruhe zu lassen: Ich bin Asarja, der Sohn des großen Hananja."
19 Tobit erwiderte: "So bist du aus einem vornehmen Geschlecht. Zürne mir bitte nicht, daß ich dein Geschlecht erfahren wollte!"
20 Der Engel sprach zu ihm: "Ich werde deinen Sohn wohlbehalten hin- und zurückführen."
21 Tobit sprach: "Reist glücklich! Gott sei mit euch auf eurer Reise, und sein Engel begleite euch!"
22 Nachdem alles bereit war, was sie auf den Weg mitnehmen sollten, nahm Tobias Abschied von Vater und Mutter, und beide traten miteinander die Reise an.
23 Als sie fortgezogen waren, fing die Mutter an zu weinen und sagte: "Die Stütze unseres Alters hast du uns genommen und von uns ziehen lassen.
24 Wäre doch nie das Geld gewesen, um dessentwillen du ihn weggeschickt hast.
25 Wir waren ja mit unserer Armut zufrieden und konnten den Anblick unseres Sohnes für Reichtum halten."
26 Tobit sprach zu ihr: "Weine nicht! Unser Sohn wird wohlbehalten zu uns zurückkehren, und deine Augen werden ihn wiedersehen.
27 Denn ich glaube, daß ein guter Engel Gottes ihn begleitet und alles gut lenkt, so daß er mit Freuden zu uns heimkehrt."
28 Bei diesen Worten hörte seine Mutter auf zu weinen und beruhigte sich.