Tob 4

Die Sendung des Erzengels Rafael

Ermahnungen Tobits an seinen Sohn

1 Da nun Tobit glaubte, seine Bitte, sterben zu dürfen, sei erhört, ließ er seinen Sohn Tobias zu sich kommen
2 und sprach zu ihm: "Mein Sohn, höre die Worte meines Mundes und lege sie wie einen Grundstein in dein Herz!
3 Wenn Gott meine Seele zu sich nimmt, bestatte meinen Leib! Deine Mutter aber halte in Ehren alle Tage deines Lebens!
4 Bedenke, wie viele und große Gefahren sie deinetwegen im Mutterschoß hatte.
5 Wenn auch ihre Lebenszeit zu Ende ist, bestatte sie neben mir.
6 Alle Tages deines Lebens habe Gott vor Augen! Hüte dich, je in eine Sünde einzuwilligen und die Gebote des Herrn, unseres Gottes, zu übertreten.
7 Gib Almosen von deinem Vermögen und wende dein Angesicht nie ab von einem Armen! Dann wird sich auch von dir das Angesicht des Herrn niemals abwenden.
8 Sei barmherzig, soviel du es vermagst!
9 Hast du viel, gib reichlich! Hast du wenig, such auch das Wenige gern zu geben!
10 So sammelst du dir einen herrlichen Lohn für den Tag der Not.
11 Das Almosen errettet von Sünden aller Art und vom Tod und läßt die Seele nicht in die Finsternis hinabsteigen.
12 Große Sicherheit vor dem höchsten Gott gibt das Almosen allen, die es spenden.
13 Hüte dich, mein Sohn, vor aller Unkeuschheit. Gestatte dir neben deiner Frau keinen Verkehr mit einer anderen.
14 Laß dich nie in deinen Gedanken und in deinen Worten vom Stolz beherrschen; denn mit ihm hat alles Übel seinen Anfang genommen.
15 Hat jemand für dich gearbeitet, gib ihm gleich den Lohn und halte den Verdienst des Tagelöhners nicht zurück!
16 Was du nicht willst, das man dir tut, das tu auch keinem anderen!
17 Teile mit dem Hungernden und Dürftigen dein Brot und bedecke den Nackten mit deinen Kleidern!
18 Bringe dein Brot und deinen Wein zum Begräbnis der Gerechten. Iß und trink aber nicht davon mit den Sündern.
19 Suche stets Rat bei einem Weisen!
20 Preise Gott zu aller Zeit und bitte ihn, daß er deine Wege lenkt und daß all dein Vorhaben durch ihn gelingt!
21 Ich teile dir auch mit, mein Sohn, daß ich, als du noch klein warst, dem Gabaël zu Rages, einer Stadt der Meder, zehn Talente Silber gab. Der Schuldschein ist noch in meinem Besitz.
22 Sieh also zu, wie du zu Gabaël kommen und die erwähnte Summe Geldes gegen Abgabe des Schuldbriefes wiedererhalten kannst.
23 Sei getrost, mein Sohn! Wir führen zwar ein armes Leben. Aber wir besitzen einen großen Reichtum, wenn wir Gott fürchten, jede Sünde meiden und Gutes tun."